Sojaberge bringen Baisse-Preise
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 23.11.2004


Eine Rekord-Soja-Ernte 2004/05 läßt die Endbestände auf Rekordniveau anwachsen. Gute Aussichten für anhaltende Tiefpreise an den Märkten!

Marktlage

Mit der Rekordernte sind die Endbestände in den USA stark angewachsen. Die guten Aussichten für die kommende Sojaernte in Südamerika lassen einen weiteren dramatischen Aufbau der Lagerbestände erwarten. Mit rund 12,5 Mio.t erwarten die USA Lagerbestände die mehr als viermal so hoch liegen wie im Vorjahr (3,1 Mio.t). Auch in Argentinien und Brasilien fallen die Lagerbestände 2004/05 mit +30 % bzw. +37 % deutlich höher aus.

Die Sojapreise sind bereits seit Monaten rückläufig. Auf das enorm hohe Angebot reagierten die Märkte auch in den letzten Wochen mit stetig fallenden Preisen. Seit letzter Woche ziehen die Kurse jedoch - entgegen der allgemeinen Erwartung - wieder an. Hintergrund des Preisanstieges, der durch steigende Kurse in den USA ausgelöst wurde, sind Befüchtungen des Befalls der Soja-Bestände mit "Sojarost" (Details unter Fakten).

An der Warenterminbörse CBOT, Chicago/USA konnten alle kommenden Fälligkeitstermine erstmals seit Monaten wieder leichte Kursverbesserungen verbuchen.

 

Die Preise an unseren heimischen Märkten folgen den internationalen Vorgaben: Sowohl an den überregionalen Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam [Importhafen]) oder den regionalen Großhandelsplätzen (z.B. Produktenbörsen) wie auch an den Endkundenmärkten spiegelt sich der leichte Preisanstieg inzwischen wieder. In Rotterdam liegen die Kurse für argentinisches Sojaschrot 44/45 mit derzeit rund 150 €/t netto cif etwa 5 €/t über dem Durchschnittspreis der Vorwoche.

Dennoch liegen die Notierungen auf dem niedrigsten Niveau seit rund fünf Jahren. Bis Ende letzter Woche zogen die Preise für 44/7er Ware zur prompten Lieferung ab mitteldeutsche Ölmühle auf 175-183 €/t netto an. Januar-Termine notieren etwa 1-3 €/t niedriger. Der HP-Aufschlag liegt bei 13-15 €/t.

Fakten

  • Rekordernte 2004/05 bestätigt
    Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner neuesten Prognose vom 12.11.2004 die Sojabohnen-Ernte 2004/05 in den USA mit 85,7 Mio. t auf Rekordhöhe geschätzt . Die Weltproduktion wird mit 230 Mio.t ebenfalls auf Rekordniveau gesehen.

    Sojabohnen - Erzeugung und Endbestände
    in Mio.t
     
    Welt
    USA
    Brasilien
    Argentinien
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    2000/01
    175,1
    30,6
    75,1
    6,7
    39,0
    8,4
    27,8
    7,9
    2001/02
    184,9
    32,2
    78,7
    5,7
    43,5
    11,1
    30,0
    10,2
    2002/03
    196,8
    40,7
    75,0
    4,9
    52,0
    15,9
    35,5
    12,5
    2003/04
    189,6
    39,1
    66,8
    3,1
    52,6
    17,2
    34,0
    13,6
    2004/05 - Prognose
    12.10.2004
    228,9
    59,3
    84,6
    11,0
    64,5
    23,0
    39,0
    17,1
    12.11.2004
    230,1
    61,4
    85,7
    12,5
    64,5
    23,4
    39,0
    17,6
    Quelle: USDA

    Auch bei den Export- und Verarbeitungszahlen wird für die kommende Saison eine Steigerung erwartet, die jedoch rund 17 Mio.t unter dem Produktions-Plus liegt. Nach dem Abbau der weltweiten Sojabestände auf 39 Mio.t in der Saison 2003/04 erwartet das USDA für 2004/05 einen Wiederaufbau der Bestände auf 61,4 Mio.t weltweit.
    Baisse-Signal

 

  • Sojarost - Asiatischer Rost - Phakopsora pachyrhizi

    Sojarost ist ein äußerst agressiver Pilz, an dem Sojapflanzen zunächst in den tropischen und subtropischen Regionen Asiens und Australiens erkrankten.

    In den letzten Jahren hat sich die Pilzkrankheit weltweit immer weiter ausgebreitet und kommt inzwischen auch in mehreren Regionen Afrikas vor. Im Jahr 2001 trat Sojarost erstmals in Südamerika auf. Inzwischen erstreckt sich das Auftreten auf Argentinien, Brasilien und Paraguay.

    Inzwischen wird aus einigen südöstlichen Staaten der USA (Virginia, Missisippi) erstmalig über ein Auftreten der Krankheit berichtet.

    Der Infektionsverlauf ist außerordentlich schnell, zumal der Pilz in verschiedenen Varietäten auftritt. Die Feldverluste können je nach Infektionszeitpunkt mit Raten zwischen 10-80 % sehr hoch liegen. Eine effektive Bekämpfung ist durch den rechtzeitigen Einsatz von Fungiziden möglich.

    Für die kommende Soja-Saison werden aus den USA Befürchtungen hinsichtlich einer weiteren Ausbreitung der Rostsporen (Wind) in auch weit entfernete Anbaugebiete geäußerst.
    Hausse-Signal

 

  • Nachfrage nach pflanzlichen Ölen bestimmt den Sojamarkt
    Die Nachfrage nach Sojabohnen dürfte auch in den kommenden Monaten vorrangig durch die Nachfrage nach Sojaöl bestimmt sein. Vor allem das ungenügende Angebot anderer pflanzlicher Öle und der weltweit starke Anstieg der Nachfrage machen pflanzliche Öle zum preisbildenden Faktor.
    Hausse-Signal

 

Prognose
Ob Sojarost oder Importbedarf der VR China: Tatsache ist, daß alle preistreibenden Faktoren auf enen Markt treffen, der im Anschluß an eine Rekordernte außerordentlich gut versorgt ist. Hohe Endbestände geben allen Hausse-Tendenzen nur einen begrenzten Spielraum nach oben.

Derzeit ist davon auszugehen, daß auch Brasilien und Argentinien ab Februar/März des kommenden Jahres die erwarteten Rekordernten einbringen werden. Zur Problematik des Sojarost wird in den USA derzeit umfangreich informiert. Ob und in welchem Ausmaß die USA durch Sojarost tatsächlich betroffen sein könnten, hängt von der Witterung (Infektionsrisiko) und den ergriffenen Gegenmaßnahmen (Pflanzenschutz u.a.) ab.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die Sojakurse vorrangig durch die Nachfrage am Sojaöl-Markt gesteuert werden. Das umfangreiche Bohnen-Angebot dürfte für nachhaltig niedrige Preise sorgen. Preistäler sollten aus meiner Sicht für den Zukauf prompter Ware wie auch für Vorkontrakte genutzt werden. Ein möglicher weiterer Preisdruck durch die südamerikanische Erzeugung dürfte in seiner Wirkung am Markt nur noch begrenzt ausfallen.

Der weltweite Bedarf pflanzlicher Öle zur Biodiesel-Produktion steigt Jahr für Jahr. In der EU konkurriert Sojaöl daher direkt mit Rapsöl, Sojabohnen direkt mit Rapssaaten. Der hohe Bedarf der Veresterungsanlagen in der EU ist Garant für einen stetig wachsenden Bedarf an pflanzlichen Ölen.

 
 
 

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