Ernte 2008: Countdown zur nächsten Hausse?

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 16.06.2008


Regionale Dürre in Australien und Fluten in den USA lassen die Ernteaussichten für 2008 schrumpfen. Vor allem an den US-Börsen zogen die Kurse scharf an und ließen die Preise weltweit steigen.

 

USA: Schlechtere Ernteaussichten
Starke Regenfälle und Unwetter haben dazu geführt, daß es im Mitteleren Westen der USA viel zu naß ist. Mit einem Tornado begann die Unwetterphase am 25. Mai. Seitdem hat es praktisch unentwegt geregnet.

Fast die ganze Region leidet unter den schweren Überschwemmungen. Betroffen sind Teile der Bundesstaaten South Dakota, Minnesota, Wisconsin, Nebraska, Iowa, Illinois, Kansas, Indiana, Oklahoma und Arkansas.

Starkregen und Überschwemmungen haben die Feldbestände regional stark geschädigt. Die Soja-Aussaat ist noch immer nicht abgeschlossen. Am 08.06.2008 waren nur 77 % der Flächen bestellt im Vergleich zu einem Anteil von 92 % im Vorjahr.

Die Ernteaussichten für die USA verschlechtern sich weiter. Nach Einschätzung des US-Landwirtschaftsministeriums wird die diesjährige Maisernte in den USA rund 10 % unter dem Niveau des Vorjahres liegen. Die Lagerbestände werden voraussichtlich auf den tiefsten Stand seit 13 Jahren sinken. Das US-Landwirtschaftsministerium erwartet, das die Preise 2008 neue Rekordhöhen erreichen könnten.

 

Ernteaussichten Australien
In den letzten Monaten fielen in vielen Regionen Australiens die lange ersehnten Niederschläge. Doch in einigen wichtigen Anbauregionen des Riesenkontinentes Australien warteten die Landwirte weiterhin auf Regen. In New South Wales, inmitten der Kornkammer Australiens - dem Murray-Darling-Becken - gelegen, werden 63 % der Flächen erneut als viel zu trocken eingestuft - das sind 14 % mehr als noch im Vormonat.

Die Aussaat von Wintergetreides und Raps ist gefährdet. Wenn es in den den nächsten drei Wochen nicht regnet, dürfte eine hohe Ernte nicht mehr zu erwarten sein.

Seit dem letzten Freitag wurden frühere Ernteprognosen für Weizen von privaten Marktanalysten um 3,2 % auf nur noch 24,3 Mio.t zurückgenommen. Die Raps-Produktion wurde um 7 % auf 1,66 Mio.t zurückgenommen. Damit werden die Ernteaussichten nach wie vor deutlich höher als im Dürrejahr 2007 eingeschätzt. Die Ernteaussichten trüben sich jedoch zunehmend ein. Die nächste offizielle Prognose des australischen Landwirtschaftsministeriums ist für morgen angekündigt.

 

Marktlage
In den letzten drei Jahren fiel die Weltgetreideernte defizitär aus. Die Lagervorräte vorangegangener Ernte sorgen für eine ausreichende Marktversorgung. Um ein weiteres Abschmelzen der Endbestände zu vermeiden, müßte ein exellente globale Ermte eingebracht werden.

Doch jetzt mehren sich Befürchtunggen, daß die weltweite Ernte 2008/09 alles andere als exellent ausfallen könnte. Die Kurse an den internationalen Märkten ziehen nach den Kurseinbrüchen im April und Mai jetzt wieder an.

 

Prognose
An den Märkten bestimmt die Wetterentwicklung in den wichtigen Exportländern USA und Australien die Preisrichtung. In den USA werden nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes in dieser Woche weitere Regenfälle erwartet. Die Wettervorhersagen für Australien gehen jetzt davon aus, daß in den östlichchen Landesteilen in den nächsten Wochen weniger Regen fällt, als bisher erwartet.

Weitere Korrekturen bei den Ernteprognosen nach unten werden nach meiner persönlichen Einschätzung für anhaltend hohe bzw. steigende Kurse sorgen. Noch unverkaufte Lagerbestände aus der Ernte 2007 in der Ukraine sowie die hohen Ernteaussichten in den osteuropäischen Staaten begrenzen derzeit noch das Hausse-Potential an den europäischen Märkten.

Sollte sich herausstellen, daß die Ernteausfälle erneut zu einer global defizitären Versorgungssituation führen, werden die Agrarrohstoffpreise neue Rekordhöhen erreichen.

 
 
 
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