Sojapreis bricht langjährige Preisrekorde
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 12.05.2004


Die Sojamärkte werden immer spekulativer. Nach leichten Kursrückgängen in den letzten Wochen, ziehen die Kurse jetzt wieder an.

Marktlage
2003/04 brachten die US-Farmer die seit Jahren niedrigste Sojaernte ein mit der Folge, daß die Weltmarktpreise stark anzogen. Jetzt bleiben die Ernten in Südamerika hinter den Erwartungen zurück. Weltweit wird für 2003/04 mit einer rund 10 Mio.t niedrigen Produktion als im Vorjahr gerechnet.

Da zugleich der weltweite Bedarf weiter steigt, wird mit einem Versorgungsdefizit von rund 7 Mio.t gerechnet. Das bedeutet, daß die Endbestände weiter stark schrumpfen. Zugleich gehen die Bestände an pflanzlichen Ölen stark zurück.

Das Spekulationspotential an den Sojamärkten ist inzwischen so groß, wie schon lange nicht mehr. Die Kurse am Kassa- wie auch an den Terminmärkten liegen daher nach wie vor auf hohem Niveau. Die leichten Preisrücknahmen der letzten zwei Wochen sind vorrangig auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen. Inzwischen ziehen die Kurse wieder leicht an.

Aktuell liegen die Kurse für argentinischen Sojaschrot 44/45 % bei 259 €/t cif Rotterdam netto. Die Preise ab mitteldeutsche Ölmühle zogen inzwischen wieder auf 290-295 €/t netto an.

Fakten


  • Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hatte in seiner Schätzung am 08.04.2004 die Sojabohnen-Ernte in den USA mit 65,8 Mio. t unverändert zur März-Prognose belassen. Auch bei den Export- und den Verarbeituzngszahlen blieb das USDA bei der Vormonatsschätzung. Die US-Bestände an Sojabohnen am Ende des Wirtschaftsjahres 2003/04 werden sich von 4,9 Mio.t im Vorjahr auf 3,1 Mio.t reduzieren.

    Sojabohnen - Erzeugung und Endbestände
    in Mio.t
     
    Welt
    USA
    Brasilien
    Argentinien
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    2000/01
    175,1
    30,6
    75,1
    6,7
    39,0
    8,4
    27,8
    7,9
    2001/02
    184,9
    32,2
    78,7
    5,7
    43,5
    11,1
    30,0
    10,2
    2002/02
    197,3
    39,3
    75,0
    4,9
    52,5
    14,5
    35,5
    12,5
    2003/04 - Prognose
    12.01.2004
    198,7
    36,0
    65,8
    3,4
    60,0
    14,2
    36,5
    10,8
    10.02.2004
    199,7
    36,0
    65,8
    3,4
    61,0
    15,5
    36,5
    11,1
    10.03.2004
    198,9
    35,9
    65,8
    3,4
    59,5
    15,5
    36,5
    11,1
    08.04.2004
    193,4
    33,0
    65,8
    3,1
    56,0
    13,2
    35,0
    10,8
    Quellen: USDA

    Die Versorgungslage wird - das zeigen die Zahlen deutlich - immer knapper. Dem durch das USDA prognostizierten jährlichen weltweiten Bedarf in Höhe von derzeit 199,5 Mio.t steht einer Produktion von lediglich 193,4 Mio.t gegenüber. Entsprechend schrumpfen die Vorräte zunehmend zusammen.
    Hausse-Signal

  • USA: Geringere Ausdehnung der Sojaanbaufläche 2004/05 als erwartet
    Die Sojabohnenfläche in den USA für die Ernte 2004/05 liegt nach der neuesten Prognose des Analysten Sparks Cos., Memphis/USA bei 30 Mio.ha (Vorjahr: 29,7). Diese Einschätzung liegt rund 0,38 Mio.ha unter der bisherigen Prognose des USDA. Die zur Zeit ungünstigen Witterungsbedingungen dürften zu dieser neuen einschätzung geführt haben. Nach Bekanntgabe der Analyse zogen die Kuerse an den US-Märkten erneut an.

    Die Grafik zeigt die Daten der monatlichen USDA-Prognosen zu den weltweiten Endbeständen bei Ölsaaten und Sojabohnen sowie die Kursentwicklung an der Warenterminbörse in Chicago/USA. Seit der Februar-Prognose lassen die kontinuierlich niedriger geschätzten Vorräte die Kurse regelrecht explodieren.


    Nach der Veröffentlichung der Sparks-Analyse am 07.05.2004 zogen die Kurse weiter an.
    Hausse-Signal

  • Südamerika: Kleinere Ernte als erwartet - dennoch auf Rekordniveau
    In Brasilien wurde die Sojabohnen-Ernte inzwischen abgeschlossen, in Argentinien neigt sie sich ihrem Ende entgegen. Seit Anfang des Jahres erfolgte aufgrund der in einigen Regionen herrschenden Trockenheit und zu nasser Witterung in anderen Regionen eine kontinuierliche Rücknahme der Ernteerwartungen und folglich auch der Vorratsbestände. Es ist davon auszugehen, daß das USDA in seiner heute veröffentlichten neuen Prognose die Werte nockmals nach unten korrigieren wird.
    Hausse-Signal

  • Marktversorgung
    Die Futtermittelindustrie wie auch die Landwirte beschränken ihre Zukäufe derzeit auf den nötigsten Bedarf. Diie Mischfutterindustrie hat die schwächeren Kurse der letzten zwei Wochen für Zukäufe genutzt. Der Preis für Sojabohnen hat die Nachfrage noch immer nicht so stark gedämpft, um bis zum Eintreffen der neuen Ernte in den USA eine normale Versorgung gewährleisten zu können.

    Nachdem seit Wochen über vermehrte Zukäufe aus dem asiatischen Raum berichtet wurde, melden Branchendienste jetzt, daß weitere chinesische Sojabohnen-Zukäufe in Südamerika storniert worden sein sollen. Der Markt zeigt sich davon jedoch völlig unbeeindruckt, so daß die Kurse weiter steigen.

    Die Bestände der sieben wichtigsten Ölsaaten dürften bis zum Ende der Saison um 6 Mio. t schrumpfen. Damit könnten die Vorräte nur noch bei 13,9 % (oder weniger) des jährlichen Verbrauchs liegen, nach 16,5 % vor einem Jahr.
    Hausse-Signal (bis zur nächsten Ernte)

Prognose
Die niedrigen US-Endbestände, niedrigere Ernteerwartungen für die fast abgeschlossene Ernte in Südamerika und gebietsweise schlechtere Aussaatbedingungen für Sojabohnen in den USA verunsichern den Markt und lassen die Kurse erneut anziehen.

Der Markt wird zunehmend sensibler auf "schlechte" Nachrichten reagieren. Wetterprognosen werden mit Blick auf die Ertragserwartungen der US-Ernte eine zunehmende Rolle spielen. Das Spekulationspotential wird nach meiner Einschätzung weiter wachsen, so daß das Kursrisiko an den Märkten enorm steigen wird. Nachrichten über Veränderungen beim Nachfrageverhalten und den Beständen werden den Markt zunehmend verunsichern.

Nach meiner Einschätzung dürfte der Markt bis zum Juli/Aug und zur US-Ernte immer wieder mit starken Preisausschlägen reagieren.

 
 
 

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