In den USA geben die Sojapreise erdrutschartig nach. Gute Erntebedingungen
und hohe Flächenerträge drücken die Preise.
Marktlage
Die Soja-Ernte in den USA ist inzwischen weit vorangeschritten.
Insgesamt wurden in den USA bisher rund 71 % der Flächen
eingebracht. Während die Ernte in einzelnen US-Staaten so gut
wie abgeschlossen ist, hat sie in den nördlichsten Anbaugebieten
erst begonnen.
Seit dem Beginn der US-Ernte wurden die Ernteergebnisse permanent
nach oben korrigiert. Der Markt reagierte auf die sich abzeichnende
US-Rekordernte mit kontinuierlichen Kursrückgängen. Die
Oktober-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums vom 12.10.2004
brachte die Preise für Sojabohnen und Sojanachprodukte an den
internationalen Märkten in den vergangenen Tagen weiter ins
Rutschen. An der Warenterminbörse CBOT, Chicago/USA
müssen derzeit alle kommenden Fälligkeitstermine krasse
Kursverluste in Kauf nehmen.
Die Preise an unseren heimischen Märkten folgen den internationalen
Vorgaben: Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam
[Importhafen] und Produktenbörse Mannheim)
wie auch an den Endkundenmärkten spiegelt sich der Kursrückgang
wieder.
Inzwischen liegen die Notierungen auf dem niedrigsten Niveau seit
mehr als einem Jahr. Bis Ende letzter Woche gaben die Preise für
44/7er Ware zur prompten Lieferung ab mitteldeutsche Ölmühle auf
178-180 €/t netto nach. November-Termine notieren etwa 1-3 €/t
niedriger.
Fakten
- US-Sojaernte 2004/05 erreicht Rekordniveau
Die US-Sojaernte fällt deutlich höher aus, als bisher
erwartet. Nachdem das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) in
seiner September-Prognose "nur" 77,2 Mio.t US-Sojabohnen
pronostiziert hatte (Vorjahr: 66,8), geht die Oktober-Prognose
vom 12.10.2004 von einer Steigerung der Sojabohnen-Produktion
2004/05 in den USA auf 84,6 Mio.t aus. Damit schnellen auch
die US-Endbestände sprunghaft auf 11 Mio.t (September-Prognose:
5,2) an.
Weltweit erwartet das USDA - wie bereits zuvor erwartet -
eine erhebliche Steigerung der Sojaproduktion auf 228,9 Mio.t
Sojabohnen (Sept.-Prognose: 222,99; 2003/04: 189,6 Mio.t).
Das entspricht einer Steigerung von fast 21 %. Da die Nachfrage
mit der Angebotssteigerung nicht Schritt halten dürfte, ist
mit einem deutlichen Ausbau der Endbestände zu rechnen, die
mit erwarteten 59,3 Mio.t rund 53 % (!) über
denen der Vorsaison liegen sollen.
Betrachtet man die Warenterminnotierungen an der CBOT in Chicago/USA,
dem internationalen Leitmarkt für Sojabohnen und Soja-Nachprodukte,
wird deutlich, daß sich die Preisentwicklung inzwischen
wieder eng an der internationalen Versorgungslage orientiert.
Baisse-Signal
- Südamerika: Rekordernte trotz Anbaueinschränkung
zu erwarten?
Noch immer liegt die Bodenfeuchtigkeit in den meisten Soja-Anbauregionen
in Südamerilka äußerst niedrig. Zudem haben die
Sojaerzeuger in Südamerika mit etlichen Problemem zu kämpfen:
mit deutlich gestiegenen Produktionskosten,
mit der Gefahr von Ertragsausfällen durch den Befall
vieler Bestände
mit dem Asienrost-Pilz und
mit hohen Einkommensausfällen infolge der niedrigen
Weltmarktpreise.
Erste Hinweise lassen eine Einschränkung der Anbauflächen
vor allem in Brasilien erwarten, während Argentinien seinen
Anbau wahrscheinlich weiter ausdehen dürfte. Damit dürften
die Anbauaussichten in Südamerika ausschlaggebend für
die internationale Preisentwicklung sein.
Bis zum Erntebeginn in Südamerika ab Februar 2005 bestimmt
dennoch die Rekordernte in den USA den Markt. Sollten die Anbaueinschränkungen
in Südamerika mangels anderer Anbaualternativen begrnezt
bleiben, ist auch für Südamerika eine weitere Rekordernte
zu erwarten.
Baisse-Signal
Prognose
Nachdem die US-Ernte offenbar Rekordniveau erreicht, dürfte
das umfangreiche US-Angebot in den kommenden Monaten für weiterhin
günstige Kurse am Sojamarkt sorgen.
Aus heutiger Sicht dürften die Kurse mit dem Fortschreiten der
US-Ernte weiter rückläufig sein - sofern das gute Erntewetter
anhält und keine größere Gefahr stärkerer Fröste
in den USA besteht.
Voraussetzung ist jedoch, daß die Soja-Aussaat in Südamerika ohne
Probleme erfolgt und den derzeitigen hohen Flächenerwartungen des
Marktes entspricht. Unter dieser Voraussetzung dürfen die Kurse
- nach meiner persönlichen Einschätzung - in
den kommenden Wochen weiter rückläufig sein.