Weizen:
Es kommt wieder Bewegung in den Markt
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 31.10.2003


Stillstand herrschte in den letzten Wochen bei der Preisentwicklung, doch jetzt kommt wieder Bewegung in den Weizenmarkt. Die Preise ziehen an unseren heimischen Märkten und inzwischen auch international wieder an.

Marktlage

Nachdem Weizen an den französischen Märkten langsam und allmählich wieder höher bewertet wird, zehen auch die Preise in Deutschland wieder an. Noch immer ist das Angebot am Brot- und Futterweizenmarkt recht klein und findet glatte Aufnahme. Das Interesse richtet sich vorzugsweise auf C- und B-Qualitäten, während A- und E-Weizen noch immer weniger gefragt sind und nur geringe Preisaufschläge realisieren können. Doch diese Situation könnte sich in den nächsten Wochen ändern.

Die Grafik zeigt die deutlich steigenden Kurse an der Warenterminbörse Kansas, USA. Mit den anziehenden Preisen verliert US-Weizen an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Herkünften. Nachdem Südeuropa in den letzten Wochen US-Weizen noch für attraktive Preise importieren konnte, steigen jetzt wieder die Marktchancen für französische und deutsche Herkünfte.

Die Mühlen zeigen nach wie vor Bedarf für die nächsten Wochen. Auf Großhandelebene haben die Preise für B-Qualitäten in Mitteldeutschland auf rund 137-140 €/t angezogen. Dringend benötigte Ware kann deutliche Preiszuschläge realisieren.

Fakten

  • IGC-Prognose bestätigt knappe Versorgung
    Sowohl die letzte Prognose des internationalen Getreiderates (IGC) vom 29.10.2003 als auch des US-Landwirtschaftsministerium (USDA) vom 10.10.2003 gehen nach wie vor von einer kleineren Weizenernte 2003/04 sowie sinkenden Endbeständen aus. Die Endbestände wurden von beiden Oranisationen zwar leicht höher angesetzt als einen Monat zuvor, die Gesamtaussage eines außerst knapp versorgten Marktes wird dabei jedoch bestätigt.



    Der IGC schätzt die Weltproduktion 2003/04 (Juli/Juni) auf nur noch 556 Millionen Tonnen Mio.t und befindet sich damit noch immer um 6,5 Mio.t über der Prognose des USDA. Die Endbestände der fünf Hauptexporteure (Argentinien, Australien, Kanada, EU, USA) wurden im Vergleich zum Vormonat um 1 Mio.t auf jetzt 39 Mio t (Vj. 38) angeboben. Sie liegen wie zuvor nur noch 6 % des weltweiten Jahresbedarfs.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Welt
    Welt
    *) Haupt- exporteure
    1999/00
    585
    582
    201
    51
    2000/01
    582
    584
    201
    53
    2001/02
    582
    587
    196
    49
    2002/03
    566
    602
    161
    37
    2003/04 Prognose vom:
    29.04.2003
    590
    602
    149
    44
    28.05.2003
    582
    599
    140
    38
    02.07.2003
    572
    596
    133
    37
    31.07.2003
    568
    591
    135
    39
    28.08.2003
    557
    588
    130
    35
    24.09.2003
    556
    585
    132
    38
    29.10.2003
    556
    587
    131
    39
    *) Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
    Quelle: IGC-Prognose

    Hausse-Signal

Prognose

Hinsichtlich der Einschätzung der weiteren Marktentwicklung an unserern heimischen Märkten bleibe ich bei meiner Aussage vom 25.09.2003: "Aufgrund der knappen Versorgungslage in Deutschland wie in der gesamten EU dürften die Preise in der laufenden Saison 2003/04 ein hohes Niveau behaupten. Dennoch sollte man nach meiner Einschätzung vorsichtig bleiben. Es hat sich in den letzten Jahren immer wieder gezeigt, daß in knapp versorgen Märkten statistische Korrekturen kurzfristig zu rapiden Preiskorrekturen nach oben wie nach unten führen können. ..."

Wer Verkaufstermine noch in diesem Jahr in's Auge gefaßt hat, sollte über einen Verkauf in dem derzeit knapp versorgen Markt nachdenken. Nach meiner Einschätzung sollte ein (Teil-)Verkauf zu den derzeit guten Preisen erwogen werden. Eine so positive Kursentwicklung wie in dieser Saison hat der Markt seit Jahren nicht erfahren. Auch Bäume wachsen bekanntlich nicht in den Himmel.
 
 
 

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