Weizen-Markt in der Preiskrise
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 26.03.2003


Noch ist unklar, wie hoch die Auswinterungsschäden tatsächlich ausfallen werden. In Deutschland wird regional mit Ausfällen bei Weizen gerechnet. Auch in Frankreich geht man von starken Witterungsschäden aus. Der Markt reagiert auf die Meldungen mit leichter Entspannung.

Marktlage

Die Preise am internationalen wie auch am heimischen Weizenmarkt kommen aus ihrer Dauerkrise nicht heraus. Noch während der Erntezeit 2002 sorgten die knappe weltweite Versorgungslage und schlechtere Qualitäten für Kursgewinne. Dann ließen die riesigen Importmengen aus der Schwarzmeerregion die Kurse abstürzen.

Nachdem der Traum vom schnellen Siegeszug im Irak ausgeträumt scheint, reagieren die Märkte weltweit mit rückläufigem Geschäft und Kursverlusten. Dieser Entwicklung können sich auch die agrarischen Märkte nicht entziehen, zumal der EU-Export nicht in Gang kommt.

Fazit: Deutscher Weizen gerät erneut unter Druck und nähert sich dem Interventionspreis (105,96 €/t).

Fakten

  • In seiner Prognose vom 27.02.2003 hatte der internationale Getreiderat (IGC) seine Erwartung bei der Weizenproduktion auf 565 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr (580 Mio. t) um 15 Mio. t zurückgenommen. Die Endbestände der fünf Hauptexporteure (Argentinien, Australien, Kanada, EU, USA) schrumpfen nach Einschätzung des IGC auf 34 Mio. t und damit knapp 6 % des weltweiten Jahresbedarfs zusammen.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Welt
    Welt
    *) Haupt- exporteure
    1999/00
    585
    582
    201
    51
    2000/01
    582
    583
    200
    52
    2001/02
    579
    587
    192
    46
    2002/03 Prognose vom:
    28.11.2002
    562
    593
    162
    30
    30.01.2003
    563
    593
    163
    33
    27.02.2003
    565
    595
    164
    34
    *) Argentinien, Australien, Kanada, EU, USA
    Quelle: IGC, Prognose vom 27.02.2003

    Hausse-Signal

  • Produktion EU
    In ihrer jüngsten Schätzung vom 28.02.2003 schätzt die Interessenvertretung der Getreidehändler in der EU, Comite Du Commerce Des Cereales (Coceral) die EU-Getreideernte 2003 auf 205,6 Mio. t, die damit das Vorjahresergebnis der Ernte 2002 von 207,14 Mio. t um rund 1 % unterschreiten würde. Die Weizenfläche wurde in der EU zur Ernte 2003 um 0,6 % eingeschränkt, die Erträge werden mit durchschnittlich 66,9 dt/ha 0,5 % unter dem 2002er Ergebnis eingeschätzt. Insgesamt schätzt Coceral die EU-Weichweizenernte auf 92,9 Mio. t nach 93,9 Mio. t in 2002, das bedeutet einen Produktionsrückgang um 1,1 %. Ein deutlicher Produktionsanstieg 4 % wird jedoch für Deutschland erwartet.

    in Mio. t
    Weizenproduktion in der EU-15
    Deutsch-
    land
    Frank-
    reich
    Groß-
    britannien
    EU-15
    1999/00
    19,551
    35,463
    16,465
    89,576
    2000/01
    21,578
    35,929
    16,700
    95,553
    2001/02
    22,814
    30,233
    11,573
    83,044
    2002/03
    20,769
    37,347
    16,053
    93,926
    2003/04 Prognose vom:
    28.02.2003
    21,645
    35,975
    15,210
    92,848
    Quelle: Coceral, Prognose vom 28.02.2003

    Baisse-Signal

  • Import/Export
    Der Exportmarkt scheint sich ganz leicht zu beleben. Die Exporte nach Ägypten und in die Türkei, bei denen EU-Weizen zum Zuge kam, können jedoch noch keine echte Marktbelebung auslösen. Die EU-Kommission gewährte jedoch in der vergangenen Woche mit 684.500 t Exporterstattungen für die Verschiffungen von Weizen umfangreichere Exportlizenzen als erwartet. Durch den Irak-Krieg haben sich die internationalen Frachtraten deutlich erhöht. Der Export wird nach wie vor durch den starken Kursverlauf des Euro im Vergleich zum US-Dollar zusätzlich erschwert.


    Seit Anfang 2002 profitiert der Euro von der anhaltenden Schwäche des US-Dollars und steht seit Beginn des Irak-Krieges bei rund 1,06 Euro je US-Dollar. Dennoch hat der Euro erst 90 % seines ursprünglichen Wertes von Anfang 1999 wiedererlangt. Das bedeutet, daß die dingend erforderlichen Exporte vom deutschen Weizen Exporterstattungen notwendig sind.
    Baisse-Signal, sofern die Drittlandsnachfrage nicht lebhafter wird.

  • Schwarzmeer-Weizen
    Die Ukraine und Rußland haben in den letzten Monaten so viel Weizen exportiert, daß jetzt offenbar die Versorgung bis zum Anschluß an die neue Ernte 2003 nicht gesichert zu sein scheint. Es wird erwartet, dass die Ukraine Weizen importieren muß.
    Hausse-Signal

Prognose
Schrumpfende Welt-Weizenvorräte und ein wachsender Verbrauch stehen derzeit einer Handelsflaute gegenüber. Der nach wie vor schwache Dollar schmälert die Gewinne aus den wenigen Exportgeschäften. Auch wenn die EU-Exportlizenzen bisher deutlich höher ausfielen (+77 %), ist keine Belebung des Marktes in Sicht. Ich erwarte, daß der Markt vorerst - auch mit Blick auf die Brüsseler Pläne - schwach bleiben wird, so daß die Internvention an Bedeutung gewinnen dürfte.
 
 
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