MKS drückt die Weizenpreise


S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 29.03.2001


MKS geht auch an den Getreidemärkten nicht spurlos vorbei. Letztendlich dreht sich inzwischen fast alles um den Seuchenverlauf der MKS und die daraus resultierende brutale Frage, wieviel Stück Vieh im Verlauf des Jahres in der EU und in Deutschland wohl noch zu füttern sind.

Zwei neue MKS-Fälle in den Niederlanden, die nach Angaben des Landwirtschaftsministerium in Den Haag vom 28.03.01 in der Nähe von Oene nahe Appeldoorn aufgetreten sind, geben dem Markt keine Chance, sich aus der Lähmung zu befreien. Der Markt ist beinahe zum Erliegen gekommen.

Die Futtermittelindustrie agiert beim Zukauf von Getreide extrem vorsichtig und zurückhaltend. Da reicht auch der über den Erwartungen liegende Export von Brotgetreide nach Algerien nicht aus, um die Situation zu stabilisieren. Panikverkäufe seitens der Erzeuger belasten daher inzwischen nicht nur den Schweine-, sondern auch den Getreidemarkt.

Auch die internationalen Notierungen für Weizen erlitten in der vergangenen Woche einen Einbruch, da Befürchtungen hinsichtlich der Exportmöglichkeiten für Futterkomponenten in Richtung Europa bestehen. In dieser Woche konnten sich die Kurse wieder leicht befestigen.

Betrachtet man die Preisentwicklung bei Brotweizen, so stellt man fest, daß die Kurse an unseren heimischen Märkten über einen langen Zeitraum unter den internationalen Notierungen lagen. Inzwischen liegen die EU-Preise jedoch etwa auf Weltmarktniveau.

Fakten

  • Endbestände 2000/01: Die fundamentalen Daten weisen eher auf international anziehende Kurse hin. In seiner Prognose von 22.03.01 erwartet das International Grains Council (IGC) für das Erntejahr 2000/01 fast unverändert zur Februar-Prognose einen Rückgang der Produktion, während der Verbrauch ansteigen soll, so daß die Endbestände weiter sinken.

     
    IGC
    USDA
    1997
    /98
    1998
    /99
    1999
    /00
    2000
    /01
    1997
    /98
    1998
    /99

    1999
    /00

    2000
    /01
    Produktion
    610
    587
    584
    581

    609

    589
    588
    580
    Ex-/Import
    99
    99
    108
    104

    125

    123
    125
    127
    Verbrauch
    587
    589
    590
    595
    585
    590
    599
    597
    Endbestände
    139
    136
    129
    115
    138
    137
    126
    109
    Quelle: IGC-Prognose vom 22.03.2001, USDA-Prognose vom 08.03.2001

    Wenn auch die statistischen Daten des IGC und des US-Landwirtschaftsministerium (USDA) leicht voneinander abweichen, so sind sich beide Organisationen über den Trend jedoch einig: Fallende Endbestände zum Abschluß dieses Wirtschaftsjahres.

  • Anbaufläche 2001/02: Lag die weltweite Weizenanbaufläche 1998 noch bei 224,5 Mio. ha, so reduzierten die Erzeuger die Fläche bis 2000 auf 214,5 Mio. ha, während der Verbrauch seitdem jedoch kontinuierlich zunahm. Für das laufende Jahr wird der internationale Weizenanbau auf nur noch 213,3 Mio. ha geschätzt (-0,6 %).

    Für die EU rechnet der EU-Dachverband Coceral mit einer Einschränkung der Weizenanbaufläche zur Ernte 2001 um 951.000 ha (-6,6 %) gegenüber 2000 auf 13,5 Mio. ha, so daß die Produktion der EU-15 um 6,7 Mio. t (-7,1 %) auf 88,7 Mio. t rückläufig sein dürfte.

  • Verbrauch: Die Getreideverfütterung wird nach jetziger Einschätzung im laufenden Wirtschaftsjahr 2000/01 von zuvor 108 Mio. t auf etwa 113 Mio. t Getreide ansteigen.

  • Export: Der EU-Export läuft inzwischen wieder etwas flotter, wie der Kauf von 425.000 t durch Algerien zeigt. Die Angst vor eventuellen MKS-Übertragungen durch die Warenbewegung überschattet jedoch das Geschäft.

Prognose
BSE und MKS sind das Damokles-Schwert, das die europäischen Viehbestände bedroht. In welchem Umfang auch immer - Fakt ist, daß die Tierzahlen schrumpfen. In den nächsten Wochen dürften die Kurse vorerst gedrückt bleiben. Ab Mitte April wäre eine Kurserholung denkbar. Der weitere Preisverlauf hängt letztendlich jedoch stark vom Seuchenverlauf ab.

Die Grafik zeigt, daß auch der Mai-Termin stark unter Druck steht. Nach meiner Einschätzung dürfte der Bedarf bei Verarbeitern und Exporteuren im Laufe des April wieder größer werden und damit die Geschäftstätigkeit zunehmen. Es ist zu erwarten, daß vorrangig B- und C-Qualitäten größere Nachfrage erfahren werden. Für A-Weizen und insbesondere für E-Weizen wird die begrenzte Nachfrage eine Absatz und damit Preisbremse bleiben.

Ich gehe davon aus, daß die Kurse im April/Mai zu einer spürbaren Erholung kommen könnten. Obwohl immer wieder verlautbart, die Verarbeitungsbetriebe seien bestens mit Anschlußware versorgt, gehe ich davon aus, daß die bisherigen Absatzdaten eher auf ein Defizit und damit einen noch ausstehenden, größeren Bedarf der Verarbeiter hinweisen.

Ausschlaggebend wird jedoch zunächst sein, wie groß die Absatzeinbußen durch MKS und BSE bei Futtergetreide sein werden. Preise, die in den Keller gerutscht sind, lassen sich bedauerlicherweise nur sehr schwer zu neuen Höhenflügen überreden.

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