Am Freitag hieß es an den Börsen noch:
"Alles muß raus, egal zum welchem Preis."
Die weltweit beschlossenen Rettungspakete für
die Finanzbranche lassen die Kurse in die Höhe
schnellen. An den Börsen hat eine regelrechte
Kauf-Euphorie eingesetzt und auch die Agrarbörsen
haben wieder ins Plus gedreht.
Marktlage
Noch am Freitag gingen die Agrarrohstoff-Notierungen
an den Warenterminbörsen mit Volldampf in den
Keller. Teilweise wurde der Handel aufgrund massiver
Kursverluste sogar ausgesetzt, nachdem der Kurssturz
zu „Limit-down“, der größten täglich
zulässigen Bewegung nach unten, führte.
Bei allen Agrarrohstoffen setzte sich an den Börsen
die Talfahrt der Preise fort.
Dabei waren es nicht nur die Auswirkungen
der Finanzkrise, die den Kursstruz forcierten nachdem
viele Investoren ihre Positionen glattstellten. Baisse-Signale
kamen auch von der neuesten Angeot-Nachfrage-Prognose
des US-Landwirtschftsministeriums. Die Oktober-Prognose
signalisiert zum Beispiel für Weizen, Raps und
Sojabohnen Angebotsdruck.
Gestern kam dann die Wende: Nachdem
am Wochenende diverse internationale Rettungspaketen
für den Finanzsektor bekanntgegeben wurden, geht
es an den elektronischen Märkten jetzt wieder
nach oben.
Bis zum heutigen
Nachmitttag summierten sich die Gewinne seit
dem Wochenanfang an der Warenterminbörse MATIF,
Paris für den Front-Termin November |
• bei Rapssaat auf |
14,75 Euro/t |
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• bei Backweizen auf |
6,50 Euro/t |
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• bei Körnermais auf |
5,75 Euro/t |
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Fraglich ist jedoch, ob die Kursgewinne
bis zu Handelsschluß Bestand haben werden. Die
Grafik macht deutlich, daß Kursverluste der
letzten Wochen derart massiv waren, daß die
derzeitigen Kursgewinne lediglich als Hoffnungsschimmer
auf eine Trendwende zu werten sind.
An den realen Kassamärkten
summieren sich die Kursverluste seit der Ernte zum
Beispiel auf 18 % bei Brotweizen, 17 % bei
Brotroggen oder 25 % bei Futtergerste.
Prognose
Das derzeitige Kursfeuerwerk an den Finanzmärkten
ist ursächlich für die Kurserholung an den
Warenterminmärkten. Mit "frischem Geld"
und beachtlichen Staats-Bürgschaften im Rücken
wird an den elektronischem Markten wieder gekauft,
was der Zeug hält und die Kurse schnellen nach
oben.
Ist das ein Strohfeuer oder
ein stabiler Trend? Das ist die Frage. Angesichts
der anstehenden weltweiten Verstaatlichungswelle im
Finanzsektor, der Bereitstellung von neuem Kapital
und der geplanten Bilanzierungsanpassungen in der
Finanzbranche ist nachvollziehbar, daß Zukäufe
derzeit wieder recht attraktiv sind.
Doch wie lange wird diese
gute Stimmung anhalten? Nachdem die Gütermärkte
in den letzten Jahren voll in den Sog der Finanzmärkte
geraten sind, ist die Finanzkrise damit auch für
die Kursaussichten bei den Agrarbörsen entscheidend.
Für eine dauerhafte Stabilisierung wird ausschlaggebend
sein, daß die Kurse im Laufe der Woche nicht
erneut einbrechen und damit die jüngsten Rettungsaktionen
verpuffen. Nach meiner persönlichen Einschätzung
gehe ich allerdings davon aus, daß bereits in
dieser Woche Gewinnmitnahmen und neue Liquiditätslöcher
für erneute Kurseinbußen sorgen könnten.
Letztendlich haben die Gütermärkte
das letzte Wort. Denn nicht elektronische
Geschäfte sind es, die für Brötchen
beim Bäcker oder Rapsöl für die Biodieselbranche
sorgen. Wenn die Vorräte der Verarbeiter zur
Neige gehen, muß am realen Markt wieder Nachschub
zugekauft werden. Und dort gilt das Gesetz von Angebot
und Nachfrage.
Daher heißt es für die
Produzenten von Getreide, Raps & Co., aufmerksam
die Marktentwicklung zu verfolgen. Nach meiner Einschätzung
dürfte es bei den Preisn kurzzeitig wieder nach
oben geben. Kurzzeitig heißt nach meiner Einschätzung,
daß täglich die Entwicklung an den Märkten
verfolgt werden muß, da das Risiko eines erneuten
Preiseinbruches nach wie vor sehr hoch ist.
Nach meiner Einschätzung ist
erst ab Dezember mit einem wieder etwas größeren
Anschlußbedarf der Verarbeiter zu rechnen. Angebot
und Nachfrage dürften dann das Preisniveau bestimmen.
Dabei sollte man nicht vergessen, daß in den
Lägern der Produzenten und Wiederverkäufern
mehr Ware als in den Vorjahren auf den Verkauf wartet.