MKS geht auch an den Getreidemärkten nicht spurlos vorbei. Letztendlich
dreht sich inzwischen fast alles um den Seuchenverlauf der MKS und die
daraus resultierende brutale Frage, wieviel Stück Vieh im Verlauf des
Jahres in der EU und in Deutschland wohl noch zu füttern sind.
Zwei neue MKS-Fälle in den Niederlanden, die nach Angaben des Landwirtschaftsministerium
in Den Haag vom 28.03.01 in der Nähe von Oene nahe Appeldoorn aufgetreten
sind, geben dem Markt keine Chance, sich aus der Lähmung zu befreien.
Der Markt ist beinahe zum Erliegen gekommen.
Die Futtermittelindustrie agiert beim Zukauf von Getreide extrem vorsichtig
und zurückhaltend. Da reicht auch der über den Erwartungen liegende Export
von Brotgetreide nach Algerien nicht aus, um die Situation zu stabilisieren.
Panikverkäufe seitens der Erzeuger belasten daher inzwischen nicht nur
den Schweine-, sondern auch den Getreidemarkt.
Auch die internationalen Notierungen für Weizen erlitten in der vergangenen
Woche einen Einbruch, da Befürchtungen hinsichtlich der Exportmöglichkeiten
für Futterkomponenten in Richtung Europa bestehen. In dieser Woche
konnten sich die Kurse wieder leicht befestigen.
Betrachtet man die Preisentwicklung bei Brotweizen, so stellt man fest,
daß die Kurse an unseren heimischen Märkten über einen
langen Zeitraum unter den internationalen Notierungen lagen. Inzwischen
liegen die EU-Preise jedoch etwa auf Weltmarktniveau.
Fakten
- Endbestände 2000/01: Die fundamentalen Daten weisen
eher auf international anziehende Kurse hin. In seiner Prognose von
22.03.01 erwartet das International Grains Council (IGC) für
das Erntejahr 2000/01 fast unverändert zur Februar-Prognose einen
Rückgang der Produktion, während der Verbrauch ansteigen soll, so
daß die Endbestände weiter sinken.
|
IGC
|
USDA
|
1997
/98
|
1998
/99
|
1999
/00
|
2000
/01
|
1997
/98
|
1998
/99
|
1999
/00
|
2000
/01
|
Produktion |
610
|
587
|
584
|
581
|
609
|
589
|
588
|
580
|
Ex-/Import |
99
|
99
|
108
|
104
|
125
|
123
|
125
|
127
|
Verbrauch |
587
|
589
|
590
|
595
|
585
|
590
|
599
|
597
|
Endbestände |
139
|
136
|
129
|
115
|
138
|
137
|
126
|
109
|
Quelle: IGC-Prognose vom 22.03.2001, USDA-Prognose
vom 08.03.2001 |
Wenn auch die statistischen Daten des IGC und des US-Landwirtschaftsministerium
(USDA) leicht voneinander abweichen, so sind sich beide Organisationen
über den Trend jedoch einig: Fallende Endbestände zum Abschluß
dieses Wirtschaftsjahres.
- Anbaufläche 2001/02: Lag die weltweite Weizenanbaufläche
1998 noch bei 224,5 Mio. ha, so reduzierten die Erzeuger
die Fläche bis 2000 auf 214,5 Mio. ha, während der Verbrauch
seitdem jedoch kontinuierlich zunahm. Für das laufende Jahr wird der
internationale Weizenanbau auf nur noch 213,3 Mio. ha geschätzt
(-0,6 %).
Für die EU rechnet der EU-Dachverband Coceral mit einer Einschränkung
der Weizenanbaufläche zur Ernte 2001 um 951.000 ha (-6,6 %)
gegenüber 2000 auf 13,5 Mio. ha, so daß die Produktion der
EU-15 um 6,7 Mio. t (-7,1 %) auf 88,7 Mio. t rückläufig
sein dürfte.
- Verbrauch: Die Getreideverfütterung wird nach jetziger Einschätzung
im laufenden Wirtschaftsjahr 2000/01 von zuvor 108 Mio. t
auf etwa 113 Mio. t Getreide ansteigen.
- Export: Der EU-Export läuft inzwischen wieder etwas flotter,
wie der Kauf von 425.000 t durch Algerien zeigt. Die Angst vor eventuellen
MKS-Übertragungen durch die Warenbewegung überschattet jedoch das
Geschäft.
Prognose
BSE und MKS sind das Damokles-Schwert, das die europäischen Viehbestände
bedroht. In welchem Umfang auch immer - Fakt ist, daß die Tierzahlen schrumpfen.
In den nächsten Wochen dürften die Kurse vorerst gedrückt bleiben. Ab
Mitte April wäre eine Kurserholung denkbar. Der weitere Preisverlauf hängt
letztendlich jedoch stark vom Seuchenverlauf ab.
Die Grafik zeigt, daß auch der Mai-Termin stark unter Druck steht.
Nach meiner Einschätzung dürfte der Bedarf bei Verarbeitern
und Exporteuren im Laufe des April wieder größer werden und
damit die Geschäftstätigkeit zunehmen. Es ist zu erwarten, daß
vorrangig B- und C-Qualitäten größere Nachfrage erfahren
werden. Für A-Weizen und insbesondere für E-Weizen wird die
begrenzte Nachfrage eine Absatz und damit Preisbremse bleiben.
Ich gehe davon aus, daß die Kurse im April/Mai zu einer spürbaren
Erholung kommen könnten. Obwohl immer wieder verlautbart, die Verarbeitungsbetriebe
seien bestens mit Anschlußware versorgt, gehe ich davon aus, daß
die bisherigen Absatzdaten eher auf ein Defizit und damit einen noch ausstehenden,
größeren Bedarf der Verarbeiter hinweisen.
Ausschlaggebend wird jedoch zunächst sein, wie groß die Absatzeinbußen
durch MKS und BSE bei Futtergetreide sein werden. Preise, die in den Keller
gerutscht sind, lassen sich bedauerlicherweise nur sehr schwer zu neuen
Höhenflügen überreden.
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