Soja-Rekordernte läßt die Preise purzeln
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 20.10.2004


In den USA geben die Sojapreise erdrutschartig nach. Gute Erntebedingungen und hohe Flächenerträge drücken die Preise.

Marktlage

Die Soja-Ernte in den USA ist inzwischen weit vorangeschritten. Insgesamt wurden in den USA bisher rund 71 % der Flächen eingebracht. Während die Ernte in einzelnen US-Staaten so gut wie abgeschlossen ist, hat sie in den nördlichsten Anbaugebieten erst begonnen.

Seit dem Beginn der US-Ernte wurden die Ernteergebnisse permanent nach oben korrigiert. Der Markt reagierte auf die sich abzeichnende US-Rekordernte mit kontinuierlichen Kursrückgängen. Die Oktober-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums vom 12.10.2004 brachte die Preise für Sojabohnen und Sojanachprodukte an den internationalen Märkten in den vergangenen Tagen weiter ins Rutschen. An der Warenterminbörse CBOT, Chicago/USA müssen derzeit alle kommenden Fälligkeitstermine krasse Kursverluste in Kauf nehmen.

 

Die Preise an unseren heimischen Märkten folgen den internationalen Vorgaben: Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam [Importhafen] und Produktenbörse Mannheim) wie auch an den Endkundenmärkten spiegelt sich der Kursrückgang wieder.

Inzwischen liegen die Notierungen auf dem niedrigsten Niveau seit mehr als einem Jahr. Bis Ende letzter Woche gaben die Preise für 44/7er Ware zur prompten Lieferung ab mitteldeutsche Ölmühle auf 178-180 €/t netto nach. November-Termine notieren etwa 1-3 €/t niedriger.

Fakten

  • US-Sojaernte 2004/05 erreicht Rekordniveau
    Die US-Sojaernte fällt deutlich höher aus, als bisher erwartet. Nachdem das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) in seiner September-Prognose "nur" 77,2 Mio.t US-Sojabohnen pronostiziert hatte (Vorjahr: 66,8), geht die Oktober-Prognose vom 12.10.2004 von einer Steigerung der Sojabohnen-Produktion 2004/05 in den USA auf 84,6 Mio.t aus. Damit schnellen auch die US-Endbestände sprunghaft auf 11 Mio.t (September-Prognose: 5,2) an.

    Weltweit erwartet das USDA - wie bereits zuvor erwartet - eine erhebliche Steigerung der Sojaproduktion auf 228,9 Mio.t Sojabohnen (Sept.-Prognose: 222,99; 2003/04: 189,6 Mio.t). Das entspricht einer Steigerung von fast 21 %. Da die Nachfrage mit der Angebotssteigerung nicht Schritt halten dürfte, ist mit einem deutlichen Ausbau der Endbestände zu rechnen, die mit erwarteten 59,3 Mio.t rund 53 % (!) über denen der Vorsaison liegen sollen.


    Betrachtet man die Warenterminnotierungen an der CBOT in Chicago/USA, dem internationalen Leitmarkt für Sojabohnen und Soja-Nachprodukte, wird deutlich, daß sich die Preisentwicklung inzwischen wieder eng an der internationalen Versorgungslage orientiert.
    Baisse-Signal

  • Südamerika: Rekordernte trotz Anbaueinschränkung zu erwarten?
    Noch immer liegt die Bodenfeuchtigkeit in den meisten Soja-Anbauregionen in Südamerilka äußerst niedrig. Zudem haben die Sojaerzeuger in Südamerika mit etlichen Problemem zu kämpfen:
    • mit deutlich gestiegenen Produktionskosten,
    • mit der Gefahr von Ertragsausfällen durch den Befall vieler Bestände
       mit dem Asienrost-Pilz und
    • mit hohen Einkommensausfällen infolge der niedrigen Weltmarktpreise.

    Erste Hinweise lassen eine Einschränkung der Anbauflächen vor allem in Brasilien erwarten, während Argentinien seinen Anbau wahrscheinlich weiter ausdehen dürfte. Damit dürften die Anbauaussichten in Südamerika ausschlaggebend für die internationale Preisentwicklung sein.

    Bis zum Erntebeginn in Südamerika ab Februar 2005 bestimmt dennoch die Rekordernte in den USA den Markt. Sollten die Anbaueinschränkungen in Südamerika mangels anderer Anbaualternativen begrnezt bleiben, ist auch für Südamerika eine weitere Rekordernte zu erwarten.


    Baisse-Signal

Prognose
Nachdem die US-Ernte offenbar Rekordniveau erreicht, dürfte das umfangreiche US-Angebot in den kommenden Monaten für weiterhin günstige Kurse am Sojamarkt sorgen.

Aus heutiger Sicht dürften die Kurse mit dem Fortschreiten der US-Ernte weiter rückläufig sein - sofern das gute Erntewetter anhält und keine größere Gefahr stärkerer Fröste in den USA besteht.

Voraussetzung ist jedoch, daß die Soja-Aussaat in Südamerika ohne Probleme erfolgt und den derzeitigen hohen Flächenerwartungen des Marktes entspricht. Unter dieser Voraussetzung dürfen die Kurse - nach meiner persönlichen Einschätzung - in den kommenden Wochen weiter rückläufig sein.

 
 
 

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