Weizen: Export-Boom stabilisiert die Preise


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 20.09.2013


An den Börsen hat die US-Notenbank eine neue Rallye ausgelöst. Doch am Weizenmarkt fallen die Hochstimmung und der Preisanstieg verhalten aus. Demnächst dürfte der boomende EU-Weizenexport aber für stärkere Hausse-Signale sorgen.

 

Marktlage
Spätestens seitdem das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) am 12.09.2013 die globalen Endbestände bei Weizen und Mais nach oben korrigiert hat, haben sich die witterungsbedingten Rendite-Hoffnungen an den Börsen in Luft aufgelöst.

Doch seit dem 18.09.2013 und der Mitteilung der US-Notenbank FED, den Geldhahn nicht zuzudrehen, können auch die Weizenkurse von der neuen Börsen-Euphorie profitieren.
Dennoch bleibt festzustellen:
• An den Aktienmärkten führte die FED-Entscheidung zu einer Rallye.
• Am Weizenmarkt reichte die Fortsetzung der US-Quasi-Nullzinspolitik nur für ein laues Lüftchen.

Mit 185,75 Euro/t notierte Brotweizen an der Warenterminbörse in Paris zwar höher als am Vortag. Doch seit Mitte des Jahres hat der November-Termin um 6 %, seit Jahresbeginn um insgesamt über 16 % nachgegeben. Die Erzeugerpreise gaben seit Anfang 2013 sogar um 34 % nach.


Ungeachtet des latenten Preisdrucks an den Börsen, stabilisieren sich die Weizenpreise am Kassamarkt inzwischen wieder leicht. Infolge des äußerst geringen Angebotes an freier Ware werden bei dringendem Bedarf sogar wieder kleine Prämien geboten. Aktuell wird vor allem Kontraktware umgeschlagen, da Käufer wie auch Verkäufer zunächst die weitere Preisentwicklung abwarten.

Die Preisspanne der Kaufgebote für Brotweizen bleibt damit am hiesigen Kassamarkt weit: Bei sehr geringen Umsätzen liegen die Preise zwischen 165 und 195 Euro/t netto je nach Menge, Parität und Dringlichkeit der Anschlußversorgung.

 

 

Export: EU-Weizen gewinnt an Wettbewerbskraft
Wochenlang war EU-Weizen am Weltmarkt in Konkurrenz zu Angeboten aus der Schwarzmeerregion zu teuer. Ägypten beispielsweise griff lediglich bei EU-Ware aus Rumänien zu. Inzwischen wird französischer Weizen im Export wieder wettbewerbsfähiger.

Daher profitiert der Weizenmarkt inzwischen wieder stärker vom flotten EU-Export. - vor allem im Einzugsgebiet von Binnen- und Seehäfen-Standorten. Mit rund 185-190 Euro/t FOB zuzüglich Frachtkosten von 10-15 Euro/t kann südeuropäischer Weizen mit den Angeboten aus Rußland und der Ukraine wieder mithalten.

In dieser Woche hat die EU-Kommission erneut EU-Exportlizenzen für 0,28 Mio.t Weizen erteilt. Damit summieren sich die EU-Weizenexporte seit Beginn des Wirtschaftsjahres auf 5,73 Mio.t. Damit wurden bisher 96 % mehr Weizen exportiert als im Vorjahreszeitraum.

Auch der US-Weizenexport kommt zunehmend in Schwung. In der letzten Woche lagen die Weizenexporte bei 704,4 Mio.t. Seit dem 1.Juni wurden 38 % mehr US-Weizen exportiert als im Vorjahreszeitraum.

 

 

Prognose
Wie erwartet läßt der Wettbewerbsdruck durch Schwarzmeer-Weizen inzwischen etwas nach. Doch trotz des flotten Exportes und der guten Nachfrage der Importeure begrenzt osteuropäischer Weizen noch immer den Preisspielraum nach oben auch für EU-Weizen.

Als problematisch könnte sich in den kommenden Wochen jedoch der stärkere Euro-Kurs entpuppen, da sich dadurch EU-Exporte am Weltmarkt verteuern.

Ich persönlich gehe dennoch davon aus, daß die wachsende weltweite Nachfrage nach Weizen auch die EU-Ware weiterhin gute Exportchancen eröffnet. Schwächere Ernteerwartungen wie zum Beispiel zuletzt in Argentinien, bieten inzwischen neue Hausse-Signale.

Nach meiner persönlichen Meinung dürfte Weizen am Kassamarkt - trotz der zur Zeit äußerst schwachen Inlandsnachfrage - die erntebedingte Talsohle der Preise inzwischen hinter sich gelassen haben. Die Entspannung an der Preisfront dürfte dennoch erst allmählich und mit wieder anspringendem Anschlußbedarf der Verarbeiter zum Tragen kommen.

 
 
 
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