Börse am Vortag: Kurskorrekturen auf hohem Niveau

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 04.11.2010


Verzweiflung scheint die Antriebsfeder der US-Notenbak zu sein, erneut neues Geld in den Markt zu pumpen, um Amerikas stotternde Wirtschaft in Gang zu bringen. Diese Entscheidung war bereits erwartet worden. An den Agrarrohstoff-Märkte fehleten neue Hausse-Nachrichten. Während Getreide korrigierte, ging es bei Raps weiter aufwärts.

 

Devisen & Konjunktur
Im Handel kann die Entscheidung der US-Notenbank FED, weitere 600 Milliarden Dollar in den Markt zu bringen, nicht unbedingt gut an. Die FED teilte gestern abend mit, bis Ende des zweiten Quartals 2011 US-Staatsanleihen im Umfang von 600 Milliarden Dollar kaufen zu wollen. Geplant sei der Erwerb für etwa 75 Milliarden Dollar pro Monat.

Die Maßnahme der FED war erwartet worden. Verständlich wird sie, wenn man berücksichtigt, daß die US-Notenbank weder den Auftrag hat, für weltweite Ruhe an den Devisenmärkten zu sorgen, och - anders als die EZB - die Inflation zu begrenzen. Auftrag der FED ist die Sicherung Geldwertstabilität, Beschäftigung und Wirtschaftswachstum im eigenen Land. Doch auch bei der Erreichung dieser Ziele scheint es zu hapern.

An den Märkten befürchtet man jetzt eine neue Stufe beim Abwertungswettlauf der Staaten und einen stärkeren Inflationsdruck in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Die Leitwährung Nr.2 - der Euro - kann von den neuen Inflationsängsten profitieren.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs letztendlich von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,4014 US-Dollar festgesetzt. Heute im frühen Handel steht der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar deutlich im Plus.

 

Energie
Zunächst blieben die Investoren gestern zunächst zurückhaltend, solange die Entscheidungen der FED noch nicht bekanntgegeben waren. Nach Veröffentlichung der neuen Zahlen des US-Energieministeriums gaben die Rohölkurse zunächst nach. Im Vergleich zur Vorwoche weisen die Statistiken einen erneuten Anstieg der US-Rohöl-Lagerbestände um knapp 1 % und einen Rückgang der US-Bestände bei den Destillaten wie Heizöl und Diesel um 2 % aus.

Im späteren Handelsverlauf sorgten die Bekanntgabe neuer Geldspritzen der US-Notenbank für eine Fortsetzung des Preisauftriebs am Rohölmarkt. Zum Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im November gestern mit 87,69 Dollar notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 86,38 Dollar festgesetzt. Am heutigen Vormittag geht es bei den Ölpreisen an den Terminbörsen weiter steil aufwärts.

 

Agrarrohstoffe
Wie seit längerem Absehbar haben die Getreidenotierungen zunächst eine Korrekturphase eingelegt und gaben daher auch im gestrigen Handelsverlauf erneut leicht nach. .

Der November-Termin bei Paris-Weizen notierte mit 218,50 Euro/t um -0,50 Euro niedriger als am Vortag. Spätere Termine lagen zwischen -0,25 und +1,00 Euro im Minus. An den US-amerikanischen Warenterminmärkten mußte Weizen am fünften Tag in Folge Kursverluste in Kauf nehmen. Obwöhl die internationale Importnachfrage stetig verläuft, fehlten gestern neue Preisimpulse. In Australien läuft die Weizenernte mit guten Ergebnissen, sowohl bei der Quantität als auch - in vielen Regionen - bei der Qualität.

Mais geriet trotz niedrigerer Ernteschätzungen für die USA und Gewinnmitnahmen der Investoren in das Kielwasser des Weizenmarktes und notierte schwächer. Der November-Termin bei Paris-Mais gab mit 197,00 Euro/t im Vergleich zum Vortag um -2,75 Euro/t an. Bei späteren Terminen kam es zu Kursverlusten bis zu -1,00 Euro/t.

Auch beim Sojakomplex scheint derzeit zunächst einmal die "Luft raus" zu sein. Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl an den transatlantischen Börsen zeigen seit Tagen einen ehr seitwärts gerichteten Preistrend.

Eine Sonderposition am Markt nimmt derzeit der Rapsmarkt ein. Die Rapssaatenkurse wurden gestern teurer gehandelt. Der starke Preisauftrieb am Rohölmarkt stützte den Preisauftrieb. Letztendlich notierte Paris-Raps für den Februar--Termin am Handelsschluß mit 409,75 Euro/t und erzielte einen Kursgewinn von +1,25 Euro zum Vortag. Der Ernte-Termin August 2010 schloß mit 397,75 Euro/t und damit einem Plus von +2,75 Euro.

Bei Paris-Braugerste blieb die Schlußnotierung für die November-Fälligkeit mit 225,75 Euro/t im Vergleich zum Vortag unverändert.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich einen wieder stärkeren Kursverlauf bei Agrarrohstoffen. Die derzeit flotte Nachfrage am Weltmarkt, der wahrscheinlich deutlich geringere Wintergetreideanbau in Rußland und anziehende Nahrungsmittelpreise in den Schwellen- und Entwicklungsländern dürften für ein weiterhin stabiles Preisniveau auf hohem Niveau sorgen. Neue Meldungen über schlechte Wachstums- oder Erntebedingungen usw. dürften sogar erneut für Preisauftrieb sorgen.

Der Euro dürfte nach meiner Einschätzung seine Kursgewinne im Vergleich zum Dollar heute weiter ausbauen. Bei den Rohölpreisen erwarte ich weitere deutliche Kursanstiege.

 
 
 


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