Die Kartoffelernte 2006 fällt nicht nur in Deutschland,
sondern in ganz Westeuropa nur knapp bedarfsdeckend aus. Lagerkritische Partien
prägen den Markt. Nach den miserablen Preisen der Saison 2004/05 erzielen
Speisekartoffeln derzeit Spitzenpreise.
Marktlage
Die
Rodearbeiten sind in Hessen weitgehend abgeschlossen, so daß der Erntedruck
inzwischen ausbleibt. Das Angebot der Erzeuger fällt saisonüblich aus.
Die Erzeugerpreise erzielen das Niveau der Vorwoche. Höhere
Preisforderungen lassen sich nur teilweise durchsetzen. Mit einer Preisbefestigung
von 3 Euro/dt wird gerechnet. Einzelne Partien im Lager sind instabil und drängen
nach einer zügigen Verarbeitung, ohne jedoch das feste Preisniveau zu belasten.
Nach
der guten Bevorratung aus der Ernte heraus, fällt die Nachfrage der GH-Stufe
derzeit ruhig aus. Dagegen berichten die Abpackbetriebe von einer lebhaften Nachfrage.
Kartoffeln sind in ganz Europa knapp. Vor
allem in Osteuropa fiel die Ernte so klein aus, daß dort die Preise explodieren.
Zudem läßt die Qualität in ganz Europa oftmals zu wünschen
übrig. Daher haben sich Kartoffeln in ganz Europa rasant verteuert. Erzielten
die Erzeuger für 100 kg im Jahr 2005 etwa 8 bis 9 Euro, so
liegen die Preise in diesem Jahr rund 12 Euro/dt höher.
Der
Handel an den Warenterminbörsen, zum Beispiel an der RMX/Hannover, dokumentiert,
daß vor allem für spätere Liefertermine mit weiteren Preissteigerungen
gerechnet wird. Die zum Teil problematische Lagerqualität der Ernte 2006
schürt Befürchtungen, daß sich bereits während der Wintermonate
das Angebot weiter verknappen wird.
Fakten
Deutschland:
Witterungsbedingte Ernteeinbußen
Die Kartoffelanbaufläche
in Deutschland schrumpft weiter. Gründe für den Anbaurückgang sind die
hohe technische Ausstattung, die der Kartoffelanbau erfordert, die billigere Konkurrenz
aus anderen Ländern sowie veränderte Eßgewohnheiten der Verbraucher.
In diesem Jahr haben zusätzlich die extremen Witterungsbedingungen den
Kartoffelbauern die Ernte vermiest. Der lange Winter und die daher erst späte
Auspflanzung, Hitze und Trockenheit im Juni/Juli und anhaltende Niederschläge
im August haben die Knollenbildung und Reife behindert.
Wahrscheinlich
wird die Ernte des Dürrejahres 2003 in diesem Jahr nicht ganz erreicht. Die Kartoffelernte
2006 sank laut dem vorläufigen Ernteergebnis mit insgesamt 9,83 Mio.t um
mehr als 15 % unter dem Vorjahreswert (11,62 Mio.t). Der langjährige
Durchschnitt (2000 bis 2005) von 11,73 Mio.t wird sogar um 16,2 % unterschritten.
Im Einzelnen wurden 2006 rund 439 000 t Frühkartoffeln geerntet,
etwa 8 % weniger als 2005. Bei den mittelfrühen und späten Sorten ging die
Erzeugung gegenüber dem Vorjahr um rund 16 % auf 9,39 Mio.t zurück.
Kartoffelanbau wurde um 1,0 % auf insgesamt 274.100 ha
eingeschränkt. Auf Frühkartoffeln entfielen 14.800 ha, ein Rückgang um 3,6 %.
Die Anbaufläche der mittelfrühen und späten Sorten lag mit 259.300 ha lediglich
um 0,9 % unter der Vorjahresfläche. Dabei konzentrierte sich die Einschränkung
auf den Anbau von Industriekartoffeln (1,7 %) - die Speisekartoffelfläche
wurde um 0,8 % ausgedehnt.
Für Kartoffeln insgesamt
liegt der durchschnittliche Hektarertrag bei 359 dt und bleibt damit deutlich
(14,6 %) unter dem Vorjahresniveau von 420 dt. Das langjährige Mittel
(407 dt/ha) wird um 11,9 % verfehlt. Die regionalen Ertragsschwankungen
reichen 2006 von 261 dt/ha im Saarland bis 389 dt/ha in Nordrhein-Westfalen.
In fast allen Ländern gingen die Erträge gegenüber 2005 zurück; am deutlichsten
in Brandenburg (28,6 %) und Sachsen-Anhalt (23,8 %). Nur in Rheinland-Pfalz
wurde noch ein Zuwachs erzielt (+3,0 %).
Hausse-Tendenz
Kartoffelqualität
Wegen
des ungewöhnlichen Vegetationsverlaufs fällt die Qualität nicht immer zufriedenstellend
aus. Nur auf Flächen mit Beregnung oder bei ausreichender Niederschlagsverteilung
durch Gewitterregen wurden überwiegend gute Qualitäten erzielt. Der Anteil kleiner
Knollen fällt in diesem Jahr erheblich höher aus - dagegen gibt es wenig
Übergrößen. Je nach Verwendungszweck kann dieser Mangel ins Gewicht fallen. Grillkartoffeln
erzielen folglich deutliche Preisaufschläge.
Über die Lagerfähigkeit
herrscht vielfach noch Unsicherheit, insbesondere aufgrund von Naß- oder
Braunfäule. Viele Partien sind nur eingeschränkt lagerfägig. Die Lagerbedingungen
in den Kartoffellägern sind daher in dieser Vermarktungssaison ein besonders
wichtiger Faktor hinsichtlich der Lagerdauer.
Hausse-Tendenz
Prognose
Da
nicht nur in Deutschland, sondern auch in den europäischen Nachbarländern kleinere
Erntemengen eingebracht werden, liegen die Erzeugerpreise für Speisekartoffeln
erheblich über dem Vorjahresniveau. Aufgrund des europaweit knappen Angebots müssen
sich die Verbraucher auf anziehende Preise einstellen. Da in diesem Jahr nur wenig
Ware für Einkellerungsaktionen zur Verfügung stand, sind viele Verbraucher auf
einen kontinuierlichen Zukauf während der Wintersaison angewiesen. Die Vermarktung
in Kleingebinden dürfte daher für eine kontinuierliche Nachfrage nach
einwandfreien Kartoffelqualitäten sorgen..
Wie hoch
das Angebot im November/Dezember wirklich sein wird, hängt von der Lagerqualität
ab. In Erwartung steigender Preise haben viele Landwirte, sofern sie sich der
Lagerstabilität ihrer Ware sicher waren, sehr zurückhaltend offeriert. Nicht auszuschließen
ist jedoch, daß Partien zeitiger verkauft werden müssen als ursprünglich
geplant, da die Qualität schneller nachläßt als erwartet.
Das
Angebot in den kommenden Wochen könnte daher von sehr knapp bis gut bedarfsdeckend
reichen, zumal die derzeitige warme Witterung die Lagerung erschwert. Nach meiner
Einschätzung ist nicht nur eine knappe Versorgung mit Speisekartoffeln, sondern
auch eine steigende Nachfrage der Verarbeitungsindustrie (Ergänzung der Vertragsware)
und aus dem Ausland, vor allem aus Osteuropa zu erwarten.
!!!
Qualitativ gute Lagerbestände müssen daher entsprechende Aufgelder erzielen !!!