Börse: In Wartestellung


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 30.08.2012


Unmittelbar vor der US-Notenbanker-Tagung in Jackson Hole, USA bleibt es an den Devisen-, Rohstoff- und Aktienmärkten ruhig - und für die Marktakteure langweilig. Doch bei Agrarrohstoffen ist wieder Bewegung in die Preise gekommen. Mit Spannung wird das morgige Treffen der russischen Regierung mit Vertretern der Agrarbranche erwartet.

 

Devisen & Konjunktur
Im Vorfeld der anstehenden internationalen Tagung der Notenbanker bleibt es an den Devisenmärkten ruhig. Es fehlen neue starke Marktimpulse oder Konjunkturdaten, die neuen Interpretationsspielraum eröffnen. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2545 US-Dollar kaum verändert zum Vortag festgesetzt.
Heute im frühen Handel wird der Euro erneut stabil gehandelt und bleibt seinem Seitwärtstrend treu.

Gespannt warten die die Marktakteure erst einmal ab, welche Signale von dem am Freitag beginnenden Notenbanker-Treffen in Jackson Hole, USA ausgehen werden. Mit Spannung wird vor allem die Rede von FED-Präsident Ben Bernanke am Freitagnachmittag erwartet. Die Märkte hoffen auf weitere Schritte der US-Notenbank zur Lockerung der Geldpolitik. Doch noch ist nicht sicher, ob die FED der schwächelnden US-Wirtschaft unter die Arme greifen wird und ein neues Anleihekaufprogramm auflegen wird. .

 

Energie
Hurrikan "Isaac" ist zwar langsam und damit hartnäckig, doch er schwächt sich allmählich ab. Die Abschwächung von "Isaac" schwächte auch die Rohölkurse.
[Siehe hierzu auch: "Energie: Kategorie 1-Hurrikan unterbricht die Ölpreis-Rallye"]

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Oktober wurde gestern mit 95,49 Dollar wieder auf Vor-Sturm-Niveau notiert. Auch bei Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Oktober-Fälligkeit verbilligte sich gestern leicht auf 112,54 Dollar.

 

Agrarrohstoffe
Mit Weizen, Raps & Co haben die Investoren an den Agrarrohstoffbörsen in den letzten Monaten satte Gewinne erzielt. Die breit aufgehängte mediale Berichterstattung über Dürren und Ernteausfälle ließ die Kurse bis Ende Juli explodieren. Seitdem neue Hiobsbotschaften ausbleiben, entwickelten sich die Kurse weitgehend seitwärts.

Doch jetzt steigt die Spannung wieder: Für den 31.08.2012 hat die russische Regierung eine Treffen mit Vertretern der Agrarindustrie und Agrarexperten auf die Tagesordnung gesetzt. Zentrale Diskussionsthemen sollen die Erntedaten und der Export Rußlands sein.

Nicht nur das deutlich geringere Exportpotential Rußlands, das von offizieller Seite mit 10-12 Mio.t Getreide für 2012/13 beziffert wird, sondern auch das wieder sehr lebhafte internationale Exportgeschäft sorgten für kräftige Kursanstiege diesseits und jenseits des Atlantiks. Getreide und Ölsaaten konnten an den europäischen Agrarrohstoff-Börsen gestern Kursverluste der Vortage zum Teil wieder ausgleichen.

In Paris stand der November-Termin bei Weizen mit +4,25 Euro/t, bei Mais der November-Termin mit +2,25 Euro/t und bei Braugerste der November-Termin mit +4,50 Euro/t im Plus.
Auch Rapssaat profitierte von dem Kursanstieg am Getreidemarkt und der unerwartet kleineren Schätzung der Rapsernte in Kanada. Der Front-Termin bei Rapssaat erzielte Kursgewinne von +4,00 Euro/t zu Vortag.

Mit umgerechnet 516,42 Euro/t erreichten die Sojakurse an den US-Börsen am Mittwoch einen neuen Höchststand. Auch Sojaschrot und Sojaöl notierten im Plus.

 

Ausblick
Das Notenbanker-Treffen in Jackson Hole steht unmittelbar bevor, und an den Märkten herrscht eine gewisse Unsicherheit. Die Marktakteure warten zunächst einmal ab und bleiben in Deckung. Daß das russische Exportpotential deutlich geringer als im Vorjahr ausfallen wird, ist an den Märkten nichts Neues. Abzuwarten bleibt dennoch, welche Signalevon dem morgigen russischen "Ernte-Gespräch" ausgehen werden.

Größere Bedeutung gewinnt derzeit die Frage, ob es in den kommenden Tagen in den USA und in Rußland vor der anstehenden Wintergetreideaussaat ausreichend regnen wird.

Ich persönlich erwarte, daß auch an den Agrarrohstoff-Börsen zunächst Gewinne mitgenommen werden und man die Ergebnisse der anstehenden Treffen abwartet. Letztendlich wird das Aussaatwetter für Wintergetreide auf der Nordhalbkugel ausschlaggebend für den weiteren Preistrend sein.

Am Kassamarkt haben sich Getreide und Ölsaaten weiter verteuert. Derzeit kommen nur wenige Neugeschäfte zustande. Die Verkäufer spekulieren auf weitere Kursanstiege angesichts der Befürchtung, daß auf der Südhalbkugel das mit Hitze und Trockenheit verbundene Wetterphänomen El Niño die Ernteerwartungen im kommenden Winter schrumpfen läßt. Zudem sorgt die Erwartung besserer Exportmöglichkeiten für EU-Getreide für hohe Preise am Kassamarkt.

 
 
 


Vorhergehende Beiträge

23.08.2012 Börse: Spekulative Hausse-Pause
26.07.2012 Börse: Achterbahnfahrt
25.07.2012 Börse: Krasser Kursabsturz
24.07.2012 Börse: Kursrusch durch Euro-Krise und US-Regen-Vorhersage
19.07.2012 Börse: US-Dürre - Steilvorlage für den Agrarrohstoffmarkt
18.07.2012 Börse: US-Dürre bestimmt den Preistrend
17.07.2012 Börse: Wachsende Witterungsrisiken
   
 
 
 
 

Seitenanfang