Börse am Vortag: Erste Schwächesignale

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 23.07.2010


An den Warenterminbörsen konnten Agrarrohstoffe gestern nochmals kräftig zulegen. Der Höhenflug der Kurse an den europäischen Warenterminbörsen basiert vor allem auf den Sorgen um die Ernten in der EU und Osteuropa, während sich die US-Ernte recht positiv entwickelt.

 

Devisen & Konjunktur
Völlig im Bann des EU-Banken-Streßtestestes zeigte sich der Euro recht stabil. Die meisten Marktteilnehmer erwarten keine überraschend negativen Ergebnisse, so daß große Kursbewegungen ausblieben. Die Veröffentlichung der europäischen Banken-Stresstests am heutigen Freitagabend sorgt am Devisenmarkt weiter für Gesprächsstoff.

Erfreuliche Konjunkturdaten aus der EU verleihen dem Euro Rückenwind. Die überraschend skeptische Einschätzung der US-Wirtschaft durch den Chef der US-Notenbankchef Ben Bernanke läßt zugleich den US-Dollarkurs belastet den US-Dollar immer stärker.

Gestern wurde der Euro-Referenzkurs der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2850 US-Dollar festgesetzt. Am heutigen Vormittag pendelt der Euro wieder oberhalb der Marke von 1,29 Dollar.

 

Energie
Wanungen vor dem Tropensturm „Bonnie“ im Golf von Mexiko haben den Rohölpreisen seit Donnerstag Mittag kräftigen Auftrieb gegeben. Der am Mittwoch durch die hohen US-Öllagerdaten ausgelöste Schwächetrend ist wie weggeblasen.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im September notierte gerstern mit 79,30 Dollar. Nordrohöl der Sorte Brent wurde mit 77,82 Dollar festgesetzt.Am heutigen Vormittag nimmt WTI die 80 Dollar-Marke ins Visier, Brent pendelt knapp unterhalb der 78 Dollar-Marke.

 

Agrarrohstoffe
Neuen Preisauftrieb erhielten die Preise durch neue Erntezahlen aus Deutschland und der Ukaraine. In Deutschland gab der Deutsche Bauernverbank bekannt, deß er von einer um 10-20 % kleineren Weizenernte ausgeht. Für die Ukraine veröffentlichte das Landwirtschaftsministerium erneut niedrigere Produktionszahlen für die Ernte 2010/11 und niedrigere Exporterwartungen. Bei Rapssaat wird die Ernte rund 17 % unter dem Vorjahresergebnis prognostiziert und die Weizenqualität soll in einigen Regionen infolge der anhaltenden Niederschläge schlechter ausfallen.

Die Warenterminbörsen reagierten mit einem regelrechten Kursfeuerwerk. An den europäischen Märkten notierte Paris-Weizen den August-Termin mit 167,00 Euro/t um +3,75 Euro höher als am Vortag. Spätere Termine zogen sogar bis zu +5,50  Euro/t an. Auch an den US-amerikanischen Warenterminmärkten erzielte Weizen gestern weitere Kursgewinne.

Paris-Mais konnte zwar mit 171,00 Euro/t stand im Vergleich zum Vortag mit +5,00 Euro im Plus und konnte damit einen Teil seiner Vortagsverluste wieder ausgleichen. Der November-Termin schloß +4,50 Euro/t höher als am Vortag.

Sojabohnen und Sojaöl erzielten an den transatlantischen Börsen geringfügige Kursanstiege, während Sojaschrot Kureinbußen verzeichnete. Eine Ausweitung der Anbauflächen in Brasielen zur kommenden Ernte begrenzte die Kursaussichten weitgehend.

Paris-Raps setzt seine Preisrallye fort. Der August-Termin zog zum Vortag um +2,50 Euro auf 363,50 Euro/t an. Spätere Termine konnten sich ebenfalls kräftig verbessern.

Paris-Braugerste wurde für die November-Fälligkeit mit 186,75 Euro/t um +0,75 Euro/t höher als am Vortag notiert.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag besteht nach meiner persönlichen Einschätzung - trotz des letzten Handelstages in dieser Woche - durchaus noch ein Aufwärtspotential. Am kommenden Montag dürften die Karten neu gemischt werden, nachdem sich abzeichnet, daß die Weizenernte in Quantität und Qualität in vielen deutschen Erntereginen durchaus durchschnittlich ausfällt. Dagegen könnte die Rapssaatenernte regional geringere Erträge bringen, als bisher erwartet.

Trotz der niedrigeren Produktion in wichtigen Exportländern erwarte ich persönlich, daß sich der Hausse-Trend allmählich abschwächt.

Bei aller Freude über die nach oben schnellenden Preise sollte nicht übersehen werden, daß das im Markt befindliche Spekulationskapital kräftig an dem Kursanstieg beteiligt ist. Es gilt daher die Marktentwicklung täglich (!) zu beobachten, um neue Markttrends rechtzeitig zu erkennen.

Angesicht der trüben US-Konjunkturaussichten dürfte sich der Euro-Kurs weiter erholen. Trotz der schwächeren Wirtschaftserwartungen in den USA dürften die noch immer boomende Konjunktur in den Schwellenländern, der schwächere US-Dollar und der Tropensturm „Bonnie“ für steigende Rohöl-Kurse sorgen.

 
 
 


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