Börse am Vortag: Blasenbildung

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 03.08.2010


Steigende Umsätze und wachsende Auftragseingänge sorgen für gute Stimmung an den Märkten. Die hohen Ernteausfälle in Rußland infolge der Jahrhundertdürre sorgten gestern für rasante Preisanstiege an den Agrarrohstoffbörsen.

 

Devisen & Konjunktur
Mit weiteren Kursgewinnen gelang es dem Euro erstmals seit Anfang Mai mehrfach die Marke von 1,31 Dollar zu überschreiten. Letztendlich wurde wurde gestern der Euro-Referenzkurs der Europäischen Zentralbank (EZB) dann mit 1,3073 US-Dollar festgesetzt.
Heute im frühen Handel pendelt der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar oberhalb der Marke von 1,31 Dollar und kann damit seine Kursgewinne weitgehend verteidigen.
Nachdem die Schuldenkrisen in diversen Euro-Ländern den Euro in den letzten Monaten abstürzen ließen, wird der Euro inzwischen von der Hoffnung auf eine - verglichen mit den USA - schnellere wirtschaftliche Erholung der Eurozone und erfreuliche Konjunkturzahlen getragen.

 

Energie
Nachdem neue Konjunkturdaten aus den USA und der Eurozone von den Marktbeteiligten weitgehend positiv aufgenommen wurde, konnten die Preise für Rohöl an den internationalen Märkten gestern kräftige Kursgewinne verbuchen. Nachdem der Markt zunächst ruhig startete, zogen die Preise an den Ölbörsen ab dem Vormittag um über 2 Dollar an. Damit haben die Kurse den höchsten Stand seit Mai 2010 erreicht.

Zum Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im September gestern mit 81,34 Dollar notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 80,82 Dollar festgesetzt. Auch am heutigen Vormittag wird Öl an den Terminbörsen zu stabilen Kursen gehandelt.

 

Agrarrohstoffe
Immer neue Meldungen über Ernteverluste lassen die Renditehoffnungen der Spekulanten an den Terminbörsen wachsen und die Kurse in die Höhe schnellen. Das das Dürre-Desaster in Rußland, niedrigere Ernten sowie regional schwächere Qualitäten in der EU und zu viel Regen in Kanada haben die Weizenkurse seit Anfang Juli in Paris um fast 42 % in die Höhe schnellen lassen.

Vor allem die Presseberichte aus Rußland, dem drittwichtigsten Weizenproduzenten der Welt, wo Dürre und Brände in den zentralen Regionen des Landes Anbauflächen und Ernten vernichten beschleunigt den Preisauftrieb. Vor allem an den europäischen Warenterminbörsen zogen die Kurse gestern sprunghaft an.

Paris-Weizen notierte den August-Termin mit 198,50 Euro/t um +12,50 Euro deutlich höher als am Vortag. Spätere Termine verbuchten ebenfalls kräftige Gewinne.
Auch an den US-amerikanischen Warenterminmärkten erzielte Weizen gestern deutliche Kursgewinne.

Auch Paris-Mais stand mit 204,00 Euro/t im Vergleich zum Vortag mit +8,50 Euro im Plus. Auch spätere Termine schlossen zwischen +8,25 und +10,75 Euro/t höher als am Vortag.

Sojabohnen und Sojaöl erzielten an den transatlantischen Börsen weitere Kursgewinne, während Sojaschrot leichte Schwäche zeigte. Flotte US-Exporte und die stetige internationale Nachfrage nach US-Herkünften sorgten noch immer für gute Stimmung.

Nachdem am Rohölmarkt die Kurse wieder kräftig anzogen, kam auch Bewegung in die Rapssaaten-Kurse. Paris-Raps verbuchte im Kielwasser des Rohölpreisanstiegs für den November--Termin einen Kursanstieg um +6,75 Euro auf 374,00 Euro/t zum Vortag. Spätere Termine legten zwischen +3,75 und +8,25 Euro zu.

Paris-Braugerste wurde für die November-Fälligkeit mit 216,50 Euro/t um +15,50 Euro/t höher als am Vortag notiert.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag dürften nach meiner persönlichen Einschätzung die Hausse-Impulse die Stimmung dominieren. Die hohen Renditeerwartungen der Investoren an den Terminbörsen dürften kurzfristig zu Gewinnmitnahmen führen, insgesamt aber für einen regen Handel und damit für eine stabile Marktlage sorgen. Vor allem die Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums, die von einer um 19 % kleineren Weizenernte in Rußland und einem um 23 % niedrigeren Export ausgeht, hat den Hausse-Trend beschleunigt.

Nach meiner persönlichen Einschätzung hat sich inzwischen jedoch bereits eine "Blase" aufgebaut. Ich gehe davon aus, daß nicht auszuschließen ist, daß der Aufwärtstrend in Kürze zum Stillstand kommt. Die Konjunkturindikatoren aus den USA und China bleiben weiter schwach.

Die bereits in den letzten Wochen beschriebenen fundamentalen Daten zur internationalen Versorgungsbilanz gelten unverändert. Neben den real existierenden Baisse-Faktoren (unter anderem aktuelle Lagerbestände, zu erwartende globale Anbauausdehnung zur Ernte 2011, zu erwartende Steigerung der Anbauintensität zur Ernte 2011) sorgen derzeit vor allem die niedrigeren Exportaussichten für Rußland für Kursauftrieb. .

Der Euro-Kurs dürfte sich heute weiter erholen. An den Rohölmärkten dürften Gewinnmitnahmen nach meiner Einschätzung für ein weitgehend unverändertes Kursniveau sorgen.

 
 
 


Vorhergehende Beiträge

28.07.2010 Börse am Vortag: Rußland-Dürre läßt Preise nochmals steigen
23.07.2010 Börse am Vortag: Erste Schwächesignale
16.07.2010 Börse am Vortag: Euro und Feldfrüchte auf der Überholspur
15.07.2010 Die Preise explodieren
15.07.2010 Börse am Vortag: Hitze-Rallye
13.07.2010 Börse am Vortag: US-Prognose läßt Euphorie verpuffen
08.07.2010 Börse am Vortag: Agrarrohstoff-Rallye noch ungebrochen
   
 
 
 
 

Seitenanfang