Eine Rekord-Soja-Ernte 2004/05 läßt die Endbestände
auf Rekordniveau anwachsen. Gute Aussichten für anhaltende
Tiefpreise an den Märkten!
Marktlage
Mit der Rekordernte sind die Endbestände in den USA stark
angewachsen. Die guten Aussichten für die kommende Sojaernte
in Südamerika lassen einen weiteren dramatischen Aufbau der
Lagerbestände erwarten. Mit rund 12,5 Mio.t erwarten die
USA Lagerbestände die mehr als viermal so hoch liegen wie im
Vorjahr (3,1 Mio.t). Auch in Argentinien und Brasilien fallen
die Lagerbestände 2004/05 mit +30 % bzw. +37 % deutlich
höher aus.
Die Sojapreise sind bereits seit Monaten rückläufig.
Auf das enorm hohe Angebot reagierten die Märkte auch in den
letzten Wochen mit stetig fallenden Preisen. Seit letzter Woche
ziehen die Kurse jedoch - entgegen der allgemeinen Erwartung -
wieder an. Hintergrund des Preisanstieges, der durch steigende Kurse
in den USA ausgelöst wurde, sind Befüchtungen des Befalls
der Soja-Bestände mit "Sojarost" (Details
unter Fakten).
An der Warenterminbörse CBOT, Chicago/USA
konnten alle kommenden Fälligkeitstermine erstmals seit Monaten
wieder leichte Kursverbesserungen verbuchen.
Die Preise an unseren heimischen Märkten folgen den internationalen
Vorgaben: Sowohl an den überregionalen Großhandelsplätzen
(z.B. Rotterdam [Importhafen]) oder den regionalen Großhandelsplätzen
(z.B. Produktenbörsen)
wie auch an den Endkundenmärkten
spiegelt sich der leichte Preisanstieg inzwischen wieder. In Rotterdam
liegen die Kurse für argentinisches Sojaschrot 44/45 mit
derzeit rund 150 €/t netto cif etwa 5 €/t über
dem Durchschnittspreis der Vorwoche.
Dennoch liegen die Notierungen auf dem niedrigsten Niveau seit
rund fünf Jahren. Bis Ende letzter Woche zogen die Preise für
44/7er Ware zur prompten Lieferung ab mitteldeutsche Ölmühle auf
175-183 €/t netto an. Januar-Termine notieren etwa 1-3 €/t
niedriger. Der HP-Aufschlag liegt bei 13-15 €/t.
Fakten
- Rekordernte 2004/05 bestätigt
Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner neuesten
Prognose vom 12.11.2004 die Sojabohnen-Ernte 2004/05 in den USA
mit 85,7 Mio. t auf Rekordhöhe geschätzt .
Die Weltproduktion wird mit 230 Mio.t ebenfalls auf Rekordniveau
gesehen.
Sojabohnen - Erzeugung und Endbestände
|
in Mio.t
|
Welt
|
USA
|
Brasilien
|
Argentinien
|
Er-
zeu-
gung
|
End-
be-
stände
|
Er-
zeu-
gung
|
End-
be-
stände
|
Er-
zeu-
gung
|
End-
be-
stände
|
Er-
zeu-
gung
|
End-
be-
stände
|
2000/01 |
175,1
|
30,6
|
75,1
|
6,7
|
39,0
|
8,4
|
27,8
|
7,9
|
2001/02 |
184,9
|
32,2
|
78,7
|
5,7
|
43,5
|
11,1
|
30,0
|
10,2
|
2002/03 |
196,8
|
40,7
|
75,0
|
4,9
|
52,0
|
15,9
|
35,5
|
12,5
|
2003/04 |
189,6
|
39,1
|
66,8
|
3,1
|
52,6
|
17,2
|
34,0
|
13,6
|
2004/05 - Prognose |
12.10.2004
|
228,9
|
59,3
|
84,6
|
11,0
|
64,5
|
23,0
|
39,0
|
17,1
|
12.11.2004
|
230,1
|
61,4
|
85,7
|
12,5
|
64,5
|
23,4
|
39,0
|
17,6
|
Quelle: USDA |
Auch bei den Export- und Verarbeitungszahlen wird für die
kommende Saison eine Steigerung erwartet, die jedoch rund 17 Mio.t
unter dem Produktions-Plus liegt. Nach dem Abbau der weltweiten
Sojabestände auf 39 Mio.t in der Saison 2003/04
erwartet das USDA für 2004/05 einen Wiederaufbau der Bestände
auf 61,4 Mio.t weltweit.
