Weizen noch immer im Preistal
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 09.01.2003


Die Verarbeitungsindustrie in der EU, die für den EU-Export wichtigen Magreb-Staaten in Nordafrika wie auch die Staaten im Nahen Osten haben sich in den letzten Wochen des Jahres 2002 noch umfangreich mit Schwarzmeerweizen bevorratet. Entsprechend schleppend verlief der Export von EU- und deutschem Weizen.

Marktlage

Guter Backweizen aus deutschem Anbau ist in diesem Vermarktungsjahr knapper als in den Vorjahren. Dennoch geriet der Handel mit guten Backqualitäten trotz des positiven Startes direkt nach der Ernte in eine anhaltende Baisse-Phase. Die hohen Weltmarktpreise konnten den auf dem EU-Markt lastenden Angebotsdruck durch spottbilligem Schwarzmeer-Weizen nicht dämpfen. Die umfangreichen Exporte aus der Schwarzmeerregion unterwanderten nicht nur den EU-Markt, sondern ließen auch die Nachfrage nach EU-Weizen in den traditionallen Importländern dramatisch einbrechen.

E-Weizen wird derzeit mit rund 153 €/t franko Rostock gehandelt, A-Weizen erzielt 135 €/t franko Rostock, B-Weizen etwa 116 €/t franko Hamburg und C-Weizen rund 105 €/t franko Hamburg. Spätere Termine können Preiszuschläge realisieren.

Die Import-/Exportsituation hat damit in den letzten Monaten die Kurse deutlich fallen lassen.

Fakten

  • Produktin Welt
    In seiner Prognose vom 28.11.2002 hatte der internationale Getreiderat (IGC) seine Erwartung bei der Weizenproduktion auf 562 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr (579 Mio. t) um 17 Mio. t zurückgenommen. Ausschlaggebend für die Reduzierung ist vorrangig die Trockenheit in Nordamerika und in Australien. Die Endbestände der fünf Hauptexporteure (Argentinien, Australien, Kanada, EU, USA) schrumpfen nach Einschätzung des IGC auf 30 Mio. t und damit 5 % des weltweiten Jahresbedarfs zusammen.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Welt
    Welt
    *) Haupt- exporteure
    1999/00
    585
    582
    201
    51
    2000/01
    582
    583
    200
    52
    2001/02
    579
    587
    192
    46
    2002/03 Prognose vom:
    25.09.2002
    565
    593
    138
    32
    30.10.2002
    562

    593

    135
    30
    27.11.2002
    562
    593
    162
    30
    *) Argentinien, Australien, Kanada, EU, USA
    Quelle: IGC, Prognose vom 28.11.2002

    Hausse-Signal

  • Produktion EU
    In ihrer jüngsten Schätzung vom 20.12.2002 beziffert die Interessenvertretung der Getreidehändler in der EU, Comite Du Commerce Des Cereales (Coceral) die EU-Getreideernte 2002 mit 206,9 Mio. t, die damit das Vorjahresergebnis von 196,2 Mio. t um 5,5 % übersteigt . Die Weizenfläche wurde in der EU zur Ernte 2002 um 7,8 % ausgedehnt, die Erträge lagen mit durchschnittlich 67,6 dt/ha rund 5 % über dem 2001er Ergebnis. Insgesamt schätzt Coceral die EU-Weichweizenernte auf 94,1 Mio. t nach 83,0 Mio. t in 2001, das bedeutet eine Produktionssteigerung um 13,3 %. Ein deutlicher Produktionsrückgang um 9 % wird für Deutschland ausgewiesen.

    in Mio. t
    Weizenproduktion in der EU-15
    Deutsch-
    land
    Frank-
    reich
    Groß-britannien
    EU-15
    1999/00
    19,551
    35,463
    16,465
    89,576
    2000/01
    21,578
    35,929
    16,700
    95,553
    2001/02
    22,814
    30,233
    11,573
    83,044
    2002/03 Prognose vom:
    20.12.2002
    20,760
    37,347
    16,200
    94,064
    Quelle: Coceral, Prognose vom 20.12.2002

    Baisse-Signal

  • Import/Export
    Mit Blick aif die seit dem 1. Januar 2003 gültige neue EU-Importquoten-Regelung hoffen die Handelspartner auf Verbesserungen beim Weizenabsatz im EU-Binnenmarkt und im Export. Der Export wird zwischenzeitlich durch den starken Kursverlauf des Euro im Vergleich zum US-Dollar zusätzlich erschwert.


    Seit Anfang 2002 profitiert der Euro von der anhaltenden Schwäche des US-Dollars und steht derzeit bei rund 1,04 Euro je US-Dollar. Dennoch hat der Euro erst 88 % seines ursprünglichen Wertes von Anfang 1999 wiedererlangt. Das bedeutet, daß die dingend erforderlichen Exporte vom deutschen Weizen Exporterstattungen notwendig sind.
    Baisse-Signal, sofern die Drittlandsnachfrage nicht lebhafter wird.

Prognose
Die Entwicklung bei den Drittlandexporten ist ausschlaggebend für die weitere Kursentwicklung in der EU. Die bisherigen hohen Exporte aus der Schwarzmeer-Region lassen erwarten, daß das Angebot von dor zunehmend schwindet. Die knappe Versorgung am Weltmarkt dürfte den internationalen Weizenpreis weiterhin auf hohem Niveau halten. Die Verarbeiter in der EU haben sich umfangreich mit preisgünstigem Weizen bevorratet. so daß nach meiner Meinung frühestens ab Februar 2003 mit einem erneuten Bedarf gerechnet werden kann.

 
 
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