An den Weizenmärkten belebt sich die Nachfage nach guten bis
sehr guten Weizenqualitäten wieder etwas. Schwache Qualitäten
finden nur schwer Käufer.
Marktlage
An den internationalen Agrarmärkten sind die Kurse zwischenzeitlich
auf das EU-Niveau abgesackt. Derzeit scheint sich die Stimmung jedoch
wieder zu verbessern. International bleibt Brotweizen in einer guten
Qualität knapp angeboten. Trotz des des schwachen US-Dollars und
der damit in Euro dargestellten schwächeren US-Notierungen
bleiben die Weizenpreise in der EU noch konkurrenzfähig. Auch für
argentinischen Weizen werden derzeit hohe Preise verlangt. Hier
zeigen sich deutlich die Auswirkungen der dortigen Wirtschaftskrise.
Fakten
- Deutschland
In Deutschland wurde zur Ernte 2003 weniger Winterweizen ausgesät.
Das Statistische Bundesamtes beziffert den Anbaurückgang nach
ersten Schätzungen auf rund 1,5 Prozent, so daß die Anbaufläche
auf rund 2,92 Mio. ha zurückgegangen sein dürfte. Der
deutlichen Anbaueinschränkung in vielen Bundesländern steht dabei
eine Anbauausdehnung in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen
und Nordrhein-Westfalen gegenüber.
Hausse-Signal
- Rußland
Russische Getreide-Exporte über die Schwarzmeer-Häfen sind
derzeit aufgrund schlechter Wetterbedingungen blockiert, so daß
der Preisdruck am internationalen Markt leicht rücikläufig
ist. Ende Dezember 2002 lagen die Preise für Weizen in Rußland
bei rund 51 €/t.
Novorossiysk ist der traditionelle Exporthafen für russisches
Getreide. Hauptziele russischer Exporte sind derzeit Westeuropa,
der Nahe Osten und Nordafrika, so daß die russischen Exporte in
direkter Konkurrenz zu den Zielländer der EU-Exporte stehen.
Die russischen Landwirte ernteten 2002 (Wj 2002/03) nach
Angaben des russischen Landwirtschaftsministeriums fast 87 Mio. t
Getreide (2001: 83,1, 2000: 65,4), darunter 50,6 Mio. t
Weizen (2001: 47 Mio. t) geerntet. In den letzten
6 Monaten konnte Rußland seinen Export auf 9,5 Mio. t
(!) Getreide steigern (2001: 3,2 Mio. t). Für
das Wirtschaftsjahr 2002/03 plant Rußland einen weiteren Ausbau
des Exportgeschäftes auf 14 Mio. t Getreide. Voraussetzung
hierfür ist der geplante, weitere Ausbau der Seehäfen.
Bitte beachten Sie, daß die Daten der großen Getreideproduzenten
Ukraine und Kazakstan in den russischen Zahlen nicht berücksichtigt
sind. Nach Einschätzung des Analysehauses IKAR könnten sich die
Exporte von Rußland, Ukraine und Kazakhstan auf insgesamt 25 Mio. t
bis zum Ende des WJ 2002/03 belaufen.
Baisse-Signal
- USA
Die USA gehen in ihrer Anbauerwartung für 2003 unter anderem von
einer Ausdehnung des Weizenanbaus um 3 % auf 25,2 Mio. ha
(2002: 24,4) aus, darunter beim Winterweizen-Anbau von einer
Steigerung auf 17,9 Mio. ha (2002: 16,9).
Baisse-Signal
Prognose
Im laufenden Wirtschaftsjahr hat sich die EU - ein großer
Weizenproduzent und -exporteur - aufgrund des zu Dumpingpreisen
angebotenen Schwarzmeerweizen zu einem Hauptimporteur entwickelt.
Mit den seit Anfang 2003 geltenden neuen EU-Importbestimmungen ließ
der Importdruck erfreulicherweise deutlich nach.
Für den Anschlußbedarf der Verarbeiter wird folglich
deutscher und EU-Weizen wieder interessanter werden. Die Nachfrage
belebt sich derzeit vorrangig bei guten bis sehr guten Backqualitäten.
Die winterbedingten Verladeprobleme in den Schwarzmeerhäfen
vergrößern derzeit die Exportchancen für EU-Ware.
Mit einer Belebung des dringend benötigten Exportgeschäftes
wird in den nächsten Wochen gerechnet. Zudem ist zu erwarten,
daß der Angebotsdruck aus Osteuropa in der zweiten Hälfte
des Wirtschaftsjahres zurückgehen wird.
Sobald die Preise wieder anziehen, sollte daher nach meiner
Einschätzung
- der Verkauf der noch liegenden 2002er Ware geplant werden
und
- der Abschluß von Termingeschäften zur Ernte 2003
erwogen werden.