Wochenlang zogen die Kurse am Weizenmarkt mit rasantem Tempo an.
Dann kam der Preiseinbruch in der vergangenen Woche. Warum und wie
geht es weiter?
Marktlage
Seit Wochen schien es für den Gipfelsturm der Weizenpreise kein
Halten zu geben. Die knappe Versorgungslage am internationalen und
EU-Markt bestätigte sich mit jeder neuen Statistik mehr. Die Erzeuger
wie auch der Handel hielten die Ware zurück und spekulierten
auf immer weiter steigende Kurse.
Doch dann geriet der Markt in der vergangenen Woche urplötzlich
und ohne Vorwarnung in's Trudeln. Was war passiert?
Einer der Faktoren der Hausse war seit Wochen neben der knappen
Versorgungslage der hohe Importbedarf Chinas. China tritt schon
seit geraumer Zeit als wichtiger Käufer unter anderem von US-Sojabohnen
und US-Weizen am Weltmarkt auf. Weitere umfangreiche Käufe wurden
bereits seit mehreren Wochen erwartet und standen kurz bevor. Eine
Handelsdelegation aus China befand sich bereits auf dem Weg in die
USA, als sie von der Nachricht überrascht wurden, daß die USA Strafzölle
für bestimmte Textilien aus China verhängt hatten.
Noch bevor die Delegation aus Peking die USA erreichte, wurde das
Treffen abgesagt. Am Markt war des Raunen über einen bevorstehenden
Handelskrieg zwischen den USA und China zu vernehmen. Die Märkte
reagierten mit großer Verunsicherung und man zog sich aus dem Weizengeschäft
zurück, so daß infolge die internationalen Kurse am Weizenmarkt
abrutschten.
Zum Ende der Woche konnten die Kurse jedoch bereits wieder einen
hohen Anteil der Verluste wieder wett machen.
Mit Nettopreisen für Brotweizen von 158-162 €/t
franko Seehafen, 147-153 €/t loco Hof und 140-145 €/t
franko Landhandelslager liegen die Preise trotz des Kurseinbruchs
der letzten Woche beinahe unverändert noch immer auf hohem
Niveau.
Prognose
Die internationale Versorgungslage wie auch die in der EU ist statistisch
gesehen äußerst knapp. Dabei spielt die Tatsache, ob China in den
USA oder anderswo Weizen für die Versorgung der eigenen Bevölkerung
aufkauft keine Rolle. Sollte China auf die Textil-Strafzölle mit
einem Kaufboykott für US-Weizen reagieren, hat dies zunächst deutliche
Auswirkungen auf den US-Markt, da mit geringeren Exportaussichten
für die USA auch die dortigen Kursaussichten schrumpfen.
Chinas Bevölkerung wächst beständig. Zugleich ist die Eigenerzeugung
bei Weizen seit Jahren rückläufig. China hat somit keine andere
Wahl, als den Fehlbedarf am Weltmarkt zuzukaufen. Werden die Geschäfte
nicht mit den USA getätigt, so wird eines der anderen Exportländer
von der Entwicklung profitieren.
Dennoch hat der protektionistische Schritt der USA einiges verändert.
Die Spekulations-Blase war in den letzten Wochen enorm angeschwollen
- eine Entwicklung, die aus Sicht des Marktes viele Unsicherheiten
birgt. Die Hausse-Spekulanten haben sich inzwischen aus vielen Geschäften
zurückgezogen und in andere Bereiche investiert.
Nach dem Schock der letzten Woche erholt sich der Markt inzwischen
wieder. Zuletzt konnte Weizen bereits mit leichten Kursgewinnen
auftrumpfen. Möglicherweise sitzt der Schock jedoch so tief, daß
die Markterholung nur langsam und allmählich erfolgen wird.
Die Erntemeldungen von der Südhalbkugel werden in den nächsten
Wochen den Preisauftrieb dämpfen oder aber zusätzlich unterstützen.
Fazit: Das Marktgeschehen sollte in den nächsten Wochen
regelmäßig wenn nicht sogar täglich verfolgt werden, um rechtzeitig
auf sich anbahnende Marktumschwünge reagieren zu können.
Auch Terminkontrakte zur Ernte 2004 sollten in Erwägung
gezogen werden. Zu Kursen zwischen 115 und 125 €/t
loco Hof bieten sich derzeit attakive Möglichkeiten die nächste
Ernte preislich abzusichern. Zu erwarten ist, daß international
wie auch in der EU der Anbau marktwirksam ausgedehnt wird, so daß
die Produktion 2004/05 entsprechend höher ausfallen dürfte.