Weizen: US-Markt drückt die Preise


S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 08.02.2001


Frustriert beobachte ich seit Tagen die Entwicklung am Weizenmarkt. Bis in die zweite Januar-Hälfte hinein konnten sich die Kurse für B- und C-Weizen spürbar sowie für E- und A-Weizen in gewissem Umfang verbessern. Diese Entwicklung hatte ich auch aufgrund der fundamentalen Daten am internationalen Markt und den zu erwartenden Exportaussichten der EU erwartet. Doch seitdem haben die Kurse sichtbar nachgegeben.

Marktlage
Der Trend zu schwächeren Preisen am nationalen Markt folgt den internationalen Vorgaben. An den fundamentalen Daten, die in den vorhergehenden Beiträgen bereits ausführlich beschrieben wurden, hat sich nichts geändert. Nach wie vor weisen die Daten über Produktion, Angebot, Handel, Verbrauch und Endbestände auf eine "knappe Versorgung" hin.

Die Februar Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) vom 08.02.2001 hat seine Erwartung zur weltweiten Weizenproduktion 2000/01 im Vergleich zum Januar leicht erhöht, da die Erzeugung in Australien doch etwas höher als erwartet liegen soll. Die Endbestände werden aufgrund des die Produktion übersteigenden Verbrauchs nochmals niedriger angesetzt.

Anders sieht die Situation in den USA aus. Das USDA hat seine Erwartung der Produktion und des Verbauchs in den USA im Vergleich zum Januar unverändert belassen. Die Exportnation USA befürchtet jetzt aber, auf seinem Weizen teilweise sitzen zu bleiben, da z..B. der Importbedarf Chinas jetzt um 500.000 t Weizen niedriger eingeschätzt wird. Infolge weist die Statistik jetzt höhere Endbestände für das Wj 2000/01 aus.

Das Problem ist, daß die Märkte in den USA erheblichen Einfluß auf die internationale Preisentwicklung nehmen. Und aus Sicht der USA sind die Aussichten des Weizenmarktes nicht sonderlich erfreulich. Hohe Endbestände aus den Vorjahren lassen trotz etwas höherer Handels- und Verbrauchserwartungen die Endbestände aus dem Wj 2000/01 nur geringfügig absinken. Die nachlassende Konjunktur läßt viele potentielle Käufer auf einen schwächeren Dollar und damit günstigere Importpreise spekulieren. Infolge kommt der internationale Handel nicht in Schwung.

Die EU-Märkte leiden unter der schwachen internationalen Nachfrage erheblich. Bis Mitte Januar blieben die Getreideexporte aus der EU mit 13,8 Mio. t um über 7 Mio. t hinter dem Exportvolumen desselben Vorjahreszeitraumes zurück. Mitte Januar 1998/99 waren sogar schon 18,8 Mio. t in den Drittlandsexport geflossen. Die EU hat infolge der schwächeren internationalen Kurse und aufgrund des Kursverlaufes des US-Dollars auch die EU-Exporterstattungen von bisher 7,50 € auf 13,00 € angehoben.

Dabei sehen die Aussichten für Getreide aus Deutschland noch verhältnismäßig günstig aus, da die qualitativ schwächere französische Ware nur schwer Käufer am Weltmarkt findet. Der Absatz deutscher Ware lauft damit immer noch kontinuierlich und ohne krasse Preiseinbrüche.

Fakten

  • Der Handel ist vorrangig an Partien für Streckengeschäfte interessiert. Die geringeren Exportaufträge für Mehl machen sich bemerkbar, so daß die Mühlen weitestgehend versorgt sind oder kleinere Mengen in spezieller Qualität zukaufen. Regional haben Futtermittelbetriebe Bedarf an Weizen mit speziellen Qualitäten.

  • Die amerikanische Winterweizenfläche zur Ernte 2001/02 (Juni/Mai) ist die niedrigste seit 1971. Witterungsbedingt konnte rund 20 % der vorgesehenen Anbaufläche nicht ausgesät werden.

  • Die Anbaufläche für Wintergetreide wird 2001 in Frankreich um 2,6 % kleiner als im Vorjahr ausfallen auf Grund des widrigen Wetters. Wie das Office National Interprofessionnel des Cereales (ONIC), Paris mitteilte, ist bei der Winterweizenanbaufläche sogar mit einem Rückgang um 3,6 % zu rechnen.

  • Die stetigen Weizenexporte aus Norddeutschland sind zwar etwas ins Stocken gekommen. Dennoch wird weitere Nachfrage für die kommenden Wochen erwartet. Besonders Polen bekundet erneutes kurzfristiges Kaufinteresse an Weizen, Roggen und Gerste aus Deutschland. Händler erwarten, dass Polen bis zu 500.000 t Getreide bis Ende März 2001 importieren muß, um das inländische Preisniveau auf dem bisherigen Niveau zu halten.

  • Nach Aussage des Pressedienstes Interfax soll Rußland aufgrund knapper Inlandsbestände möglicherweise 2-3 Mio. t Getreide für Nahrungszwecke importieren. Rußland, einst einer der größten Getreideimporteure, erntete im vergangenen Jahr 65,4 Mio. t (1999: 54,7 Mio. t). Daneben soll der Importbedarf für Futtergetreide bei bis zu 4 Mio. t liegen.

Prognose
Der EU-Getreideexport dürfte vorerst weit unter dem Vorjahreswert liegen. Grund ist der kränkelnde US-Export, der zu einem Angebotsstau in den USA führt und den US-Börsen, die als internationales Preisbarometer fungieren, keine Chance läßt, aus den Startlöchern zu kommen.

Noch immer bin ich der Meinung, daß Weizen zu den wenigen Agrarprodukten mit echtem Haussepotential zählt. Ob der Preisanstieg jedoch kurz bevorsteht oder noch Wochen auf sich warten läßt, wage ich z.Z. nicht zu prognostizieren. Es spricht jedoch vieles dafür, daß mit dem März die Talsohle durchlaufen sein wird und die Kurse nach oben marschieren.

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