Sojabohnen: Erntebeginn in Südamerika
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 05.02.2004


Am 17.12.2003 hieß es an dieser Stelle: "Ende der kurzen Baisse-Phase am Sojamarkt?". Die Prognose lautete: "... scheint die Talsohle dieses nur kleinen Preistales inzwischen erreicht zu sein." Diese Entwicklung trat auch ein, die Preise zogen im Januar erneut kräftig an. Seit Mitte des letzten Jahres hat sich Soja um fast 70 % verteuert. Inzwischen hat sich der Markt wieder gedreht.

Marktlage

Die Geflügelgrippe hat dem Sojamarkt wie auch dem gesamten Futtergetreide-Markt einen kräftigen Dämpfer verpaßt. Am Wochenanfang waren die Kurse weltweit für Bohnen, Schrot und Öl stark rückläufig, da befürchtet wurde, daß der Importbedarf der asiatischen Staaten einbrechen könnte.

Gestern (04.02.2004) konnten die Kurse wieder leicht anziehen. Das Aufwärtspotential blebt jedoch aufgrund der inzwischen auf der Südhalbkugel begonnenen Ernte gering.

Brasilianisches Sojabohnen kosten derzeit rund 262 €/t cif Rotterdam, argentinisches Sojaschrot ist für 216 €/t cif Rotterdam zu haben. Ab Neuß notierte Sojaschrot 44/45 LP (low protein) für prompte Ware bei 228 €/t netto frei LKW. HP-Ware (high protein) verbucht einen Aufschlag von rund 12-13 €/t. Rapsschrot liegt für prompte Ware mit 153 €/t netto frei LKW deutlich niedriger.

Fakten

  • Die Sojabohnen-Erzeugung auf der Südhalbkugel dürfte nach Einschätzung der Analysten im fünften Jahr in Folge weiter ansteigen. Man erwartet eine Rekordernte von rund 102,6 Mio.t. Betrachtet man die Grafik, so wird deutlich, daß die US-Produktion seit drei Jahren rückläufig ist. Die Produktion konzentriert sich immer stärker auf die beiden südamerikanischen Anbauländer Argentinien und Brasilien, die Ihren Anteil an der Weltproduktion inzwischen auf fast 49 % ausbauen konnten, während der US-Anteil auf 33 % zurückgefallen ist.



    Da mit der Anbauausweitung auch der Exportanteil angewachsen ist, spielen die Anbau- und Wachstumsverhältnisse auf der Südhalbkugel bei der Preisentwicklung eine immer wichtigere Rolle. Die Grafik zeigt den rückläufigen Export der USA, während vor allem Brasilen seinen Export deutlich ausgedehnt hat. Für dieses Jahr wird eine weitere Ausdehnung auf über 26 Mio.t erwartet.



    Baisse-Signal

  • Die ersten Sojabohnen aus der neuen brasilianischen Ernte 2004 sind von Paranagua aus verschifft worden - so frühzeitig im Jahr wie nie zuvor. In Paraguay hat die Sojabohnen-Ernte mit guten Ernteergebnissen begonnen. Mit einer Erwartung von 4,8 Mio. t dürfte die Ernte über dem Vorjahresergebnis liegen. Bereits in diesem Monat beginnen auch dort die Verschiffungen.
    Baisse-Signal

  • In Argentinien hat es nach der extrem trockenen und heißen Witterung im Januar in vielen Anbauregionen wieder geregnet. Nach wie vor liegen die Ertragserwartungen derzeit jedoch unter den ursprünglichen Einschätzungen.
    Baisse-Signal

Prognose
Die Geflügelgrippe bringt weiter Unsicherheiten in den Markt. Der Epidemieverlauf wird vorerst weiter Einfluß auf die Kursentwicklung haben, da der Importbedarf der asiatischen Staaten derzeit schwer zu benennen ist.

Aus meiner Sicht dürfte der EU-Markt in der nächsten Zeit leicht nachgeben, jedoch insgesamt noch auf hohem Niveau bleiben, da die Mischfutterindustie nach wie vor einen kontinuierlich hohen Zukaufbedarf hat. Mit den steigenden Verschiffungen aus den südamerikanischen Anbauländern dürfte der Preisdruck ab Anfang März jedoch rasch zunehmen.

Unter normalen Witterungsbedingungen ist zur Ernte 2004 derzeit mit einer starken Zunahmen der Ölsaatenproduktion 2004 auf der nördlichen Halbkugel zu rechnen. Nach meiner Einschätzung dürften mit der näher rückenden Erntezeit die Kurse für Sojabohnen im späteren Verlauf des Jahres stark unter Druck geraten.

 
 
 

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