Am 17.12.2003 hieß es an dieser Stelle: "Ende der kurzen
Baisse-Phase am Sojamarkt?". Die Prognose lautete: "... scheint
die Talsohle dieses nur kleinen Preistales inzwischen erreicht zu
sein." Diese Entwicklung trat auch ein, die Preise zogen im
Januar erneut kräftig an. Seit Mitte des letzten Jahres hat
sich Soja um fast 70 % verteuert. Inzwischen hat sich der Markt
wieder gedreht.
Marktlage
Die Geflügelgrippe hat dem Sojamarkt wie auch dem gesamten Futtergetreide-Markt
einen kräftigen Dämpfer verpaßt. Am Wochenanfang waren die
Kurse weltweit für Bohnen, Schrot und Öl stark rückläufig,
da befürchtet wurde, daß der Importbedarf der asiatischen
Staaten einbrechen könnte.
Gestern (04.02.2004) konnten die Kurse wieder leicht anziehen.
Das Aufwärtspotential blebt jedoch aufgrund der inzwischen
auf der Südhalbkugel begonnenen Ernte gering.
Brasilianisches Sojabohnen kosten derzeit rund 262 €/t
cif Rotterdam, argentinisches Sojaschrot ist für 216 €/t
cif Rotterdam zu haben. Ab Neuß notierte Sojaschrot 44/45 LP
(low protein) für prompte Ware bei 228 €/t netto
frei LKW. HP-Ware (high protein) verbucht einen Aufschlag von
rund 12-13 €/t. Rapsschrot liegt für prompte Ware
mit 153 €/t netto frei LKW deutlich niedriger.
Fakten
- Die Sojabohnen-Erzeugung auf der Südhalbkugel dürfte
nach Einschätzung der Analysten im fünften Jahr in Folge
weiter ansteigen. Man erwartet eine Rekordernte von rund 102,6 Mio.t.
Betrachtet man die Grafik, so wird deutlich, daß die US-Produktion
seit drei Jahren rückläufig ist. Die Produktion konzentriert
sich immer stärker auf die beiden südamerikanischen
Anbauländer Argentinien und Brasilien, die Ihren Anteil an
der Weltproduktion inzwischen auf fast 49 % ausbauen konnten,
während der US-Anteil auf 33 % zurückgefallen ist.
Da mit der Anbauausweitung auch der Exportanteil angewachsen ist,
spielen die Anbau- und Wachstumsverhältnisse auf der Südhalbkugel
bei der Preisentwicklung eine immer wichtigere Rolle. Die Grafik
zeigt den rückläufigen Export der USA, während
vor allem Brasilen seinen Export deutlich ausgedehnt hat. Für
dieses Jahr wird eine weitere Ausdehnung auf über 26 Mio.t
erwartet.
Baisse-Signal
- Die ersten Sojabohnen aus der neuen brasilianischen Ernte 2004
sind von Paranagua aus verschifft worden - so frühzeitig
im Jahr wie nie zuvor. In Paraguay hat die Sojabohnen-Ernte mit
guten Ernteergebnissen begonnen. Mit einer Erwartung von 4,8 Mio. t
dürfte die Ernte über dem Vorjahresergebnis liegen.
Bereits in diesem Monat beginnen auch dort die Verschiffungen.
Baisse-Signal
- In Argentinien hat es nach der extrem trockenen und heißen
Witterung im Januar in vielen Anbauregionen wieder geregnet. Nach
wie vor liegen die Ertragserwartungen derzeit jedoch unter den
ursprünglichen Einschätzungen.
Baisse-Signal
Prognose
Die Geflügelgrippe bringt weiter Unsicherheiten in den Markt.
Der Epidemieverlauf wird vorerst weiter Einfluß auf die Kursentwicklung
haben, da der Importbedarf der asiatischen Staaten derzeit schwer
zu benennen ist.
Aus meiner Sicht dürfte der EU-Markt in der nächsten
Zeit leicht nachgeben, jedoch insgesamt noch auf hohem Niveau bleiben,
da die Mischfutterindustie nach wie vor einen kontinuierlich hohen
Zukaufbedarf hat. Mit den steigenden Verschiffungen aus den südamerikanischen
Anbauländern dürfte der Preisdruck ab Anfang März
jedoch rasch zunehmen.
Unter normalen Witterungsbedingungen ist zur Ernte 2004 derzeit
mit einer starken Zunahmen der Ölsaatenproduktion 2004 auf der nördlichen
Halbkugel zu rechnen. Nach meiner Einschätzung dürften
mit der näher rückenden Erntezeit die Kurse für Sojabohnen
im späteren Verlauf des Jahres stark unter Druck geraten.