Trotz des Beschlusses umfangreicher Freigaben aus der EU-Intervention
bleiben die Stimmung am Weizenmarkt positiv und die Preise fest.
Marktlage
Unerwartet rege begann das Getreidegeschäft am Jahresanfang.
Jetzt sind die Umsätze wieder leicht zurückgegangen. Mühlen
und Mischfutterwewrke haben sich für die nächsten wochen
mit Ware eingedeckt, so daß die Nachfrage inzwischen wieder
etwas geringer ausfällt. Dennoch konnten sich die Preise gut
behaupten und regional sogar nochmals sehr leicht verbessern. Auch
die von der EU-Kommission vorgesehenen Freigaben in Höhe von
rund 670.000 t Weizen für das gesamte EU-Gebiet konnten
die stabile Markttendenz nicht trüben.
Das Kaufinteresse beschränkt sich vorrangig auf Brotweizen
(B), während Qualitäts- (A) und Eliteweizen (E) geringere
Nachfrage erfahren und auch nur geringe Preiszuschläge realisieren
können. Während B-Qualitäten insbesondere für
den Export ab Seehafen in Norddeutschland stärker gefragt sind,
können A- und E-Qualitäten in Süddeutschland leicht
anziehen, da aus den südlichen EU-Ländern eine stärkere
Nachfrage besteht. Der Export von französischem Weizen nach
Nordafrika verbessert die Stimmung zusätzlich.
Die Preise für B-Weizen erreichen derzeit in Hessen in der
Spitze 155 €/t netto frei Landhandelslager bzw. 160 €/t
netto in der Strecke ab Hof.
Am internationalen Markt liegen die aktuellen Preise deutlich unter
den Preisniveau des EU-Gebietes. Das Dürrejahr 2003 mit seiner
erheblich schlechteren Ernte hat die EU-Preise enorm in die Höhe
getrieben, während am internationalen Markt die glabale, zwar
knappe, aber immer noch ausreichende Ernte den Preis bestimmt.
Fakten
- Verkauf von Interventionsbeständen
Die EU-Kommission hat früher als erwartet Weizen aus Interventionsbeständen
für den EU-Binnenmarkt ausgeschrieben. Insgesamt handelt es
sich hierbei um eine Menge von 677.047 t Weizen, der zusätzlich
für den EU-Markt zur Verfügung stände. In Deutschland
handelt es sich insgesamt um die Restmenge von 89.000 t.
Gebote für den Weizen sind ab dem 05.02.2004 möglich. Die Binnenmarktausschreibungen
sollen bis zum 22.06.2004 laufen bzw. solange noch Ware vorhanden
ist. Bis Mitte Februar beabsichtigt die Bundesanstalt für Landwirtschaft
und Ernährung (BLE), Frankfurt den Verkauf von rund 6.200 t
Weizen aus Interventionsbeständen. Aufgrund der knappen
Marktversorgung sind jedoch kaum Auswirkungen auf die Preisentwicklung
zu erwarten.
kaum Auswirkungen
- Ernte 2004
Die Ernte 2004 wird - aufgrund der weltweit knappen
Versorgungslage - bereits sehr frühzeitig diskutiert.
Bereits jetzt werden deutlich höhere Preise ex-Ernte
diskutiert als im Vorjahr. Die Preisvorstellungen liegen dennoch
weit unter dem derzeitgen Preisniveau. Die nachfolgende Grafik
zeigt den Kursverlauf backfähiger Weizenqualitäten
am EU-Marktplatz Matif ind Paris sowie in den USA an der KCBT
in Kansas.
So werden auch an den Warenterminbörsen die Fälligkeitstermine
zur Ernte 2004 noch immer deutlich unter dem derzeitigen Kursniveau
bewertet. Anders sieht die Lage an den internationalen Marktplätzen
aus. Da die aktuellen Kurse derzeit weit unter den EU-Preisniveau
liegen, setzen sich die internationalen Kurse deutlich weniger
nach unten ab.
An den Kassamärkten wird Brotweizen ex-Ernte 2004
derzeit mit 130-135 €/t netto franko Hamburg bewertet.
Damit liegen die derzeit genannten Kassapreise über den
Terminnotierungen der EU-Warenterminbörsen.
Baisse-Signal
- Nach den ersten Erhebungen des statistischen Bundesamtes DESTATIS
wurde die Wintergetreidefläche um 6,7 % auf 355.000 ha
deutlich ausgedehnt. Nachdem die EU die Flächenstillegungsrate
für das Wirtschaftsjahr 2004/05 auf 5 % zurückgenommen
hat, ist mit einer weiteren Ausdehnung der Getreideanbaufläche
durch Sommergetreide zu rechnen.
Baisse-Signal
- Schrumpfende Endbestände
Auf die langsam und allmählich sinkenden weltweiten Endbestände
wurde an dieser Stelle mehrfach eingegangen. An dieser Stelle
sei daher lediglich auf einen der bisherigen Beiträge
hingewiesen.
Hausse-Signal
- Neuer WTB-Weizenkontrakt
Am 30.01.2004 startet die Warenterminbörse WTB, Hannover
einen neuen Weizenkontrakt mit Lieferorten fob/fca Mittellandkanal,
Main bzw. Mosel. Näheres hierzu in einem nachfolgenden
Beitrag.
Prognose
Die Bestände auf Erzeugerseite sind deutlich geringer als
in den vergangenenen Jahren, so daß das Angebot bis zur
nächsten Ernte 2004 äußerst angespannt bleiben
dürfte. Ab April/Mai 2004 wird mit einer Belebung des
Exportgeschäftes gerechnet. Stärkere Nachfrage ist seitens
der anderen EU-Staaten wie auch weiterer tradioneller Abnehmerländer
zu erwarten. Der Bedarf der Mischfutterindustie dürfte sehr
hoch bleiben, so daß auch mit weiterhin hohen Kursen gerechnet
werden kann.
Auch wenn die Preise am Weltmarkt derzeit keine weiteren Kursgewinne
realisieren können, dürfte das Preisniveau in der EU
nach meiner Einschätzung davon in dieser Vermarktungssaison
unberührt bleiben. Erst mit der nahenden Ernte 2004 und der
zu erwartenden besseren Versorgung des EU-Marktes ist mit deutlichem
Preisdruck zu rechnen.