An den intenationalen Märkten hat Weizen seine Schwächephase
überwunden. Die Preise ziehen wieder an. Jetzt weiter spekulieren
oder verkaufen?
Marktlage
Nach wie vor wird Weizen wie auch andere Brot- und Futtergetreide
nur knapp angeboten. Die Preise konnten - nach einer nur wenige
Tage andauernden Schwäche - jetzt das erreichte hohe Niveau
behaupten.
Dem geringen Angebot steht eine inzwischen etwas schwächere
Nachfrage gegenüber. Insbesondere die Nachfrage der Verarbeiter
ist - wie zu dieser Jahreszeit durchaus üblich -
recht ruhig. Dennoch besteht hier durchaus noch erheblicher Anschlußbedarf
bis zur nächsten Ernte.
Ein Ende der äußerst knappen Versorgungslage ist nicht
absehbar. Die statistischen Zahlen der weltweiten Produktion wurden
jetzt nochmals leicht zurückgenommen. Die Ernten der Südhalbkugel
scheinen doch etwas schlechter auszufallen als zunächst erwartet.
Der erneute Preisanstieg am Weltmarkt stützt auch das Preisniveau
an unseren heimischen Märkten wie in der gesamten EU. Der leichte
Preisrückgang an den US-Märkten war verantwortlich für
die gut erkennbare Schwächetendenz an unseren Märkten
in den letzten Tagen.
Fakten
- IGC-Prognose bestätigt knappe Versorgung
In seiner neuesten Schätzungen vom 27.11.2003 hat der Internationale
Getreiderat (IGC) seine Prognose der Weltweizenproduktion nochmals
reduziert. Folglich dürften sich die Bestände bis zum Ende
der Saison auch stärker verringern. Auch die letzte Prognose
des US-Landwirtschaftsministerium (USDA) vom 12.11.2003 bestätigt
die bisherige Erwartung einer kleineren Weizenernte 2003/04 sowie
sinkender Endbeständen.
in Mio. t
|
Produktion
|
Verbrauch
|
Endbestände
|
Welt
|
Welt
|
Welt
|
*) Haupt- exporteure
|
1999/00 |
585
|
582
|
201
|
51
|
2000/01 |
582
|
584
|
201
|
53
|
2001/02 |
582
|
586
|
197
|
49
|
2002/03 |
567
|
601
|
163
|
39
|
2003/04 Prognose vom: |
28.08.2003 |
557
|
588
|
130
|
35
|
24.09.2003 |
556
|
585
|
132
|
38
|
29.10.2003 |
556
|
587
|
131
|
39
|
27.11.2003 |
552
|
586
|
129
|
39
|
*) Argentinien, Australien,
EU, Kanada, USA
Quelle: IGC-Prognose |
Die weltweiten Weizenbestände werden nach der Schätzung des IGC
um 34 Mio. t auf 129 Mio. t sinken. Grund
dafür sind die schlechteren Ernteerwartungen in Argentinien und
Australien, den auf der Südhalbkugel wichtigsten Weizenproduzenten.
In Argentinien erwartet der IGC für 2003/04 nur 11,5 Mio. t
Weizen. Dann läge das Ernteergbnis noch unter der bereits
schwachen Vorjahresproduktion von 12,3 Mio. t. In Australien
erwartet der IGC für 2003/04 eine Produktion von 24,0 Mio. t.
Damit läge die Ernte zwar doppelt so hoch wie im im Dürrejahr
2002/03, würde aber dennoch deutlich unter den bisherigen
Ernteerwartungen liegen.
Völlig unklar bleibt, warum der IGC - vor dem Hintergrund
einer nach wie vor wachsenden Weltbevölkerung - von
einem Rückgang des Verbrauchs in Höhe von 15 Mio. t
ausgeht.
