Weizen: Rallye oder Flaute?


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 12.02.2014


Nicht nur das stetige Exportgeschäft hat den Preistrend bei Weizen wieder leicht nach oben drehen lassen. Auch die Abwärtskorrektur der globalen Weizenproduktion und Lagerbestände durch das US-Landwirtschaftsministerium am Montag hat den Kursen Auftrieb gegeben. Dennoch: Rallye oder Flaute - das ist eine Wetterfrage.

 

Marktlage
Die Weizenpreise haben sich in den letzten Tagen zwar etwas fester entwickelt. Doch von echten Hausse-Signalen oder gar von einer Rallye-Stimmung kann keine Rede sein.

Betrachtet man den Zeitraum seit der Weizenernte, ist das Resultat ernüchtern: Erst ließen die Welt-Rekordernteerwartungen die Weizenpreise zum Erntestart drastisch einbrechen. Bis Mitte Dezember 2014 erholten sich die Preise nur um 10 bis 20 Euro/t, so daß für Brotweizen je nach Region Erzeugerpreise von 175 bis 205 Euro/t netto gezahlt wurden. Danach ging es erneut abwärts - bis Ende Januar.

Seitdem sorgen das stetige Exportgeschäft und steigende Börsenkurse an der Warenterminbörse in Paris auch am Kassamarkt wieder für bessere Stimmung. Zudem bleibt das Angebot gut überschaubar, da viele Anbieter auf einen weiteren Preisanstieg spekulieren. Daher flachte der Preisrückgang seit Ende Januar ab. Seit Wochenbeginn ziehen die Brotweizenpreise inzwischen wieder leicht an.


Auch wenn die Umsätze noch immer auf niedrigem Niveau bleiben, werden für Brotweizen inzwischen wieder Erzeugerpreise von 175 bis 195 Euro/t netto je nach Parität, Region und Anschlußbedarf gezahlt. Qualitätsweizen erzielt einen Aufschlag von 2 bis 4 Euro/t. Futterweizen wird 2 bis 5 Euro/t niedriger gehandelt.

Unterstützt wurde der Preisauftrieb in der letzten Woche durch eine erneute Kältewelle in den USA. Inzwischen schützt eine Schneedecke die US-Wintersaaten, so daß die US-Börsen erneut in den roten Zahlen liegen. An der US-Börse in Kansas fielen die Kurse bis heute nachmittag leicht auf umgerechnet 178,60 Euro/t zurück.


 

Prognose
Die neuesten Konjunkturprognosen sind sich weitgehend einig: Es geht wieder aufwärts. An den Ölmärkten zeigt der Zukunftsoptimismus bereits Wirkung, denn der Preistrend hat nach oben gedreht.

Doch am Weizenmarkt bleibt die stimulierende Wirkung bisher aus. Die Versorgungssituation ist äußerst komfortabel und die um über 4 % anwachsenden Endbestände lassen keinerlei Knappheitsphantasien aufkommen.

Daß in den USA in zahlreichen Anbauregionen bei der Bonitierung der Winterweizen-Feldbestände die Bewertung immer schlechter ausfällt, spielt angesichts der Anbauausweitung noch keine Rolle. In den wichtigen Anbauregionen der EU hat das milde Winterwetter bisher Winterschäden verhindert. In der Ukraine sollen sich 93 % der Wintergetreidebestände in gutem Zustand befinden. Auch bei den vom Umfang her weniger bedeutsamen Feldbeständen in Rußland soll es keine erwähnenswerten Auswinterungsprobleme geben.

So ist es auch nicht verwunderlich, daß der Internationale Getreiderat mit einem Anstieg der Welt-Weizenanbaufläche um 2,5 % zur Ernte 2014 rechnet.

Trotz der stetigen Exportnachfrage dominieren daher die Baisse-Faktoren den Preistrend:
• Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte sich Weizen in den nächsten Wochen dem
  Sog der rückläufigen Exportpreise nicht entziehen können.
• Auch der im Vergleich zum US-Dollar starke Euro-Kurs belastet das Exportgeschäft.
• Zudem verstärkt die Erwartung einer üppigen Versorgung des Marktes aus der nächsten
  Ernte heraus den latenten Preisdruck.

Dennoch bleibt die Witterung eine unberechenbare Komponente für alle Analysten:
• In den USA wie auch in der EU und in der Schwarzmeer-Region soll zunächst noch milder werden.
• Daß es dennoch zu einem verspäteten Kälteeinbruch kommt, ist aber nicht ausgeschlossen.
• Ein anhaltendes Niederschlagsdefizit in Südamerika könnte zu Einbußen beim Futtergetreide führen.
• In Australien ist es viel zu heiß und zu trocken. Doch bis zur Aussaat sind es noch zwei Monate.

 
 
 
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