Preisexplosion am Sojamarkt
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 20.10.2003


Die Hausse an den Ölsaaten-Märkten - und hier vor allem bei Sojabohnen - dauert an. Noch einmal wurden die US-Ernteschätzungen zurückgenommen. Doch wie knapp ist Soja wirklich?

Marktlage
Die überraschend niedrige Schätzung bei der US-Sojabohnenernte hat deutliche Preissteigerungen für Ölsaaten, pflanzliche Öle und Proteinfuttermittel ausgelöst. Die letzten Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums lagen deutlich unter den Erwartungen des Handels. Amerikanische Analysten hatten trotz der lang anhaltenden Trockenheit in den USA eine höhere Erntemenge von wenigstens 70 Mio.t erwartet. Die Rücknahme der US-Zahlen ließ - trotz der jetzt etwas höher eingeschätzten weltweiten Soja-Endbestände - die Preise stark anziehen.

 

Die Kurse erreichten bisher den höchsten Stand seit Mitte 2001. Sojaschrot verteuerte sich täglich. Gerüchte über chinesische Käufe von Sojaöl in den USA und vermehrte europäische Käufe von Sojaschrot heizten den Markt zusätzlich an.

Derzeit liegen die Großhandelsabgabepreise für prompt lieferbares Sojaschrot bei 235 €/t ohne MwSt frei LKW ab Hamburg bzw. 246 €/t ab Ölmühle in Mitteldeutschland. Termine ab Februar 2004 notieren deutlich niedriger. Rapsschrot hat sich auf 161 €/t ab Hamburg und 162 €/t ab Ölmühle in Mitteldeutschland verteuert. Aus diesen Preisen leiten sich Erzeugerpreise ab, die in Ölmühlen- oder Hafennähe rund 7 bis 10 €/t höher liegen.

Fakten

  • US-Sojaschätzung nochmals nach unten korrigiert
    Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner Schätzung am 10.10.2003 die laufende Sojabohnen-Ernte in den USA auf nur noch 67,2 Mio.t geschätzt. Das sind rund 4,8 Mio. t weniger als im Vormonat. Damals wurden 71,9 Mio.t veranschlagt. Die US-Bestände an Sojabohnen am Ende des Wirtschaftsjahres 2003/04 werden sich von 4,6 Mio.t im Vorjahr auf 3,53 Mio.t reduzieren.

    Sojabohnen - Erzeugung und Endbestände
    in Mio.t
     
    Welt
    USA
    Brasilien
    Argentinien
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    2000/01
    175,1
    30,6
    75,1
    6,7
    39,0
    8,4
    27,8
    7,9
    2001/02
    184,4
    32,1
    78,7
    5,7
    43,5
    11,1
    30,0
    10,2
    2002/02
    196,4
    37,3
    74,8
    4,6
    52,5
    13,8
    35,5
    11,2
    2003/04 - Prognose
    11.07.2003
    207,5
    39,8
    78,5
    7,1
    56,0
    15,0
    37,0
    11,7
    12.08.2003
    207,0
    39,0
    77,9
    6,0
    56,0
    15,4
    37,0
    11,5
    11.09.2003
    201,1
    34,8
    71,9
    3,7
    56,0
    13,9
    37,0
    10,7
    10.10.2003
    200,2
    36,0
    67,2
    3,5
    60,0
    14,7
    37,0
    10,4
    Quellen: USDA

    Die Verschiebungen beim Anbau macht die Grafik deutlich. Während die weltweite Produktion kontinuierlich wächst, ist die Erzeugung in den USA leicht rückläufig.



    Preistriebend wirkt derzeit, daß die USA bis zum Februar nächsten Jahres und bis zum Beginn der Ernte auf der Südhalbkugel das Angebot am Weltmarkt dominieren werden.
    Hausse-Signal

  • China mit erneut hohem Importbedarf
    Bei den Importen von Sojabohnen kommt China derzeit eine zentrale Bedeutung zu. Im Wirtschaftsjahr 2002/03 sind diese auf 19,5 Mio.t gestiegen nach 10,4 Mio.t im Vorjahr. Damit hat China einen großen Teil der Produktionszuwächse in Südamerika vom Weltmarkt abgezogen und bisher verhindert, dass die Endbestände deutlich steigen konnten. Auch für das Wirtschaftsjahr 2003/04 wird erneut mit Importen von 19,0 Mio.t oder einem darüber liegenden Bedarf gerechnet. Der wachsenden Verbrauch resultiert aus den weiter steigenden Tierbeständen in China sowie einem stärkeren Einsatz von Sojaschrot in den Futterrationen.
    Hausse-Signal

Prognose
Für die nächsten Tage ist nach meiner Einschätzung mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen. Der Markt dürfte auch deshalb anhaltend fest bleiben, da der Zukaufsbedarf der Mischfutterindustrie groß ist und die Lagervorräte gering sind. Derzeit scheint China - aus welchen Gründen auch immer - vorrangiges Interesse am Zukauf von US-Soja/-schrot/-öl zu haben.

Zunächst dürfte nach meiner Meinung keine wesentliche Verbilligung zu erwarten sein. Ich erwarte, daß die Preise in den nächsten Wochen allenfalls kurzfristig sinken. Sofern sich Zukäufe nicht aufschieben lassen, sollten diese kurzfristigen Preistäler für Zukäufe genutzt werden.

Nach meiner Einschätzung dürfte die Preisspitze jedoch in Kürze erreicht sein. Der Markt dürfte sich dann erinnern, daß die Erzeuger auf der Südhalbkugel - sofern die Wachstumsbedingungen günstig bleiben - einer neuen Rekordernte entgegensehen. Bereits jetzt gelten deutlich niedrigere Preise für Termine ab Februar 2004. Hier sind weitere Preisrücknahmen zu erwarten.
 
 
 

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