Hausse-Signal
- Preisphantasien
Die letzte ausgeprägte Hausse am Weltmarkt datiert in das
Jahr 1995/96. Auch damals konnte sich niemand vorstellen, daß
ein solches Preisniveau erreicht werden würde. Kurzzeitig
zeigten die Märkte bereits im vergangenen Jahr, daß
eine große Unsicherheit besteht, die zu extremen Preisausschlägen
führen kann. Welches Preisniveau in der aktuellen Hausse-Phase
erreicht werden wird, ist schwer zu prognostizieren. Der Anteil
spekulativer Engagement dürfte jedoch weiter zunehmen ud
den Preis in die Höhe treiben. Doch Vorsicht! Der Weizenmarkt
wird dann noch anfälliger für hefige Kursschwankungen.
Die im Rahmen des Realpreisprogrammes CASH!
ermittelten Erzeugerpreise zeigen deutlich die starke Abhängigkeit
von der internationalen Preisentwicklung, dokumentieren jedoch
auch die Möglichkeit preislich guter Geschäftsabschlüsse.
Hausse-Signal
- Dass der deutsche Weizenmarkt von der Futternachfrage getrieben
wird, zeigt sich auch an den jetzt von der Bundesanstalt für
Landwirtschaft und Ernährung (BLE) veröffentlichten Zahlen zur
Verarbeitung von Getreide zu Mischfutter. Nach den BLE-Statistiken
sind im ersten Quartal des Wirtschaftsjahres 2003/04 bei den
monatlich meldenden Betrieben insgesamt 2,04 Mio. t
Getreide zu Mischfutter verarbeitet worden. Das waren rund 65.000 t
mehr als im Vorjahreszeitraum. Dieser Zuwachs ging vor allem
auf das Konto eines höheren Einsatzes von Weizen. Er lag von
Juli bis September 2003 bei 962.000 t und damit 81.500 t
höher als vor einem Jahr. Deutlich zugenommen hat auch die Verwendung
von Körnermais, wogegen Roggen und Triticale weniger Eingang
im Mischfutter fanden. Etwa gleich geblieben ist der Einsatz
von Gerste.
Hausse-Signal
Prognose
Den real existierenden Versorgungs- und Preisrisiken trägt
der Markt nur äußerst ungenügend Rechnung. Man hat
gelernt, mit äußerst engen Beständen zu leben und
geht davon aus, daß das Vermarktungsjahr ohne weitere preistrebende
Hiobsbotschaften verläuft. Da sind starke Preisschwankungen
und unkalkulierbare Marktentwicklungen vorherprogrammiert.
Die Lagerbestände in der Landwirtschaft und beim regionalen
Agrarhandel sind kleiner als zunächst erwartet. Von dieser
Seite ist kein Angebotsdruck mehr zu erwarten. Erst die Erntestatistiken
zur Ernte 2004 dürften sich auf die Angebotslage auswirken.
Ab dem nächsten Jahr rechnet man mit größeren Exportaufträgen.
Dann könnte durchaus nochmal Wezen teurer werden.
Der Weizenmarkt bleibt nach meiner Einschätzung weiterhin
fest, wenn auch kleinere Rückschläge nicht ausgeschlossen sind.
Wer Verkaufstermine noch in diesem Jahr in's Auge gefaßt hat, sollte
über einen Verkauf in dem derzeit knapp versorgen Markt nachdenken.
Nach meiner Einschätzung sollte ein (Teil-)Verkauf zu den derzeit
guten Preisen erwogen werden.
Fazit: Das Marktgeschehen sollte in den nächsten Wochen
regelmäßig wenn nicht sogar täglich verfolgt werden, um rechtzeitig
auf sich anbahnende Marktumschwünge reagieren zu können.
Auch Terminkontrakte zur Ernte 2004 sollten in Erwägung
gezogen werden. Zu Kursen zwischen 115 und 125 €/t
loco Hof bieten sich derzeit attakive Möglichkeiten, die nächste
Ernte preislich abzusichern. Zu erwarten ist, daß international
wie auch in der EU der Anbau marktwirksam ausgedehnt wird, so daß
die Produktion 2004/05 entsprechend höher ausfallen dürfte.