Baisse-Signal
- Sojarost - Asiatischer Rost - Phakopsora pachyrhizi
Sojarost
ist ein äußerst agressiver Pilz, an dem Sojapflanzen
zunächst in den tropischen und subtropischen Regionen Asiens
und Australiens erkrankten.
In den letzten Jahren hat sich die Pilzkrankheit weltweit immer
weiter ausgebreitet und kommt inzwischen auch in mehreren Regionen
Afrikas vor. Im Jahr 2001 trat Sojarost erstmals in Südamerika
auf. Inzwischen erstreckt sich das Auftreten auf Argentinien,
Brasilien und Paraguay.
Inzwischen wird aus einigen südöstlichen Staaten der
USA (Virginia, Missisippi) erstmalig über ein Auftreten der
Krankheit berichtet.
Der Infektionsverlauf ist außerordentlich schnell, zumal
der Pilz in verschiedenen Varietäten auftritt. Die Feldverluste
können je nach Infektionszeitpunkt mit Raten zwischen 10-80 %
sehr hoch liegen. Eine effektive Bekämpfung ist durch den
rechtzeitigen Einsatz von Fungiziden möglich.
Für die kommende Soja-Saison werden aus den USA Befürchtungen
hinsichtlich einer weiteren Ausbreitung der Rostsporen (Wind)
in auch weit entfernete Anbaugebiete geäußerst.
Hausse-Signal
- Nachfrage nach pflanzlichen Ölen bestimmt den Sojamarkt
Die Nachfrage nach Sojabohnen dürfte auch in den kommenden
Monaten vorrangig durch die Nachfrage nach Sojaöl bestimmt
sein. Vor allem das ungenügende Angebot anderer pflanzlicher
Öle und der weltweit starke Anstieg der Nachfrage machen
pflanzliche Öle zum preisbildenden Faktor.
Hausse-Signal
Prognose
Ob Sojarost oder Importbedarf der VR China: Tatsache ist, daß
alle preistreibenden Faktoren auf enen Markt treffen, der im Anschluß
an eine Rekordernte außerordentlich gut versorgt ist. Hohe
Endbestände geben allen Hausse-Tendenzen nur einen begrenzten
Spielraum nach oben.
Derzeit ist davon auszugehen, daß auch Brasilien und Argentinien
ab Februar/März des kommenden Jahres die erwarteten Rekordernten
einbringen werden. Zur Problematik des Sojarost wird in den USA
derzeit umfangreich informiert. Ob und in welchem Ausmaß die
USA durch Sojarost tatsächlich betroffen sein könnten,
hängt von der Witterung (Infektionsrisiko) und den ergriffenen
Gegenmaßnahmen (Pflanzenschutz u.a.) ab.
Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die
Sojakurse vorrangig durch die Nachfrage am Sojaöl-Markt gesteuert
werden. Das umfangreiche Bohnen-Angebot dürfte für nachhaltig
niedrige Preise sorgen. Preistäler sollten aus meiner Sicht
für den Zukauf prompter Ware wie auch für Vorkontrakte
genutzt werden. Ein möglicher weiterer Preisdruck durch die
südamerikanische Erzeugung dürfte in seiner Wirkung am
Markt nur noch begrenzt ausfallen.
Der weltweite Bedarf pflanzlicher Öle zur Biodiesel-Produktion
steigt Jahr für Jahr. In der EU konkurriert Sojaöl daher
direkt mit Rapsöl, Sojabohnen direkt mit Rapssaaten. Der hohe
Bedarf der Veresterungsanlagen in der EU ist Garant für einen
stetig wachsenden Bedarf an pflanzlichen Ölen.