Soja-Markt in Griff der Spekulanten
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 09.03.2004


Der weltweite Sojamarkt - knapp. Die südamerikanische Ernte - kleiner als erwartet. Dennoch gaben die Kurse jetzt kräftig nach. Was ist da los?

Marktlage
Am 25.02.2004 hieß es an dieser Stelle: "... Sobald jedoch eine Entspannung bei der Witterung in Südamerika eintritt und absehbar ist, daß die Schäden an der derzeit laufenden Ernte begrenzt bleiben werden, dürften die Kurse aus meiner Sicht wieder deutlich nachgeben.  ...". Diese Einschätzung der Marktlage trat ein.

Die Kurse schnellten in den letzten Wochen auf den höchsten Kurs seit September 2002. Seit Mitte letzter Woche brechen die Preise derzeit starkt ein - und das, obwohl alle Statistiken und Analysen untermauern wie knapp Sojabohnen am Weltmarkt verfügbar sind.

Fakten

  • USA
    Wie erwartet schrumpfen in den USA die Bestände aus der eigenen Ernte bedenklich zusammen. In einigen Regionen im im Süden und Südosten wird bereits von einer anhaltenden Knappheit berichtet, die zu einer rückläufigen Verarbeitung bei den Ölmühlen führt.
    Hausse-Signal

  • Brasilien
    Die Trockenheit in Brasilien hat die Ernteerwartungen geschmälert. Nach angaben das Branchenanalysten Safras & Mercado wird die Ernte nur noch bei 56,6 Mio.t liegen, nachdem die Erwartungen im Vormonat noch bei 59,7 Mio.t lagen. Die Februar-Prognose das US-Landwirtschaftsministeriums ging noch von 61 Mio.t aus. Bisher wurden gut 10 % der Ernte eingebracht.
    Hausse-Signal

  • Argentinien
    In der vergangenen Woche hat die Ernte jetzt auch in den Anbauregionen Argentiniens begonnen. Aufgrund der wochenlangen Trockenheit erwarten Analysten in einigen Regionen einen Rückgang der Erträge um bis zu 30 % im Vergleich zu "Normaljahren". Damit liegen auch die Ertragserwartungen unter den bisherigen Prognosen. Das US-Landwirtschaftsministerium ging in seiner Februar-Prognose noch von 36,5 Mio.t aus. Inzwischen liegen die Schätzungen darunter.
    Hausse-Signal

Prognose
Lauter Hausse-Signale - und die internationalen Kurse brechen ein? Die Spekulationsblase am Sojamarkt ist inzwischen so groß geworden, daß die Ausschläge des Trudelkurses immer heftiger werden. Für die Monate bis zur nächsten US-Ernte erwarten Analysten in den USA eine extreme Knappheit und sogar einen Importbedarf der USA.

Die Preisschwankungen dürften während der Erntezeit in Südamerika weiter anhalten, da nur durch Kursschwankungen an den Spekulationsmärkten Geld verdient werden kann. Doch bereits in den kommenden Wochen dürfte sich die Einsicht durchsetzen, daß Soja äußerst knapp ist. Das bedeutet nach meiner Einschätzung ein weiteres Preissteigerungspotential.
 
 
 

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