Soja: Preisentwicklung in einem zweigeteilten Markt
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 12.07.2004


Die Erwartung einer Rekordernte 2004/05 läßt die Preise für spätere Termine kräftig purzeln.

Marktlage
Weiterhin geht es mit den Sojapreisen an den internationalen Märkten rauf und runter. Die täglichen Preiskorrekturen spiegeln sich nicht nur an den Warenterminmärkten, sondern auch an den Kassamärkten wider.

Während Sojaschrot zur Lieferung im Juli nochmals kräftig anzieht, geben die Preise für Termine ab August an den internationalen Märkten deutlich nach. Ursächlich sind vor allem aufgrund die guten Ernteaussichten in den USA.
An unseren heimischen Märkten liegen die späteren Termin dagegen preislich etwas höher. Die Umsätze bleiben folglich weiterhin sehr gering, da Händler und Endverbraucher auf fallende Kurse warten.

Inzwischen notiert Sojaschrot an den deutschen Ölmühlenstandorten mit beinahe täglich nachgebenden Kursen. Die Preise für 44/7er Ware zur prompten Lieferung gaben ab mitteldeutsche Ölmühle inzwischen auf 190-210 €/t netto nach. Termine ab Oktober liegen derzeit 5-10 € höher (!). HP-Ware wird etwa 15 €/t höher bewertet. Am Importhafenstandort liegen die aktuellen Kurse für argentinischen Sojaschrot 44/45 % bei 180 €/t cif Rotterdam netto.

Fakten

  • Alte Ernte - neue Ernte: Zwei Sojamärkte
    Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner Prognose vom 10.06.2004 die Sojabohnen-Ernte 2004/05 in den USA mit 80,7 Mio.t deutlich höher geschätzt als die Vorjahresernte. (Weiter Infos finden Sie in dem Beitrag "USDA erwartet 2004/05 Soja-Rekordernte" vom 17.06.2004.)



    Betrachtet man die Warenterminnotierungen an der CBOT in Chicago/USA, dem internationalen Leitmarkt für Sojabohnen und Soja-Nachprodukte, wird deutlich, daß sich bei der Preisgestaltung zwei unanhängig voneinander agierende Märkte entwickelt haben. Der Termin Juli 2004, der den Markt für Ware aus der Ernte 2003/04 widerspiegelt, unterliegt weiterhin ausgeprägten Hausse-Einflüssen. Ursächlich ist hier die knappe Versorgungslage bis zum Anschluß an die neue Ernte.

    Anders sieht die Lage für die neue Erntesaison 2004/05 aus. Die Anbauausdehung und die Erwartung einer neuen Rekordsernte bringen den Markt ab dem nächsten Erntebeginn stark unter Druck. Während der August-Termin derzeit noch geringere Kursrückgänge infolge der Rekord-Ernteerwartung verzeichnet, ist der November-Termin bereits seit April stark rückläufig.
    Ernte 2003/04: Hausse-Signal - Ernte 2004/05: Baisse-Signal

  • USA: Gute Wachstumsbedingen - gute Ernteaussichten
    In den USA herrschen derzeit ausgezeichnete Wachstumsbedingugnen für die Sojabestände. Bei ausreichenden Niederschlägen entwickeln sich die Pflanzen besser als erwartet. Entspechend hoch bleiben die Ernteausichten für die in den südlichen US-Staaten etwa Anfang September startende Ernte. Heute wird das US-Landwirtschaftsministerium seine Juli-Prognose veröffentlichen. Dieser Beitrag wird daher morgen entsprechend aktualisiert.
    Baisse-Signal

  • Argentinien: Geringere Anbauausdehnung als bisher erwartet
    Entgegen der bisherigen Prognosen könnten die Soja-Aussaatflächen in Argentinien doch geringer ausfallen als bisher erwartet. Der Analyst OilWorld erwartet einen Rückgang der Anbaufläche auf 13,7-14,2 Mio.ha in 2004/05 (Vorjahr: 14,4). Entsprechend dürfe dann auch die Produktion deutlich geringer ausfallen. OilWorld geht jetzt von einer Produktion von 36,0-37,5 Mio.t aus (2003/04: 34,00 Mio.t). Damit dürfte die Ernte das Vorjahresergebnis im Gegensatz zu bisherigen Erwartungen (USDA am 10.06.2004: 39,0 Mio.t) nur noch knapp übertreffen
    Hausse-Signal

Prognose
Bis zum Anschluß an die neue US-Ernte bleiben Sojabohnen knapp und teuer. Für die kommende Ernte scheinen - bei weiter guten Wetterbedingungen in den USA - die Sojaschrotpreise noch Luft nach unten zu haben. Dennoch bleibt zu überlegen, ob bei Angeboten unter 200 €/t frei Hof nicht zumindest ein Teil des Bedarfes gedeckt werden sollte, da das Witterungsrisiko nach wie vor als hoch zu bewerten ist.

Sollten die Aussaat- und Wachstumsbedingen in den USA günstig bleiben, ist nach meiner Einschätzung mit einem weiteren Preisverfall bei Sojabohnen und seinen Nachprodukten zu rechnen. Mit dem näher rückenden Erntetermin in den USA (ab September) dürfte der Preisdruck dann stärker werden.

 
 
 

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