Die Erwartung einer Rekordernte 2004/05 läßt die Preise
für spätere Termine kräftig purzeln.
Marktlage
Weiterhin geht es mit den Sojapreisen an den internationalen Märkten
rauf und runter. Die täglichen Preiskorrekturen spiegeln sich
nicht nur an den Warenterminmärkten, sondern auch an den Kassamärkten
wider.
Während Sojaschrot zur Lieferung im Juli nochmals kräftig
anzieht, geben die Preise für Termine ab August an den internationalen
Märkten deutlich nach. Ursächlich sind vor allem aufgrund
die guten Ernteaussichten in den USA.
An unseren heimischen Märkten liegen die späteren Termin
dagegen preislich etwas höher. Die Umsätze bleiben folglich
weiterhin sehr gering, da Händler und Endverbraucher auf fallende
Kurse warten.
Inzwischen notiert Sojaschrot an den deutschen Ölmühlenstandorten
mit beinahe täglich nachgebenden Kursen. Die Preise für 44/7er
Ware zur prompten Lieferung gaben ab mitteldeutsche Ölmühle inzwischen
auf 190-210 €/t netto nach. Termine ab Oktober liegen derzeit 5-10
€ höher (!). HP-Ware wird etwa 15 €/t höher bewertet. Am Importhafenstandort
liegen die aktuellen Kurse für argentinischen Sojaschrot 44/45 %
bei 180 €/t cif Rotterdam netto.
Fakten
- Alte Ernte - neue Ernte: Zwei Sojamärkte
Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner Prognose
vom 10.06.2004 die Sojabohnen-Ernte 2004/05 in den USA mit 80,7 Mio.t
deutlich höher geschätzt als die Vorjahresernte. (Weiter Infos
finden Sie in dem Beitrag "USDA
erwartet 2004/05 Soja-Rekordernte" vom 17.06.2004.)
Betrachtet man die Warenterminnotierungen an der CBOT in Chicago/USA,
dem internationalen Leitmarkt für Sojabohnen und Soja-Nachprodukte,
wird deutlich, daß sich bei der Preisgestaltung zwei unanhängig
voneinander agierende Märkte entwickelt haben. Der Termin
Juli 2004, der den Markt für Ware aus der Ernte 2003/04
widerspiegelt, unterliegt weiterhin ausgeprägten Hausse-Einflüssen.
Ursächlich ist hier die knappe Versorgungslage bis zum Anschluß
an die neue Ernte.
Anders sieht die Lage für die neue Erntesaison 2004/05 aus.
Die Anbauausdehung und die Erwartung einer neuen Rekordsernte
bringen den Markt ab dem nächsten Erntebeginn stark unter
Druck. Während der August-Termin derzeit noch geringere Kursrückgänge
infolge der Rekord-Ernteerwartung verzeichnet, ist der November-Termin
bereits seit April stark rückläufig.
Ernte 2003/04: Hausse-Signal - Ernte 2004/05: Baisse-Signal
- USA: Gute Wachstumsbedingen - gute Ernteaussichten
In den USA herrschen derzeit ausgezeichnete Wachstumsbedingugnen
für die Sojabestände. Bei ausreichenden Niederschlägen
entwickeln sich die Pflanzen besser als erwartet. Entspechend
hoch bleiben die Ernteausichten für die in den südlichen
US-Staaten etwa Anfang September startende Ernte. Heute wird das
US-Landwirtschaftsministerium seine Juli-Prognose veröffentlichen.
Dieser Beitrag wird daher morgen entsprechend aktualisiert.
Baisse-Signal
- Argentinien: Geringere Anbauausdehnung als bisher erwartet
Entgegen der bisherigen Prognosen könnten die Soja-Aussaatflächen
in Argentinien doch geringer ausfallen als bisher erwartet.
Der Analyst OilWorld erwartet einen Rückgang der
Anbaufläche auf 13,7-14,2 Mio.ha in 2004/05 (Vorjahr: 14,4).
Entsprechend dürfe dann auch die Produktion deutlich geringer
ausfallen. OilWorld geht jetzt von einer Produktion von 36,0-37,5 Mio.t
aus (2003/04: 34,00 Mio.t). Damit dürfte die
Ernte das Vorjahresergebnis im Gegensatz zu bisherigen Erwartungen
(USDA am 10.06.2004: 39,0 Mio.t) nur noch knapp übertreffen
Hausse-Signal
Prognose
Bis zum Anschluß an die neue US-Ernte bleiben Sojabohnen knapp und
teuer. Für die kommende Ernte scheinen - bei weiter guten
Wetterbedingungen in den USA - die Sojaschrotpreise noch Luft
nach unten zu haben. Dennoch bleibt zu überlegen, ob bei Angeboten
unter 200 €/t frei Hof nicht zumindest ein Teil des Bedarfes
gedeckt werden sollte, da das Witterungsrisiko nach wie vor als
hoch zu bewerten ist.
Sollten die Aussaat- und Wachstumsbedingen in den USA günstig bleiben,
ist nach meiner Einschätzung mit einem weiteren Preisverfall bei
Sojabohnen und seinen Nachprodukten zu rechnen. Mit dem näher rückenden
Erntetermin in den USA (ab September) dürfte der Preisdruck dann
stärker werden.