Schlachtschweine: Geiz bald out ?
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 22.02.2006


Daß billige Lebensmittel nicht zwangsläufig auch "gute" Lebensmittel sind, wird mittlerweile auch von den Konsumenten registriert. Diese Einsicht zeigt sich auch beim wachsenden Verbrauch von Qualitätsschweinefleisch. Geiz ist nämlich nicht geil - Geiz ist dumm.

Marktlage
Der Verbraucher - das unbekannte Wesen. Doch noch ist unklar, wie die Verbraucher hierzulande auf den Seuchenverlauf in Deutschland reagieren werden.

Nach den unzähligen Lebensmittelskandalen in der näheren und weiteren Vergangenheit scheinen es die Konsumenten satt zu haben, sich auch noch das Lebensmittel Geflügelfleisch "madig" machen zu lassen. Die Markteinbruch bleibt erfreulicherweise begrenzt, während in Italien der Konsum von Geflügelprodukten in den vergangenen Wochen um bis zu 70 % zurückgegangen ist. Doch derzeit bleibt die Seuche noch weit weg im Norden Deutschlands - auf Rügen.

Trotz der uberlegten Reaktion der deutschen Verbraucher, ist davon auszugehen, daß für den derzeit hohen und stabilen Schlachtschweinepreise auch die Vogelgrippe-Diskussion positive Effekte hat. Während jedoch der Kassamarkt - dargestellt hier anhand der Geschlachtet-Notierung in Hessen - noch mit recht bescheidenen Preisanstiegen reagiert, sieht der sonst eher vorsichtig kalkulierende Warenterminmarkt seine Preiserwartung für den vorderen März-Termin rund 3 Cent höher.

Die Konsumenten kommen immer stärker zu der Einsicht, daß billige Lebensmittel nicht zwangsläufig auch "gute" und gesunde Lebensmittel sind. Noch hat sich der Griff der Verbraucher nach Qualitätsware noch nicht auf breiter Front durchgesetzt, doch die Sensibilität wird größer. Hoffentlich gilt in Kürze: "Geiz ist nicht geil - Geiz ist out".

 

Fakten

  • Schweine-Schlachtungen in Deutschland auf Rekordniveau
    Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden im Jahr 2005 insgesamt 6,7 Mio.t Fleisch aus gewerblichen Schlachtungen erzeugt. Den Hauptanteil an der Fleischerzeugung hatte Schweinefleisch mit knapp 4,5 Mio.t. Damit erreichte Schweinefleisch einen Anteil von 67 % an der gesamten Fleischerzeugung aus gewerblichen Schlachtungen, gefolgt von Rind- und Kalbfleisch mit 1,1 Mio.t (17,2 %) und Geflügelfleisch mit 1,0 Mio.t (15,5 %).

    Die Zahl der gewerblichen Schweineschlachtungen ist gegenüber 2004 um 1,9 Millionen Tiere oder 4,3 % auf einen neuen Höchststand von 47,8 Millionen Tieren gestiegen.

    Dabei erhöhten sich sowohl die Schlachtungen von Schweinen inländischer Herkunft (+1,4 Millionen; +3,3 %) als auch die von Schweinen ausländischer Herkunft (+0,52 Millionen Tiere; +19,1 %). Die Schlachtungen von Schweinen ausländischer Herkunft erreichten damit 2005 einen Anteil von 6,7 % an allen gewerblichen Schlachtungen von Schweinen; im Jahr 2004 waren es noch 5,9 %.

    Derzeit deutet alles darauf hin, daß in den kommenden Monaten die Nachfrage nach Schlachtschweinen hoch bleiben wird oder sogar noch größer ausfallen könnte. Die Verbraucher fragen jedenfalls zunehmend Schweinefleisch nach und der Export läuft auf Hochtouren.
    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Die Vogelgrippe-Diskussion verstärkt das Spekulationspotential an den Warenterminmärkten. Dieser Marktfaktor darf in seiner Preiswirkung nicht unterschätzt werden. Da es zuletzt zu keinen weiteren Seuchenfällen auf dem Festland gekommen ist, gehe ich davon aus, daß die kommenden Tage zu Kursrücknahmen an den Warenterminmärkten führen werden.

Damit dürfte das für Deutschland außerordentlich wichtige Exportgeschäft wieder zum entscheidenden Faktor bei der Marktentwicklung werden. Die Importverbote etlicher Länder aus den MKS-Regionen in Südamerika eröffnen für Schweinefleisch aus Deutschland und der EU ein größeres Exportpotental.

Nach meiner Einschätzung dürfte das vergleichsweise kleine Angebot an schlachtreifen Schweinen in den kommenden Wochen auf einen anhaltend flotten Absatz treffen. Das Exportgeschäft könnte sogar noch größer ausfallen. Das bietet insgesamt gute Aussichten für stabile oder sogar höhere Preise.

 
 
 
Vorhergehende Beiträge
17.01.2006 Schlachtschweine: Talfahrt beendet
26.10.2005 Schweine: MKS und Vogelgrippe - EU-Exporte boomen
02.09.2005 Schweine: Großmastanlage geplant
26.07.2005 Kriegen Schweine jetzt die Kurve?
04.07.2005 Frust am Ferkelmarkt
22.03.2005 Schweine: Das Ostergeschäft ist gelaufen
28.02.2005 Schweine: Erneuter Preiseinbruch - NW-Preis minus 6 Cent
27.01.2005Schlachtschweine: Countdown zur neuen Hausse?
16.02.2005 Schlachtschweine: Tolle Preise voraus!
  
 
 
 
 

Seitenanfang