Börse: Kursrusch durch Euro-Krise und US-Regen-Vorhersage

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 24.07.2012


Die Befürchtung drastischer Ernte-Einbußen als Folge der Jahrhundert-Dürre in den USA hat in der letzten Woche ein Kursfeuerwerk an den Börsen ausgelöst. Doch gestern sorgten Gewinnmitnahmen und die erneut eskalierende Euro-Schuldenkrise für rote Zahlen an den Börsen.

 

Devisen & Konjunktur
Vielen Investoren wird das Pflaster in der Euro-Zone "zu heiß". Auf der Suche nach sicheren Rendite-Chancen lösen sie ihre Euro-Investments auf und bringen so den Euro stark unter Druck.

Der Euro-Referenzkurs wurde gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2105 US-Dollar auf dem niedrigsten Niveau seit über zwei Jahren festgesetzt.
Heute im frühen Handel wird der Euro mit rund 1,2280 Dollar wieder teuerer gehandelt.

Die Sorgen über Griechenland und Spanien haben nicht nur den Euro, sondern auch die europäischen Aktienmärkte ins Minus gerissen. Auch wenn die deutsche Wirtschaft tapfer der Euro-Krise trotzt, haben sich jetzt die Rahmenbedingungen auch für Deutschland verschlechtert.

Am Montagabend nach Börsenschluß in den USA hat die US-amerikanische Ratingagentur Moody's den Ausblick für die Kreditwürdigkeit Deutschlands auf „negativ“ gesenkt. Noch wird Deutschland mit der Bestnote "Aaa" bewertet, doch Moody's hat das Spitzenrating jetzt mit mit einem „Ausblick negativ“ versehen. Auch die "Aaa" gerateten Länder Luxemburg und die Niederlande erhielten das negative Vorzeichen. Moody's begründet seine Entscheidung Als Grund nannte Moody´s die steigende Unsicherheit über den Ausgang der Schuldenkrise in Europa.

Angesichts der negativen Nachrichtenlage reagieren die Anleger orientierungslos und die Börsen bleiben in der Verlustzone.

 

Energie
Geopolitischen Themen wie die Unruhen in Syrien oder der Iran-Konflikt wurden gestern von der neuen Nachrichtenlage in den Hintergrund gedrängt. Gestern geriet Rohöl an den Ölbörsen in den Strudel der Euro-Krise. Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im September gab gestern um 3,69 Dollar auf 88,14 Dollar nach. Auch bei Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur September-Fälligkeit verbilligte sich gestern weiter auf 103,26 Dollar.
Heute im frühen Handel kann sich der Ölpreise von seinen gestrigen Verlusten teilweise erholen.

 

Agrarrohstoffe
Gewinnmitnahmen und die erneut eskalierende Euro-Schuldenkrise lösten an den Agrarrohstoffbörsen gestern einen Kursrutsch aus. Das für einzelne Regionen der USA zur Wochenmitte Niederschläge vorausgesagt werden verstärkte die Verluste.

Sowohl an den europäischen Agrarrohstoff-Börsen wie auch an den US-Börsen mußten Getreide und Ölsaaten dagegen gestern hohe Kursverluste in Kauf nehmen.

Die aktuellen und regional begrenzten Regenvorhersagen ändern jedoch nichts an der Tatsache, daß die Feldbestände in den USA erneut schlechter bonitiert wurden. Die gestern abend veröffentlichten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In den USA wird bei Mais nur noch 26 % der Feldbestände guter bis exzellenter Zustand bescheinigt. Bei Soja sind es nur noch 31 % und bei Sommerweizen 60 %. (Siehe hierzu auch "Ernte 2012: Wachsende Wetter-Risiken" vom 24.07.2012.)

Nach dem Kursfeuerwerk in der Vorwoche werden am heutigen Vormittag an den Agrarrohstoffbörsen weiter rote Zahlen geschrieben.

 

Ausblick
Die Hausse-Stimmung an den Agrarrohstoffbörsen ist verpufft. Jetzt herrscht wieder Krisenstimmung, nachdem die Schuldenprobleme in der Euro-Zone weiter eskalieren und die Investoren hektisch versuchen, vermeintlich "sichere Häfen" anzusteuern. Regenvorhersagen für den dürregeplagten Nordosten der USA zur Wochenmitte drücken zusätzlich auf die Stimmung.

Nachdem an den Börsen gestern kräftig "Kasse gemacht" wurde, erwarte ich persönlich für den heutigen Tag, daß die Börsen auch heute rote Zahlen schreiben. Obwohl die fundamentalen Zahlen weiter hin einen Hausse-Trend untermauern sollten, werden sich auch am heutigen Tag tiefe Bremsspuren im Börsenhandel zeigen.

Am Kassamarkt bleibt man zunächst einmal abwartend. Käufer verweisen auf die Kursrückgänge an den Börsen und sind meist nicht mehr bereit, die Preise vom Ende der letzten Woche zu zahlen. Zudem verstärken das bessere Erntewetter und die umfangreicheren Andienungen beim Agrarhandel den Preisdruck zusätzlich.
Aktuell bleibt das Wetter in den USA der Marktfaktor Nr.1. Ob die Niederschläge ausreichend großräumig ausfallen und groß genug sind, um die Böden zumindest kurzfristig mit ausreichend Feuchtigkeit versorgen, bleibt abzuwarten.

 
 
 


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