Weizen: Export läßt die Preise steigen


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 11.10.2013


Der EU-Weizenexport boomt. Die Ausfuhren überflügeln inzwischen sogar die Verladungen der exportstarken Saison 2010/11. Seitdem die russischen Exportpreise sogar über den Preisangeboten für EU-Ware liegen, wächst die Nachfrage weiter.

 

Marktlage
Die Exportsaison 2013/14 hat für die EU seit Anfang Juli äußerst erfolgreich entwickelt. Bis zum 08.10.2013 summierten sich die EU-Exportlizenzen für Weichweizen auf 7,75 Mio.t. Nachdem der Export infolge des späteren Erntetermins zunächst noch recht moderat startete, haben die Ausfuhren in den letzten Wochen immer mehr Fahrt aufgenommen.

Inzwischen haben die Verladungen in Drittländer sogar das hohe Exportvolumen der Saison 2010/11 überstiegen. Und alles deutet darauf hin, daß der Export noch weiter Fahrt aufnimmt.


In dieser Saison kann Deutschland mit inzwischen 2,23 Mio.t sogar den traditionell größten Weizen-Exporteur der EU, Frankreich, überflügeln. Mit 2,09 Mio.t liegen die französischen Exporte inzwischen deutlich über den preisattraktiven Ausfuhren Rumäniens mit 1,22 Mio.t.

Die deutschen Exporte liegen von der 27. bis zur 41. Kalenderwoche um beachtliche 125 % höher als in demselben Zeitraum des Vorjahres.


Der EU-Weizen-Export profitiert von mehreren Marktfaktoren:

Die Weizen-Qualitäten in Rußland sind schwächer ausgefallen als erwartet. In den letzten Wochen hat Regen in den späten Ernteregionen den Drusch immer wieder verzögert und die Qualitäten dieser Partien weiter abfallen lassen. Immer mehr Importeuren haben mit den angebotenen russischen Qualitäten Probleme.

Die russische Weizenernte fällt mit prognostizierten 50 Mio.t wieder groß aus. Dennoch sind die russischen Inlandspreise bereits wieder deutlich angestiegen.

Die russischen Exportpreise ab Schwarzmeerhaben für Weizen mit 12,5 % Protein lagen Anfang der Woche mit umgerechnet 190 bis 195 Euro/t FOB zuzüglich Frachtkosten knapp 3 % über dem Vorwochenpreis. Inzwischen liegen die Weizenangebote teilweise über der Marke von 200 bis 205 Euro/t und sind damit teurer als französischer Weizen.

Rußland will seine Interventionsbestände wieder aufstocken. Der Beginn der staatlichen Zukäufe wird für den 15. Oktober erwartet.

Seitdem sich die Exportpreise für Weizen aus der Schwarzmeer-Region verteuert haben, wird auch französischer Weizen verstärkt nachgefragt. Vor allem Algerien, Marokko und Syrien sind mit größerem Kaufinteresse am Markt.

Zuletzt hat Algerien 500.000 t französischen Weizen zu umgerechnet 214,60 Euro/t FOB inklusive Frachtkosten gekauft.

Ägypten hat 60.000 t Weizen in Rumänien zu 202,70 Euro/t FOB zuzüglich Frachtkosten gekauft.

 

 

Prognose
Analysten haben ihre Prognose für den EU-Weizenexport inzwischen weiter angehoben. Das französische Analystenhaus Taggage hat seine Prognose jetzt um 300.000 t auf 22,2 Mio.t angehoben. Andere Analysten gehen sogar von noch höheren Exporten aus.

Sollten sich diese Erwartung bestätigen, würden die EU-Weichweizen-Exporte das Ergebnis der Saison 2010/11 mit 18,5 Mio.t um 20 bis 25 % in den Schatten stellen. Nur die USA spielen am Weltmarkt mit einem erwarteten Export von 29,9 Mio.t eine noch wichtigere Rolle.

Fazit: Der EU-Export stabilisiert seit Wochen den hiesigen Weizen- und Getreidemarkt. Ausgehend von den nachfragestarken Einzugsgebieten von Binnen- und Seehäfen-Standorten ziehen die Weizenpreise am Kassamarkt deutlich an. Die stetige Nachfrage der Futtermittelhersteller nach Futtergetreide läßt keinen Angebotsdruck aufkommen, zumal auch das Angebot der der Verkäufer sehr begrenzt bleibt.

Nach meiner persönlichen Meinung dürfte Weizen am Kassamarkt daher - trotz der noch immer schwachen Nachfrage des Mühlensektors - seinen Erholungstrend fortsetzen.

 
 
 
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