USDA erwartet 2004/05 Soja-Rekordernte
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 17.06.2004


Die neueste USDA-Prognose weist für 2004/05 eine Sojaproduktion auf Rekordniveau aus. Die neuen Zahlen ließen die Sojakurse in den letzten Tagen purzeln.

Marktlage
Die Produktion von Sojabohnen wird im neuen Jahr 2004/05 vermutlich in allen wichtigen Erzeugerregionen deutlich anwachsen. Das zeigt die erste Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) für 2004/05. Nach den am 10.06.2004 veröffentlichten Zahlen könnten weltweit fast 225 Mio.t Sojabohnen erzeugt werden. Dies wäre ein Zuwachs um etwa 35 Mio.t bzw. 19 % gegenüber 2003/04.

Die Grafik zeigt, daß die USA nach dem Einbruch bei der Erzeugung im vergangenen Jahr ihre Produktion wieder stablisieren können. Für die zu erwartenden Ernterekorde zeichnen nach der USDA-Prognose Argentinien und Brasilien verantwortlich, die ihre Produktion seit dem Ende der 90er Jahre mehr als verdoppeln konnten.

Die Märke reagierten nach Bekanntgabe der neuen Daten mit stark rückläufigen Preisen. Inzwischen notiert Sojaschrot auch an den deutschen Ölmühlenstandorten deutlich niedriger. Die Preise für 44/7er Ware zur prompten Lieferung gaben ab mitteldeutsche Ölmühle inzwischen auf 220-230 €/t netto nach. Termine ab Oktober liegen 2-3 € niedriger. HP-Ware wird etwa 15-18 €/t höher bewertet. Am Importhafenstandort liegen die aktuellen Kurse für argentinischen Sojaschrot 44/45 % bei 201 €/t cif Rotterdam netto.

Fakten

  • Rekordernte 2004/05 erwartet
    Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner neuesten Prognose vom 10.06.2004 die nächste Sojabohnen-Ernte 2004/05 in den USA mit 80,7 Mio. t deutlich höher geschätzt als die letzte. Die Weltpdruduktion wird mit knapp 225 Mio.t auf Rekordniveau gesehen. Auch die Export- und Verarbeitungszahlen für die kommende Saison werden durch das USDA höher geschätzt. Nach dem Abbau der weltweiten Sojabestände auf 33 Mio.t in der laufenden Saison erwartet das USDA für 2004/05 einen Wiederaufbau der Bestände auf 46,7 Mio.t.

    Sojabohnen - Erzeugung und Endbestände
    in Mio.t
     
    Welt
    USA
    Brasilien
    Argentinien
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    2000/01
    175,1
    30,6
    75,1
    6,7
    39,0
    8,4
    27,8
    7,9
    2001/02
    184,9
    32,2
    78,7
    5,7
    43,5
    11,1
    30,0
    10,2
    2002/02
    197,3
    39,7
    75,0
    4,9
    52,5
    15,0
    35,5
    12,5
    2003/04
    189,1
    33,0
    65,8
    3,1
    52,6
    13,1
    34,0
    11,7
    2004/05 - Prognose
    10.06.2004
    225,0
    46,7
    80,7
    6,0
    66,0
    18,4
    39,0
    14,7
    Quellen: USDA

    Anzumerken bleibt, daß die Ernte in Südamerika gerade einmal beendet ist und derzeit alle Zahlen zur kommenden Aussaat noch äußerst unsicher sind. Ob für Brasilien wirklich eine derart hohe Anbauausdehnung erwartet werden kann, ist derzeit noch nicht mit Fakten untermauert. Sollten hier demnächst Korrekturen nach unten erfolgen, werden die Preise wieder nach oben wandern.
    Baisse-Signal

  • Marktpreise
    Nach der Juni-Prognose des USDA gaben die Kurse international stark nach. Auch an unseren heimischen Märkten gingen die Preise deutlich zurück. In den letzten Tagen führte eine Steigerung der Verarbeitung in den USA wieder zu einem leichten Preisanstieg. Zudem verunsichern Diskussionen über tatsächliche und erwartete Stonierungen von Sojalieferungen nach China dem Markt.



    Bis zum Anschluß an die neue US-Ernte ab September bleibt die Ware knapp. Damit steht der Markt im Spannungsfeld zwischen dem Hausse-Signal eines derzeit knappen Angebotes und dem Baisse-Signal einer zu erwartenden Rekordernte.
    Baisse-Signal, solange die Wachstumsbedingungen günstig bleiben
  • Groß-Importeur China verunsichert die Märkte
    Für Unsicherheit sorgen Meldungen, daß China große Mengen an brasilianischen Sojabohnen zurückgewiesen haben soll bzw. plant, weitere Lieferungen zu stonieren. Während auf der einen Seite als Grund für die Zurückweisungen von Importware Pilzbefall genannt wird, sprechen andere Quellen von der Zahlungsunfähigkeit einiger chinesischer Ölmühlen. Das bedeutet jedoch, daß derzeit die chinesischen Bestände an Sojabohnen deutlich schrumpfen.
    Baisse-Signal, für den weiteren Jahresverlauf eher Hausse-Signal

Prognose
Bis zum Anschluß an die neue US-Ernte bleiben Sojabohnen knapp. In den USA nähern sich die Aussaatarbeiten dem Ende. Derzeit gehen Analysten davon aus, daß die im Herbst einzubringende Ernte in den USA hoch ausfallen wird. Die Daten für Südamerika sind noch unsicher, da die Aussaat für 2004/05 noch nicht stattgefunden hat. Auch für Südamerika wird eine weitere Ausdehnung der Produktion erwartet - ob in dem Umfang, wie derzeit ausgewiesen, ist jedoch fraglich.

Sollten die Aussaat- und Wachstumsbedingen günstig bleiben, ist nach meiner Einschätzung mit einem weiteren Preisverfall bei Sojabohnen und seinen Nachprodukten zu rechnen. Mit dem näher rückenden Erntetermin in den USA (ab September) dürfte der Preisdruck dann stärker werden.

Der Markt wird daher äußerst sensibel auf "schlechte" Nachrichten reagieren. Wetterprognosen werden mit Blick auf die Ertragserwartungen der US-Ernte eine zunehmende Rolle spielen. Das Spekulationspotential wird nach meiner Einschätzung weiter wachsen, so daß das Kursrisiko an den Märkten enorm steigen wird. Nachrichten über Veränderungen beim Nachfrageverhalten und den Beständen werden den Markt zunehmend verunsichern.

Nach meiner Einschätzung dürfte der Markt bis zum Juli/Aug und zur US-Ernte immer wieder mit starken Preisausschlägen reagieren.

 
 
 

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