Wider alle Regeln - Sojabohnen ziehen an
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 19.02.2004


In den letzten Wochen waren die Kurse weltweit für Sojabohnen, -schrot und -öl stark rückläufig, da befürchtet wurde, daß der Importbedarf der asiatischen Staaten infolge der Geflügelgrippe einbrechen könnte. Jetzt ziehen die Kurse unerwartet wieder an.

Marktlage

Die Sojabohnenernte in Brasilien wird derzeit in den einen Anbauregionen durch Trockenheit und in den anderen durch extreme Niederschläge beeinträchtigt. Die Einbußen aufgrund der negativen Entwicklung cdf Erntebedingungen wird derzeit auf 3 % eingeschätzt. Nachdem das US-Landwirtschaftsministerium die Ernteprognose am 10.02.2004 nochmals um 1 Mio.t auf 61 Mio.t angehoben hat, rechnet man inzwischen mit einer witterungsbedingt niedrigeren Ernte.

Der Markt reagierte auf das aktuelle Witterungsrisiko mit einer Anhebung der Kurse an den internationalen Märkten. Die europäischen Märkte wollten diesem Trrend bisher noch nicht folgen. Das Aufwärtspotential blebt jedoch aufgrund der inzwischen auf der Südhalbkugel begonnenen Rekordernte gering.

Getragen wird der Preisanstieg auch durch die weiter anziehenden Preise für pflanzliche Öle am Weltmarkt. Lediglich in Südamerika kommt leichter Pfreidruch bei Ölen auf.

Inzwischen wurden die ersten Sojabohnen aus der neuen brasilianischen Ernte verschifft - so frühzeitig im Jahr wie nie zuvor. In Kürze werden die USA dann nicht mehr die einzigen Anbieter am Weltmarkt sein.

Brasilianisches Sojabohnen kosten derzeit rund 261 €/t cif Rotterdam, argentinisches Sojaschrot ist für rund 218 €/t cif Rotterdam zu haben. Ab Neuß notierte Sojaschrot 44/45 LP (low protein) für prompte Ware bei 226 €/t netto frei LKW. HP-Ware (high protein) verbucht einen Aufschlag von rund 15 - 20 €/t. Rapsschrot liegt für prompte Ware mit ca. 140 €/t netto frei LKW deutlich niedriger.

Fakten

Prognose
Die Ernte in Südamerika hat begonnen und für Argentinien und Brasilien werden neue Rekordernten vorausgesagt. Neue Sojabohnen aus Brasilien, Paraguay und ab April auch aus Argentinien werden das knappe US-Angebot ergänzen.

Kurzfristig dürfte das Auf und Ab bei den Soja-Tagespreisen noch andauern, zumindest solange noch Zweifel bestehen, ob Brasilien auch wirklich die erwartete Rekordernte einbringen kann. Aus meiner Sicht dürfte der EU-Markt in der nächsten Zeit leicht nachgeben, jedoch insgesamt noch auf hohem Niveau bleiben, da die Mischfutterindustie nach wie vor einen kontinuierlich hohen Zukaufbedarf hat. Mit den steigenden Verschiffungen aus den südamerikanischen Anbauländern dürfte der Preisdruck jedoch ab Anfang März rasch zunehmen.

Unter normalen Witterungsbedingungen ist auf der nördlichen Halbkugel zur Ernte 2004 derzeit mit einer starken Zunahme der Ölsaatenproduktion 2004 zu rechnen. Nach meiner Einschätzung dürften mit der näher rückenden Erntezeit die Kurse für Sojabohnen im späteren Verlauf des Jahres stark unter Druck geraten.

Aufgrund der Preisunsicherheit kommen derzeit nur wenige Geschäfte zustande.
Meine Einschätzung: Abwarten

 
 
 

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