Produktionsdefizit läßt Weizenmarkt boomen
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 22.12.2003


99 € je Tonne - mit diesem bundesweiten Durchschnittspreis startete das aktuelle Vermarktungsjahr nach einer monatelangen Durststrecke. Inzwischen notiert B-Weizen bundesweit bei 145 €.

Marktlage
Bereits in der letzten Woche waren die Umsätze am Weizenmarkt rückläufig. In den Festtagswochen wird das Geschäft - auch aufgrund der wenigen Handelstage - weiter eingeschränkt werden. Auch wenn die Kurse an den europäischen Warenterminmärkten leicht nachgaben, konnten die Großhandels- und Erzeugerpreise ihr hohes Niveau behaupten. Der Preiseinbruch an den US-Märkten im November war Folge eines befürchteten Handelsstreites zwischen den USA und China. Der Dezember-Preiseinbruch resultiert aus einer höheren Ernteschätzung des US-Landwirtschaftsministeriums.

Die Mühlen in Deutschland haben sich überwiegend bis weit in das neue Jahr mit Weizen versorgt. Mit größerem Anschlußbedarf scheint erst ab März zu rechnen zu sein.

Fakten

  • Anhebung der Endbestands-Schätzung
    In seiner neuesten Schätzungen vom 11.12.2003 hat das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) seine Prognose der Weltweizenproduktion leicht angehoben. Damit werden jetzt auch die weltweiten Endbestände wie auch die Endbestände der Hauptexportuere etwas höher ausfallen. Nach Bekanntwerden der Prognose gaben die Kurse an den US-Märkten deutlich nach.

    Der Internationale Getreiderat (IGC) hatte in seiner Prognose vom 26.11.2003 die erwartete Produktion 2003/04 wie auch die Endbestände nochmals nach unten korrigiert.

    Dennoch bestätigen beide Prognosen die bisherige Erwartung einer kleineren Weizenernte 2003/04 sowie weltweit sinkender Endbestände.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Haupt- exporteure
    Welt
    Welt
    Haupt- exporteure
    1999/00
    585,9
    226,7
    591,6
    170,1
    51,9
    2000/01
    583,6
    232,3
    590,1
    168,8
    52,1
    2001/02
    580,9
    205,2
    585,5
    198,1
    44,6
    2002/03
    565,8
    185,8
    600,2
    163,7
    35,2
    2003/04 Prognose vom:
    12.05.2003
    547,0
    216,4
    582,2
    129,0
    33,6
    10.10.2003
    549,5
    215,1
    584,4
    130,2
    34,2

    12.11.2003

    548,3
    214,6
    585,7
    126,3
    32,9

    11.12.2003

    550,5
    215,1
    588,1
    127,9
    35,1
    Hauptexporteure: Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
    Quelle: USDA

    Baisse-Signal

  • CASH!-Betriebe können Preisanstieg nutzen
    Mitglieder des Preisinformationssystemes CASH! konnten auch in der aktuellen Vermarktungssaison ihre Geschäftsabschlüsse an der allgemein steigenden Preistendenz ausrichten. Die Grafik zeigt den Preisverlauf der Geschäftsabschlüsse der CASH!-Betriebe bei B-Weizen in der Spanne sowie dem gewichteten Durchschnitt im Vergleich zu den Großhandelspreisen an der Produktenbörse Mannheim. Die Preise rangieren gewöhnlich - mit Ausnahme des saisonalen "Erntelochs" - knapp unter dem Niveau der Mannheimer Großhandelspreise.

  • 2003: Ein völlig untypisches Vermarktungsjahr
    Die letzte ausgeprägte Hausse am Weltmarkt datiert in das Jahr 1995/96. Auch damals konnte sich niemand vorstellen, daß ein solches Preisniveau erreicht werden würde. Kurzzeitig zeigten die Märkte bereits im vergangenen Jahr, daß eine große Unsicherheit besteht, die zu extremen Preisausschlägen führen kann. Welches Preisniveau in der aktuellen Hausse-Phase erreicht werden wird, ist schwer zu prognostizieren. Der Anteil spekulativer Engagement dürfte jedoch weiter zunehmen und den Preis in die Höhe treiben. Doch Vorsicht! Der Weizenmarkt wird dann noch anfälliger für hefige Kursschwankungen.


    Hausse-Signal

  • Niedrigere Weizenernte in Polen
    In Polen fiel die Ernte 2003/04 mit 23,4 Mio. t Getreide incl. Körnermais rund 13 % geringer aus als im Vorjahr. Die Weizenernte ging mit knapp 7,9 Mio. t um 15,5 % zurück. Polen ist damit auf Weizen-Importe in backfähiger Qualität angewiesen.
    Hausse-Signal

  • Rußland plant Marktschutzmaßnahmen
    Rußland plant, die Exporte von Weizen, Roggen und Menggetreide bis 01.05.2004 mit einem Exportzoll in Höhe von 25 €/t zu belegen. Dies hat der Regierungsausschuß für Schutzmaßnahmen im Außenhandel und Zolltarifpolitik am 09.12.2003 in Moskau dem Kabinett empfohlen. Von der geplanten Exporteinschränkung soll Gerste ausgeschlossen sein.
    Baisse-Signal

Prognose
Derzeit stagnieren die Preise ohne unter Druck zu geraten. Der EU-Markt wie auch der Weltmarkt bleiben bis zur Ernte 2004 auf der Nordhalbkugel knapp versorgt. Der Bedarf an Brot- und Futtergetreide dürfte nach meiner Einschätzung auch im kommenden Jahr für eine hohes Preisniveau sorgen. Die Monate Januar und Februar sind erfahrungsgemäß ungünstigere Verkaufsmonate, da sich der Markt zunächst noch im "Winterschlaf" befindet und die Landwirte weltweit mehr Ware verkaufen um Rechnungen und Steuern zu begleichen.

Ab März ist ein höheren Anschlußbedarf seitens der Mühlen und Mischfutterhersteller zu erwarten. Nach meiner Einschätzung dürfte der Markt dann wieder - auch aufgrund der geringen Lagerbestände der Erzeuger - wieder anziehen.
 
 
 

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