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Preisexplosion am Sojamarkt
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Die Hausse an den Ölsaaten-Märkten - und hier vor allem bei
Sojabohnen - dauert an. Noch einmal wurden die US-Ernteschätzungen
zurückgenommen. Doch wie knapp ist Soja wirklich?
Marktlage
Die überraschend niedrige Schätzung bei der US-Sojabohnenernte hat
deutliche Preissteigerungen für Ölsaaten, pflanzliche Öle und Proteinfuttermittel
ausgelöst. Die letzten Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums
lagen deutlich unter den Erwartungen des Handels. Amerikanische
Analysten hatten trotz der lang anhaltenden Trockenheit in den USA
eine höhere Erntemenge von wenigstens 70 Mio.t erwartet. Die
Rücknahme der US-Zahlen ließ - trotz der jetzt etwas
höher eingeschätzten weltweiten Soja-Endbestände -
die Preise stark anziehen.
Die Kurse erreichten bisher den höchsten Stand seit Mitte
2001. Sojaschrot verteuerte sich täglich. Gerüchte über chinesische
Käufe von Sojaöl in den USA und vermehrte europäische Käufe von
Sojaschrot heizten den Markt zusätzlich an.
Derzeit liegen die Großhandelsabgabepreise für prompt lieferbares
Sojaschrot bei 235 €/t ohne MwSt frei LKW ab Hamburg bzw.
246 €/t ab Ölmühle in Mitteldeutschland. Termine
ab Februar 2004 notieren deutlich niedriger. Rapsschrot hat sich
auf 161 €/t ab Hamburg und 162 €/t ab Ölmühle
in Mitteldeutschland verteuert. Aus diesen Preisen leiten sich Erzeugerpreise
ab, die in Ölmühlen- oder Hafennähe rund 7 bis 10 €/t höher
liegen.
Fakten
- US-Sojaschätzung nochmals nach unten korrigiert
Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner Schätzung
am 10.10.2003 die laufende Sojabohnen-Ernte in den USA auf nur
noch 67,2 Mio.t geschätzt. Das sind rund 4,8 Mio. t weniger
als im Vormonat. Damals wurden 71,9 Mio.t veranschlagt. Die
US-Bestände an Sojabohnen am Ende des Wirtschaftsjahres 2003/04
werden sich von 4,6 Mio.t im Vorjahr auf 3,53 Mio.t
reduzieren.
Sojabohnen - Erzeugung und Endbestände
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in Mio.t
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Welt
|
USA
|
Brasilien
|
Argentinien
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Er-
zeu-
gung
|
End-
be-
stände
|
Er-
zeu-
gung
|
End-
be-
stände
|
Er-
zeu-
gung
|
End-
be-
stände
|
Er-
zeu-
gung
|
End-
be-
stände
|
2000/01 |
175,1
|
30,6
|
75,1
|
6,7
|
39,0
|
8,4
|
27,8
|
7,9
|
2001/02 |
184,4
|
32,1
|
78,7
|
5,7
|
43,5
|
11,1
|
30,0
|
10,2
|
2002/02 |
196,4
|
37,3
|
74,8
|
4,6
|
52,5
|
13,8
|
35,5
|
11,2
|
2003/04 - Prognose |
11.07.2003
|
207,5
|
39,8
|
78,5
|
7,1
|
56,0
|
15,0
|
37,0
|
11,7
|
12.08.2003
|
207,0
|
39,0
|
77,9
|
6,0
|
56,0
|
15,4
|
37,0
|
11,5
|
11.09.2003
|
201,1
|
34,8
|
71,9
|
3,7
|
56,0
|
13,9
|
37,0
|
10,7
|
10.10.2003
|
200,2
|
36,0
|
67,2
|
3,5
|
60,0
|
14,7
|
37,0
|
10,4
|
Quellen: USDA |
Die Verschiebungen beim Anbau macht die Grafik deutlich. Während
die weltweite Produktion kontinuierlich wächst, ist die Erzeugung
in den USA leicht rückläufig.
Preistriebend wirkt derzeit, daß die USA bis zum Februar
nächsten Jahres und bis zum Beginn der Ernte auf der Südhalbkugel
das Angebot am Weltmarkt dominieren werden.
Hausse-Signal
- China mit erneut hohem Importbedarf
Bei den Importen von Sojabohnen kommt China derzeit eine zentrale
Bedeutung zu. Im Wirtschaftsjahr 2002/03 sind diese auf 19,5 Mio.t
gestiegen nach 10,4 Mio.t im Vorjahr. Damit hat China einen
großen Teil der Produktionszuwächse in Südamerika vom Weltmarkt
abgezogen und bisher verhindert, dass die Endbestände deutlich
steigen konnten. Auch für das Wirtschaftsjahr 2003/04 wird erneut
mit Importen von 19,0 Mio.t oder einem darüber liegenden
Bedarf gerechnet. Der wachsenden Verbrauch resultiert aus den
weiter steigenden Tierbeständen in China sowie einem stärkeren
Einsatz von Sojaschrot in den Futterrationen.
Hausse-Signal
Prognose
Für die nächsten Tage ist nach meiner Einschätzung mit
weiteren Preissteigerungen zu rechnen. Der Markt dürfte auch
deshalb anhaltend fest bleiben, da der Zukaufsbedarf der Mischfutterindustrie
groß ist und die Lagervorräte gering sind. Derzeit scheint
China - aus welchen Gründen auch immer - vorrangiges
Interesse am Zukauf von US-Soja/-schrot/-öl zu haben.
Zunächst dürfte nach meiner Meinung keine wesentliche
Verbilligung zu erwarten sein. Ich erwarte, daß die Preise
in den nächsten Wochen allenfalls kurzfristig sinken. Sofern
sich Zukäufe nicht aufschieben lassen, sollten diese kurzfristigen
Preistäler für Zukäufe genutzt werden.
Nach meiner Einschätzung dürfte die Preisspitze jedoch
in Kürze erreicht sein. Der Markt dürfte sich dann erinnern,
daß die Erzeuger auf der Südhalbkugel - sofern die
Wachstumsbedingungen günstig bleiben - einer neuen Rekordernte
entgegensehen. Bereits jetzt gelten deutlich niedrigere Preise für
Termine ab Februar 2004. Hier sind weitere Preisrücknahmen
zu erwarten.
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