Kriegen Schweine jetzt die Kurve?
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 26.07.2005


Die Hitze vergangener Wochen hat die Zunahmen in den Schweineställen und das derzeitige Angebot schlachtreifer Schweine geschmälert. Jetzt bringen Exporte zusätzliche Marktentlastung. Werden die Preisverbesserungen von Dauer sein?

Marktlage
Nachdem die Preise für Schlachtschweine in den letzten Wochen deutlich unter Druck standen, entspannt sich die Lage jetzt allmählich wieder. Das Angebot fällt knapper aus und die Preise ziehen allmählich wieder an. Der Nord-West-Preis wurde für die laufende Woche um 2 Cent auf 1,44 Euro/kg SG angehoben.

In den meisten europäischen "Schweineregionen" tendierten die Notierungen zum Wochenbeginn ebenfalls etwas fester. Die Preiskorrekturen in den EU-Ländern fielen mit einem Plus von 2 bis 3 Cent ähnlich wie in Deutschland aus. Lediglich in Dänemark blieben die Kurse unverändert.

Die Nord-West-Notierung zog leicht an. Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch in Nordwest- und Ostdeutschland legte den mittleren Basispreis für den Zeitraum von Montag, 25.07. bis Donnerstag, 28.07.2005 mit 1,44 Euro/kg SG um 2 Cent über dem Durchschnitt der Vorwoche fest. Die Preisspanne wurde mit 1,40-1,44 Euro/kg SG im unteren um 4 Cent und im oberen Spannenbereich um 1 Cent/kg SG über der Vorwochen-Notierung festgesetzt. Die genannten Preise sind Basispreise für Schweine mit 56 % MFA, frei Schlachtstätte und beziehen sich auf die sogenannte Euro-Referenzmaske.

Bei der Internet Schweinebörse Nordwest AG am 20.07.2005 konnten die Schweinepreise ihr Preisniveau im Vergleich zur Vorwoche ebenfalls verbessern. 650 deutsche Schweine wurden zu einem Durchschnittspreis von 1,47 Euro/kg SG verkauft. Die Vermarktung erfolgte in der Preisspanne von 1,46-1,48 Euro/kg SG. Damit lag der Preis um 0,02 Euro über dem Vorwochenergebnis.

Die Warenterminmärkte zeigen sich ebenfalls freundlich. An der Warenterminbörse Hannover scheint die Mitte Februar eingeleitete Baisse-Phase vorerst beendet zu sein. Mit 1,46 Euro/kg SG lag die Notierung für den August-Termin zuletzt leicht über dem Kassapreis-Niveau.

 

Fakten

  • Knappes Angebot - niedrige Schlachtgewichte
    Saisonal weisen die Schlachtschweine in den heißen Sommermonaten niedrigere Schlachtgewichte auf. Auch derzeit sind die vermarkteten Schweine leichter. Da zudem das Angebot wieder knapper ausfällt, ziehen die Preise leicht an. (Bitte beachten: Bei der Anzahl der geschlachteten Tiere im Juli 2005 sind nur die Daten bis zum 17.07.2005 berücksichtigt!)


    Hausse-Tendenz

 

  • EU-25 - 2005: Produktionsrückgang - 2006: Ausbau der Schweinebestände
    Der Ausschuss Schweinefleisch der EU-Kommission prognostiziert, daß die Schweineproduktion in der EU-25 im laufenden Jahr das Vorjahresergebnis nicht erreichen wird. Auch andere Prognosen gehen von einer rückläufigen Schweinefleischproduktion aus. Die Entwicklung wird auf den Rückgang des EU-Verbrauchs an Schweinefleisch 2005 auf Grund der hohen Preise zurückgeführt. Vor allem in den EU-15-Staaten wird ein Rückgang der Produktion erwartet.

    Für 2006 wird wieder mit einem Anwachsen der Schweinebestände in der EU gerechnet. Eine Produktionsausweitung wird für die Benelux-Länder, Polen, Portugal und Ungarn prognostiziert. Ein Abbau der Schweinebestände wird für England, Slowakei, Spanien und Tschechien gesehen. In In Tschechien ergab die Viehzählung im April 2005, daß nur noch 2,87 Mio. Schweine und damit 8 % weniger als noch ein Jahr zuvor gehalten werden. Bereits für das laufende Jahr wird mit einem Rückgang der Selbstversorgung auf 90 % gerechnet. Entsprechend dürfte auch der Importbedarf steigen.

    Baisse-Tendenz

 

Prognose
Am Schlachtschweinemarkt scheint die Talsohle vorerst durchschritten zu sein. Die niedrigen Schlachtgewichte wie auch die Verknappung des angebotes weisen auf ein allzu enges Angebot-Nachfrage-Verhältnis hin. Nach meiner Einschätzung dürfte sich in den kommenden Wochen an dem sich anbahnenden Engpaß kaum etwas ändern. Das knappe Angebot dürfte folglich für einen weiter nach oben gerichteten Preistrend sorgen.

Auch wenn die Schlachtunternhemn noch immer über schleppende Fleischgeschäfte klagen, verläuft der Export von Teilstücken unter anderem nach Osteuropa wieder flotter zu etwas verbesserten Erlösen. Mit dem Auslaufen der Haupturlaubszeit ist zudem mit einer wieder anstiegenden Nachfrage am Verbarauchermarkt zu rechnen, so daß sich der positive Preistrend dann weiter verstärken dürfte.

Fazit: Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte sich das Ausmästen der Schlachtschweine auf ein optimales Schlachtgewicht lohnen, da der Verkauf in eine Phase steigender Auszahlungspreise hinausgezögert wird.

 
 
 
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