Weizen: Impulse durch niedrige USDA-Prognose
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 14.05.2003


Am 26.03.2003 lautete die Prognose an dieser Stelle: "... Schrumpfende Welt-Weizenvorräte und ein wachsender Verbrauch stehen derzeit einer Handelsflaute gegenüber. Der nach wie vor schwache Dollar schmälert die Gewinne aus den wenigen Exportgeschäften. ... keine Belebung des Marktes in Sicht.  ..."

Diese Erwartung hat sich bestätigt - die Situation beim Umsatz wie auch bei den Preisen verleif in dene letzten Wochen äußerst flau. Mit dem neuen Weizenbericht des USDA vom 12.05.2003 hat sich der Wind am internationalen Markt für Weizen und infolge auch für die EU-Weizenexporte jedoch gedreht.

Marktlage

Die regeional extreme Trockenheit hat bereits in den letzten zwei Wochen die Ertragserwartungen zur kommende Ernte gedämpft und für eine feste Grundstimmung gesorgt. Aufgrund der schwachen Handelstätigkeit blieb der heimische Weizenmarkt zunächst noch in der seit Monaten andauernden Dauerkrise. Das dürfte sich jetzt ändern.

Am Kassa- wie auch am Terminmarkt für Weizen hat sich in den letzten Tagen nur wenig bewegt. Für Brotweizen der Ernte 2002 wurden zuletzt noch 110 €/t franko Seehafen für die Lieferung im Mai/Juni 2003 bezahlt, spätere Termine liegen darüber. Die EU-Kommission gewährte zuletzt mit 17 €/t deutlich höhere Exporterstattungen.

Mit der neuesten Prognose des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) wurde der Markt jedoch wachgerüttelt (Näheres unter "Fakten"). Die rückläufigen internationalen Bestände gaben dem Markt bereits am Wochenanfang einen Schub nach oben.

Fakten

  • Prognose des IGC
    In seiner Prognose vom 30.04.2003 hatte der internationale Getreiderat (IGC) seine Erwartung bei der Weizenproduktion auf 566 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr (580 Mio. t) um 14 Mio. t zurückgenommen. Die Endbestände der fünf Hauptexporteure (Argentinien, Australien, Kanada, EU, USA) schrumpfen nach Einschätzung des IGC auf 34 Mio. t und damit auf knapp 6 % des weltweiten Jahresbedarfs zusammen.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Welt
    Welt
    *) Haupt- exporteure
    1999/00
    585
    582
    201
    51
    2000/01
    582
    583
    200
    52
    2001/02
    579
    587
    192
    46
    2002/03 Prognose vom:
    28.11.2002
    562
    593
    162
    30
    29.01.2003
    563
    593
    163
    33
    26.02.2003
    565
    595
    164
    34
    26.03.2003
    567
    595
    167
    34
    29.04.2003
    566
    599
    161
    34
    *) Argentinien, Australien, Kanada, EU, USA
    Quelle: IGC, Prognose vom 30.04.2003

    Hausse-Signal

  • Prognose des USDA
    Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner monatlichen Prognose vom 12.05.2003 die Produktionserwartung für die Weizen-Hauptexporteure (Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA) für 2002/03 im Vergleich zur April-Prognose erneut leicht auf 223 Mio. t zurückgenommen.

    Erstmals liegen für die Saison 2003/04 Prognosezahlen vor, die unsere intensive Beachtung finden sollten: Zwar geht das USDA von einer leichten Ausdehnung der Produktion aus, die vor allem für durch Hauptexporteure erzeugt wird. Das USDA rechnet trotz wachsender Weltbevölkerung und dem anhaltenden Trend zum Konsum von Weizenmehl mit einem etwas geringeren Verbrauch - begründet mit einem einer geringeren Nachfrage nach Futterweizen. Dennoch liegt der Verbrauch weiterhin hoch, so daß die Endbestände auf rund 135 Mio. t schrumpfen. Für weitere Länder, die den EU-Markt in den letzten Monaten schwer in Bedrängnis geracht haben, werden die Produktionserwartungen jedoch zum teil drastisch zurückgenommen.

