Raps verläßt das Erntetal
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 07.08.2003


Preisdruck am internationalen Ölsaaten-Markt, doch dennoch stabile Kurse an unseren heimischen Märkten. Damit bewahrheitet sich die an dieser Stelle getätigte Markteinschätzung vom 21.07.2003, in der es hieß: "... Die kleinere EU-Ernte sowie der anhaltend hohe Rapsöl-Bedarf der Lebensmittelbranche und der Veresterungsanlagen (Biodiesel) sollten nach meiner Einschätzung für stabile bis leicht steigende Kurse in den nächsten Wochen sorgen. ..." Wie geht es jetzt weiter?

Marktlage
Die Rapsernte ist auch in Deutschland so gut wie abgeschlossen. Aufgrund des niedrigen Umsatz kommt auch nur wenig Bewegung in die Preisentwicklung. Die leicht rückläufigen Preise am Markt für Rapsöl und andere pflanzliche Öle schmälern die Schlaglöhne der Ölmühlen und belasten folglich den Rapssaatenmarkt.

Im Gefolge der stark rückläufigen Preise am Markt für Sojabohnen, -schrot und -öl haben auch die Rapssaatenpreise an den Kassamärkten und Warenterminmärkten nachgegeben.

Niedrigwasser in den Flüssen und eine noch immer begrenzte Nachfrage seitens der Verarbeiter belasten den Markt zusätzlich. Mit Preisen zwischen 240 und 245 €/t franko Verarbeitungsbetrieb für Liefertermine bis September/Oktober liegt die Ausgangsposition auch für die Erzeuger rund 10 € über der des Vorjahres.

Fakten

  • Pflanzliche Öle
    Mit den rückläufigen Sojaölpreisen werden auch die Kurse anderer pflanzlicher Öle wie Rapsöl nach unten gezogen. Hintergrund ist die derzeitige gute Wetterlage mit besten Wachstumsvoraussetzungen in den USA und die erwartete erneute Anbauausdehnung in Südamerika. Zudem brachten die rückläufigen Warenterminkurse für Palmöl in Kuala Lumpur, Malysia den internationalen Markt unter Druck. Folglich gaben auch die Rapsöl-Preise am Exportstandort Rotterdamm deutlich nach.



    Vor allem der "Billigmacher" Palmöl steuert derzeit mit großem Preisabstand das Preisniveau nach unten.
    Baisse-Signal

  • Lage am Markt in Deutschland
    Das alljährliche Ernteloch geht seinem ende entgegen. Der Markt stabilisiert sich derzeit. Die riesige Bedarf der Veresterungsanlagen steht einem kleineren Angebot aus der neuen Ernte gegenüber. Kanadische Ware dürfte frühestens im Oktober verfügbar sein. Hier gibt es noch ein großes Fragezeichen, denn seit Wochen werden einige kanadische Rapsanbaugebiete durch eine extreme Hitzewelle und erneute Dürre heimgesucht. Die Ernte in Australien wird durch die derzeit anhaltende Trockenheit weiter geschmälert. Der "Großimporteur" China hat nicht nur neinen höheren Bedarf an Sojabohnen, sondern auch an Rapssaaten/-öl, so daß neben kanadischem Raps vor allem EU-Raps am Weltmarkt eine Rolle spielen wird.
    Hausse-Signal

  • Export/Import
    Estland, Lettland und Litauene bringen derzeit eine Ernte auf Rekordniveau ein (Ernte 2003: 228.000 t). Der Branchenanalyste Oil World rechnet für die Saison August/Juli 2003/04 mit einer deutlichen Steigerung des Rapssaaten-Exportes der baltischen Staaten um mehr als 40.000 t. Die Mengen dürften durch den europäischen Markt insbesondere durch Deutschland vollständig aufgenommen werden. Je nach Aufnahmefähigkeit des Marktes ist Preisdruck nicht auszuschließen.
    Baisse-Signal

Prognose
Derzeit macht sich noch der alle Jahre wiederkehrende Preisdruck während der Erntezeit an den Märkten bemerkbar. Nach meiner Einschätzung ist diese Zeitspanne mit der so gut wie beendeten Ernte ebenfalls beendet.

Die bereits leicht anziehende Kurse an den Kassa- und Terminmärkten werte ich als Hinweis auf den jetzt wieder anziehenden Markt. Verarbeiter und Exporteure, die mit normalen Ernteterminen kalkuliert hatten und in den letzten Wochen noch komfortabel mit Ware ausgestattet waren, müssen jetzt langsam an Anschlußkäufe denken.

Ich rechne in den nächsten Tagen mit einer Nachfragebelebung und infolge mit leicht anziehenden Preisen. Von der Hoffnung auf preisliche Höhenflüge sollte man sich jedoch - solange neue Soja-Rekord-Ernten erwartet werde - verabschieden.
 
 
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