Närrische Tage - Tristesse am Weizenmarkt
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 19.02.2004


Die närrischen Tage schmälern wie jedes Jahr die Umsätze. Die Folge: Die Preise gingen bereits in dieser Woche leicht zurück.

Marktlage
Die Nachfrage am heimischen Markt stagniert derzeit bei leicht schwächeren Preisen. Das Angebot am gesamten Getreidemarkt ist weiterhin relativ knapp. In den Lägern der Erzeuger ruhen nur noch "Restposten" aus der Getreiderente 2003.

Vor allem kleinere Partien, die folglich keine "Höchstpreise" erzielen können, kommen jetzt noch an den Markt. Hinzu kommt, daß die Nachfrage der Verarbeiter inzwischen etwas zurückgegangen ist. Auch die angebotene Ware aus Interventionsbeständen wurde deutlich lustloser beboten.

Während der anstehenden Faschingstage erwarten Händler und Verarbeiter einen geringeren Bedarf und somit rückläufige Umsätze. Die Preise gingen daher bereits in dieser Woche leicht zurück.

Am internationalen Markt liegen die aktuellen Preise deutlich unter den Preisniveau des EU-Gebietes. Das Dürrejahr 2003 mit seiner erheblich schlechteren Ernte hat die EU-Preise enorm in die Höhe getrieben, während am internationalen Markt die glabale, zwar knappe, aber immer noch ausreichende Ernte den Preis bestimmt. Jetzt weisen zudem die neuen Zahlen eine Ausweitung der Wintergetreide-Anbaufläche in den USA aus. Die Folge der damit einhergehenden hheren Ernteerwartung sind weiter nachgebende Kurse an den US-Marktplätzen.

Fakten

  • US-Preise belasten die EU-Preisentwicklung
    Die US-Marktplätze spiegeln derzeit eindeutig die Marktlage in den USA wider. In seiner Prognose vom 10.02.2004 hat das US-Landwirtschaftsministerium die weltweite Produktionsschätzung nochmals um 0,8 Mio.t auf 717 Mio.t im Vergleich zum Vormonat zurückgenommen und geht jetzt von einem noch stärkeren Abbau der Endbestände auf nur noch 126 Mio.t aus.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Haupt- exporteure
    Welt
    Welt
    Haupt- exporteure
    1999/00
    585,9
    226,7
    591,6
    170,1
    51,9
    2000/01
    583,6
    232,3
    590,1
    168,8
    52,1
    2001/02
    580,9
    205,2
    585,5
    198,1
    44,6
    2002/03
    565,8
    185,8
    600,2
    163,7
    35,2
    2003/04 Prognose vom:
    10.10.2003
    549,5
    215,1
    584,4
    130,2
    34,2

    12.11.2003

    548,3
    214,6
    585,7
    126,3
    32,9

    11.12.2003

    550,5
    215,1
    588,1
    127,9
    35,1

    12.01.2004

    552,7
    215,1
    590,8
    127,3
    34,0
    10.02.2004
    551,8
    215,8
    591,4
    126,0
    33,5
    Hauptexporteure: Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
    Quelle: USDA

    Die knappe weltweite Versorgungslage konnte jedoch nicht verhindern, daß die Kurse in den USA und infolge auch an unseren Märkten unter Druck geraten.


    vorübergehendes Baisse-Signal

  • Versorgungslage bleibt auch 2004/05 knapp
    Nach den neuesten Zahlen zur Produktion und Marktversorgung an den nationalen, europäischen und internationalen Märkten zeichnet sich derzeit auch für 2004/05 eine äußerst knappe und angespannte Versorgungslage ab. Trotz der Ausweitung der Wintergetreide-Anbaufläche auf der Nordhalbkugel ist derzeit zu erwarten, daß die weltweiten Endbestände weiter schrumpfen werden. Damit dürfte das Problem knapper Märkte auch die Preise in den kommenden Monaten auf hohem Niveau halten.
    Hausse-Signal

Prognose
Wer noch 2003er Ware vermarkten möchte, kann davon ausgehen, daß das Angebot bis zum Anschluß an die kommende Ernte äußerst knapp bleiben wird. Importe von der Südhalbkugel dürften kaum Entspannung bringen.

Nach meiner Einschätzung werden die Preise bereits im März erneut anziehen, da die Futtermittelwerke auf Anschlußlieferungen angewiesen sind.
Mein Fazit: Geschäfte erst wieder ab Anfang März einplanen.

 
 
 

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