    So soll die Produktion 2003/04 in der Ukraine nur noch bri 9,5 Mio. t (Vj. 20,55) und in Rußland nur noch bei 36 Mio. t (Vj.: 50,55) liegen. Folglich dürfte der Angebotsdruck aus diesen Regionen aus der Ernte 2003 deutlich niedriger ausfallen.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Haupt- exporteure
    Welt
    Welt
    Haupt- exporteure
    1999/00
    585,93
    226,70
    591,62
    170,11
    51,93
    2000/01
    583,59
    232,34
    590,11
    168,84
    52,11
    2001/02
    579,97
    205,05
    587,92
    159,56
    44,64
    2002/03 Prognose vom:
    10.04.2003
    565,28
    185,01
    595,93
    167,46
    32,81
    12.05.2003
    564,76
    184,80
    604,05
    156,36
    29,12
    2003/04 Prognose vom:

    12.05.2003

    569,52
    223,00
    591,43
    134,46
    34,05
    Hauptexporteure: Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
    Quelle: USDA, Prognose vom 12.05.2003

    Für den Exportbereich der Hauptexporteure sind die deutlich günstiogere Aussichten als in den letzten Jahren. Sollten sich die Zahlen so bewahrheiten, kann man von einem knappen Markt sprechen..
    Hausse-Signal

  • Produktion EU
    In ihrer jüngsten Schätzung vom 28.02.2003 schätzt die Interessenvertretung der Getreidehändler in der EU, Comite Du Commerce Des Cereales (Coceral) die EU-Getreideernte 2003 auf 205,6 Mio. t, die damit das Vorjahresergebnis der Ernte 2002 von 207,14 Mio. t um rund 1 % unterschreiten würde. Die Weizenfläche wurde in der EU zur Ernte 2003 um 0,6 % eingeschränkt, die Erträge werden mit durchschnittlich 66,9 dt/ha 0,5 % unter dem 2002er Ergebnis eingeschätzt. Insgesamt schätzt Coceral die EU-Weichweizenernte auf 92,9 Mio. t nach 93,9 Mio. t in 2002, das bedeutet einen Produktionsrückgang um 1,1 %. Ein deutlicher Produktionsanstieg 4 % wird jedoch für Deutschland erwartet.

    in Mio. t
    Weizenproduktion in der EU-15
    Deutsch-
    land
    Frank-
    reich
    Groß-
    britannien
    EU-15
    1999/00
    19,551
    35,463
    16,465
    89,576
    2000/01
    21,578
    35,929
    16,700
    95,553
    2001/02
    22,814
    30,233
    11,573
    83,044
    2002/03
    20,769
    37,347
    16,053
    93,926
    2003/04 Prognose vom:
    28.02.2003
    21,645
    35,975
    15,210
    92,848
    Quelle: Coceral, Prognose vom 28.02.2003

    Baisse-Signal

  • Import/Export
    Der Export kommt derzeit wieder leicht in Schwung. Derzeit entspannen Verkäufe an Mühlen in Südeuropa und nach Nordafrika die Marktlage. Bitte beachten Sie hierzu auch den Betrag "Euro-Rally erreicht 1,16 Dollar/€" vom 12.05.2003. Der aktuelle Dollarkurs (Notierung der EZB) und die sich daraus ergebdne Stärke des Euro belasten die Exporte, da die am Weltmarkt auf Dollar-Basis gehandelten Waren für den Exporteur deutlich weniger einbringen.
    Hausse-Signal, sofern die Drittlandsnachfrage lebhafter wird.

Prognose
Gute Brotweizen-Qualitäten werden an den Binnen- und Seehafen-Standorten inzwischen wieder zügiger nachgefragt. Folglich tendieren in diesen Regionen die Kurse inzwischen überwiegend etwas fester. Die europäischen Terminmärkte haben den derzeit zur nächsten Ernte erwarteten Preisanstieg in die späteren Fälligkeitstermine bereits aufgenommen.

Derzeitige Prognose gehen von einer geringeren europäischen Getreideernte aus, da die anhaltenden Trockenheit in vielen EU-Regionen die Bestände beeinträchtigt hat.

Nach meiner Meinung, dürfte der deutscher Weizen-Markt in den nächsten Tagen wieder deutlich vom Interventionspreis-Niveau (105,96 €/t) abrücken. Ich erwarte, daß sich der EU-Export positiv entwickeln wird, da ich damit rechne, daß die EU-Kommission dem Export durch höhere Zahlungen von Erstattungen in den kommenden Wochen deutliche Impulse geben wird.

Die Erwartungen sollten dennoch nicht zu hoch geschraubt werden. Die Preisanstiege dürften eher gemächlich, als sprunghaft ausfallen - zumal die weltweite Konjunktur derzeit noch in der Krise steckt.

 
 
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