Die Verarbeitungsindustrie in der EU, die für den EU-Export
wichtigen Magreb-Staaten in Nordafrika wie auch die Staaten
im Nahen Osten haben sich in den letzten Wochen des Jahres 2002
noch umfangreich mit Schwarzmeerweizen bevorratet. Entsprechend
schleppend verlief der Export von EU- und deutschem Weizen.
Marktlage
Guter Backweizen aus deutschem Anbau ist in diesem Vermarktungsjahr
knapper als in den Vorjahren. Dennoch geriet der Handel mit guten
Backqualitäten trotz des positiven Startes direkt nach der
Ernte in eine anhaltende Baisse-Phase. Die hohen Weltmarktpreise
konnten den auf dem EU-Markt lastenden Angebotsdruck durch spottbilligem
Schwarzmeer-Weizen nicht dämpfen. Die umfangreichen Exporte
aus der Schwarzmeerregion unterwanderten nicht nur den EU-Markt,
sondern ließen auch die Nachfrage nach EU-Weizen in den traditionallen
Importländern dramatisch einbrechen.
E-Weizen wird derzeit mit rund 153 €/t franko Rostock
gehandelt, A-Weizen erzielt 135 €/t franko Rostock, B-Weizen
etwa 116 €/t franko Hamburg und C-Weizen rund 105 €/t
franko Hamburg. Spätere Termine können Preiszuschläge
realisieren.
Die Import-/Exportsituation hat damit in den letzten Monaten die
Kurse deutlich fallen lassen.
Fakten
- Produktin Welt
In seiner Prognose vom 28.11.2002 hatte der internationale Getreiderat
(IGC) seine Erwartung bei der Weizenproduktion auf 562 Mio. t
im Vergleich zum Vorjahr (579 Mio. t) um 17 Mio. t
zurückgenommen. Ausschlaggebend für die Reduzierung ist vorrangig
die Trockenheit in Nordamerika und in Australien. Die Endbestände
der fünf Hauptexporteure (Argentinien, Australien, Kanada,
EU, USA) schrumpfen nach Einschätzung des IGC auf 30 Mio. t
und damit 5 % des weltweiten Jahresbedarfs zusammen.
in Mio. t
|
Produktion
|
Verbrauch
|
Endbestände
|
Welt
|
Welt
|
Welt
|
*) Haupt- exporteure
|
1999/00 |
585
|
582
|
201
|
51
|
2000/01 |
582
|
583
|
200
|
52
|
2001/02 |
579
|
587
|
192
|
46
|
2002/03 Prognose vom: |
25.09.2002 |
565
|
593
|
138
|
32
|
30.10.2002 |
562
|
593
|
135
|
30
|
27.11.2002 |
562
|
593
|
162
|
30
|
*) Argentinien, Australien,
Kanada, EU, USA
Quelle: IGC, Prognose vom 28.11.2002 |
Hausse-Signal
- Produktion EU
In ihrer jüngsten Schätzung vom 20.12.2002 beziffert die
Interessenvertretung der Getreidehändler in der EU, Comite Du
Commerce Des Cereales (Coceral) die EU-Getreideernte 2002
mit 206,9 Mio. t, die damit das Vorjahresergebnis
von 196,2 Mio. t um 5,5 % übersteigt . Die Weizenfläche
wurde in der EU zur Ernte 2002 um 7,8 % ausgedehnt,
die Erträge lagen mit durchschnittlich 67,6 dt/ha rund
5 % über dem 2001er Ergebnis. Insgesamt schätzt Coceral
die EU-Weichweizenernte auf 94,1 Mio. t nach 83,0 Mio. t
in 2001, das bedeutet eine Produktionssteigerung um 13,3 %.
Ein deutlicher Produktionsrückgang um 9 % wird für
Deutschland ausgewiesen.
in Mio. t
|
Weizenproduktion in der EU-15
|
Deutsch-
land
|
Frank-
reich
|
Groß-britannien
|
EU-15
|
1999/00 |
19,551
|
35,463
|
16,465
|
89,576
|
2000/01 |
21,578
|
35,929
|
16,700
|
95,553
|
2001/02 |
22,814
|
30,233
|
11,573
|
83,044
|
2002/03 Prognose vom: |
20.12.2002 |
20,760
|
37,347
|
16,200
|
94,064
|
Quelle:
Coceral, Prognose vom 20.12.2002 |
Baisse-Signal
- Import/Export
Mit Blick aif die seit dem 1. Januar 2003 gültige
neue EU-Importquoten-Regelung hoffen die Handelspartner auf Verbesserungen
beim Weizenabsatz im EU-Binnenmarkt und im Export. Der Export
wird zwischenzeitlich durch den starken Kursverlauf des Euro im
Vergleich zum US-Dollar zusätzlich erschwert.
Seit Anfang 2002 profitiert der Euro von der anhaltenden Schwäche
des US-Dollars und steht derzeit bei rund 1,04 Euro je US-Dollar.
Dennoch hat der Euro erst 88 % seines ursprünglichen
Wertes von Anfang 1999 wiedererlangt. Das bedeutet, daß
die dingend erforderlichen Exporte vom deutschen Weizen Exporterstattungen
notwendig sind.
Baisse-Signal, sofern die Drittlandsnachfrage nicht lebhafter
wird.
Prognose
Die Entwicklung bei den Drittlandexporten ist ausschlaggebend für
die weitere Kursentwicklung in der EU. Die bisherigen hohen Exporte
aus der Schwarzmeer-Region lassen erwarten, daß das Angebot
von dor zunehmend schwindet. Die knappe Versorgung am Weltmarkt
dürfte den internationalen Weizenpreis weiterhin auf hohem
Niveau halten. Die Verarbeiter in der EU haben sich umfangreich
mit preisgünstigem Weizen bevorratet. so daß nach meiner
Meinung frühestens ab Februar 2003 mit einem erneuten Bedarf
gerechnet werden kann.