Preisrekorde am Weizenmarkt
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 15.04.2004


Nach dem Frust des Dürresommers 2003 nähert sich ein Boom-Marktjahr dem Erde des Getreidewirtschaftsjahres.

Marktlage
Rekord-Preisanstiege, wie sie nur alle paar Jahre das Portemonnaie der Weizenerzeuger erfreuen, haben in den letzten Wochen die Weizenvorräte in den Lägern der Produzenten auf ein Minimum zusammenschrupfen lassen. Derzeit stehen nur noch geringen Mengen zum Verkauf an.

Die Kurse konnten daher ihr hohes Niveau weitgehend halten. Das Spekulationspotential an den internationalen Märkte wurde in den letzten Wochen jedoch so groß, daß Gewinnmitnahmen zuletzt zu einen leichten Nachgeben der Kurse führten.

Eine etwas stärkere Nachfrage aus Osteuropa konnte zuletzt die Stimmung nochmals verbessern und sorgte für einen glatten Absatz der angebotenen Ware.

Fakten

  • Die weltweiten Weizen-Vorräte schrumpfen weiter
    In seiner Prognose vom 08.04.2004 hat das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) die weltweite Produktionsschätzung leicht um 1,3 Mio.t auf 549 Mio.t im Vergleich zum Vormonat angehoben. Damit liegt die Produktion jedoch im sechsten Jahr (!) in Folge unter dem weltweiten Verbrauch. Das bedeutet, daß die weltweiten Vorräte weiter schrumpfen. Das USDA geht jetzt von einem Abbau der Endbestände auf nur noch 127,5 Mio.t aus.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Haupt- exporteure
    Welt
    Welt
    Haupt- exporteure
    1999/00
    585,9
    226,7
    591,6
    170,1
    51,9
    2000/01
    583,6
    232,3
    590,1
    168,8
    52,1
    2001/02
    580,8
    204,2
    585,1
    202,3
    47,9
    2002/03
    566,2
    186,2
    601,0
    167,5
    37,5
    2003/04 Prognose vom:

    12.01.2004

    552,7
    215,1
    590,8
    127,3
    34,0

    10.02.2004

    551,8
    215,8
    591,4
    126,0
    33,5

    10.03.2004

    548,1
    216,1
    589,4
    124,9
    35,5
    08.04.2004
    549,4
    216,1
    589,4
    127,5
    35,2
    Hauptexporteure: Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
    Quelle: USDA

    Die Weizen-Endbestände schrumpfen inzwischen im dritten Jahr in Folge. Nicht nur weltweit, sondern auch bei den fünf Hauptexporteuren Argentinien, Australien, EU, Kanada und USA gehen die Endbestände


    Der weltweite Verbrauch bleibt nach wie vor auf einem hohen Niveau. Das Wachstum der Weltbevölkerung läßt auch in den nächsten Jahren einen steigenden Verbrauch erwarten.
    Hausse-Signal

  • Versorgungslage
    Nach der März-Prognose des europäischen Getreidehandelsverbandes Coceral fällt die Anbaufläche zur Ernte 2004 bei Weizen, Gerste und Mais größer aus als im Vorjahr.

    Weizen-Produktion in der EU-15
     
    Anbaufläche
    Mio. ha
    Ertrag
    t/ha
    Produktion
    Mio. t
    Ernte 2002
    14,0
    67,4
    94,0
    Ernte 2003
    13,4
    61,5
    82,4
    Ernte 2004
    14,2
    68,0
    96,8

    Zudem erwartet man derzeit eine normale Entwicklung der Pflanzenbestände, so daß nach dem Dürrejahr 2003 eine wieder normale bzw. größere Erzeugung erwartet wird.


    Für die Zeit bis zum Anschluß an die neue Ernte sacken auch in der EU die Weizenvorräte weiter ab. Erst mit der nächsten (normalen) Ernte ist eine Entspannung der Versorgungslage zu erwarten.
    Hausse-Signal (bis zur nächsten Ernte)

  • Neue EU-Länder signalisieren Weizen-Nachfrage
    Die neuen Betrittsländer richten ihre Geschäfte zwei Wochen vor dem EU-Beitritt neu aus. Die EU-25-Länder spielen jetzt für Ein- und Verkaufsanfragen eine zunehmende Rolle. Polen hat inzwischen Interesse an Zukäufen von Weizen aus Deutschland für die Zeit nach dem 01.05.2004 bekundet.
    Hausse-Signal (bis zur nächsten Ernte)

Prognose
Nach den neuesten Zahlen zur Produktion und Marktversorgung an den nationalen, europäischen und internationalen Märkten zeichnet sich derzeit auch für 2004/05 eine äußerst knappe und angespannte Versorgungslage ab. Trotz der Ausweitung der Wintergetreide-Anbaufläche auf der Nordhalbkugel ist derzeit zu erwarten, daß die weltweiten Endbestände weiter schrumpfen werden. Damit dürfte das Problem knapper Märkte auch die Preise in den kommenden Monaten auf hohem Niveau halten.

Nach meiner Einschätzung werden die Weizen-Preise auch in den kommenden Wochen ihr hohes Niveau behaupten. Kleinere Preistäler dürften bis zum Anschluß an die Ernte 2004 nur kurzzeitig auftreten.
Mein Fazit: Meiden Sie beim Verkauf die Preistäler, ansonsten kann man in den nächsten Wochen kaum etwas falsch machen.

 
 
 

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