Noch ist in Deutschland kein Fall eines an MKS erkrankten Tieres bestätigt
worden, doch die Seuchenphantasien haben den Markt gelähmt und die
Kurse zum Absturz gebracht.
Marktsituation
Der Weizen-Markt dümpelt vor sich hin. Handel und Verarbeiter warten die
weitere MKS-Ausbreitung ab. Die Mühlenindustrie zeigt sich ausreichend
versorgt. Die Preise stagnieren nach dem Kursrückgang der letzten Wochen
auf niedrigem Niveau.
Nach dem hervorragenden Algerien-Geschäft (erwartet wurden im Vorfeld
175.000 t, zustande kam ein Geschäft über 425.000 t) haben
sich weitere Exporterwartungen trotz des festen US-Dollars noch nicht
bestätigt.
In den Beitrag "MKS drückt
die Weizenpreise" von 29.03.2001 wurden bereits die Prognosedaten
des International Grains Council (IGC) vom 22.03.2001 dargestellt.
Die nachfolgende Grafik verdeutlicht, daß bereits seit Jahren
der weltweite Weizenverbrauch die Produktion übersteigt. Seit
dem Wj 1997/98 schmilzt der Endbestand langsam und allmählich
dahin. Die Anbaudaten der Saison 2001/02 lassen erwarten, daß
die Bestände im nächsten Wj unter die Werte von 1995/96
rutschen könnten.
Die Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) vom 30.03.01
unterstützt diese Erwartung. Das USDA sagt einen weiteren
Rückgang der US-Weizenanbaufläche um 4 % auf das niedrigste Niveau seit
1973 voraus - und das trotz wachsender internationaler Nachfrage. Die
bereits seit Monaten abzusehende Knappheit dürfte sich daher weiter verschärfen
(siehe vorhergehende Beiträge).
Prognose
In der gesamten EU dominieren Seuchenphantasien die Getreidemärkte. Für
spätere Termine erwarte ich einen ansteigenden Bedarf der Verarbeiter
bis zur Verfügbarkeit der Anschlußware aus der kommenden Ernte.
Möglichkeit 1 - Deutschland bleibt MKS-frei
Der Verdachtsfall in Horstmar-Leer (Kreis Steinfurt) hat sich bei Untersuchungen
der Bundesforschungsanstalt für Viruserkrankungen in Tübingen nicht bestätigt.
Für die Verdachtsfälle in Hessen in Krofdorf-Gleiberg und Königsberg-Biebertalgibt
es heute (04.04.01) noch keine Bestätigung. Somit gilt Deutschland
noch als MKS-frei.
Sollte das Unheil an Deutschland vorbeiziehen, würde ich für
die zweite April-Hälfte/Anfang Mai die nächste Hochpreisphase
erwarten. "Schwindelnde Höhen" dürften die Kurse jedoch
nicht erreichen, da die weltweiten MKS-Diskussionen und -phantasien dem
Weizenmarkt jede Euphorie nehmen. Märkte, die der Baissestimmung
verfallen sind, benötigen bekannterweise starke Impulse, um den Trend
zu brechen.
Hinzu kommt, daß ich die durch MKS verursachten Preisrücknahmen
und Kaufzurückhaltungen des Handels und der Verarbeiter hinsichtlich
der Verbrauchs- und Absatzsituation als leichte Überreaktion des
Marktes betrachte. Der für das späte Frühjahr zu erwartende
Anschlußbedarf, die Exporterwartungen und eine "Normalisierung"
der Lage dürften das Barometer für die Weizenpreise wieder auf
Sonne stellen.
Möglichkeit 2 - MKS-Seuchenzug in Deutschland
Dies positiven Aussichten könnten bei einer Bestätigung
der MKS-Verdachtsfälle in Deutschland jedoch schnell zunichte gemacht
werden. Handel und Verarbeiter befürchten erhebliche Einbußen
im Futtermittelsektor und kaufen - wie teilweise jetzt schon zu hören -
kaum noch Ware zu. Infolge wächst der Angebotsdruck, die Preise gehen
rückwärts, Panikverkäufe ("Rette was zu retten ist!)
verschlimmern die Lage und verursachen einen Preiseinbruch.
Dennoch: Auch in MKS-Zeiten wollen die Verbraucher ihre Brötchen
und ihr Brot essen, so daß vom Weizenerzeuger bis zum Bäcker
weiterhin Ware fließen muß, Auch der internationale Export
dürfte hinsichtlich des Angebots-Nachfrage-Verhältnisses unbeschadet
weiterlaufen. Der Schaden resultiert neben noch nicht faßbaren Einbußen
auf der Futtermittelseite vor allem aus der psychologischen Überreaktion.
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