Frühkartoffeln zu Dumpingpreisen
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 07.07.2005


2004 bescherte den Kartoffelerzeugern ein völliges Preisdesaster. Die Hoffnungen in wieder bessere Preise für die laufende Ernte haben sich bereits frühzeitig zerschlagen. Für die Kartoffelerzeuger ist diese lange Baisse-Phase ein harter Schlag.

Marktlage
Eine lage Kälte- und anschließende Trockenphase bringen den Kartoffelanbauern in diesem Jahr lediglich knapp durchschnittliche Erträge. Und dann sacken die Einstiegspreise bereits mit dem Erntebeginn in kürzester Zeit auf ein unerwartet tiefes Niveau. Arbeits-, Maschinen und Betriebsmittelkosten müssen getragen werden, so daß die Gewinne bereits zum Saisonstart zusammenschmelzen.

Auslöser für den frühzeitigen Preisverfall waren die Frühkartoffel-Importe aus dem Mittelmeer-Raum, die umfangreich und über einen langen Zeitraum, die Regale bei den Discountern und im Lebensmitteleinzelhandel füllten, so daß an der etwas teureren deutschen Ware kein Interesse bestand. Israelische und ägyptische Ware wurde zeitweilig zu Schleuderpreisen angeboten, für deutsche Ware gab es keine Chance, sich am Markt zu plazieren.

Aufgrund des niedrigen Preisniveaus haben die Landwirte häufig die Rodungen langsamer vorangetrieben oder soger gänzlich eingestellt. Die Transportkosten (Treibstoff, Maut) verteuern den überregionalen Vertrieb und damit die Ware Kartoffel zusätzlich.

Die Warenterminmärkte in der EU reagierten nach dem Preisanstieg während der Trockenen Wochen mit starken Preisanstiegen. Der Regen in der vergangenen Woche ließ die Kurse dann jedoch drastisch einbrechen. Der schwächere Kursverlauf betrifft nicht nur den vorderen Termin, sondern auch alle weiteren Termine in der laufenden Kartoffelsaison.

 

Fakten

  • Knapp durchschnittliche Ernte in Deutschland
    In Deutschland liegen die Erträge zwischen 200 dt/ha (Mecklenburg-Vorpommern) und 400 dt/ha (Nordrhein-Westfalen). Die Erträge in Südhessen erreichen die Erträge 250 bis 300 dt(ha, Mittelhessen erzielt 320 bis 350 dt/ha. Damit liegen die Erträge in den verschiedenen Regionen etwa 5 bis 20 % unter dem Vorjahresergebnis.

 

  • Haupternte erst am Anfang
    Aufgrund des niedrigen Preisniveaus haben die Landwirte häufig die Rodungen langsamer vorangetrieben oder soger gänzlich eingestellt. Die Transportkosten (Treibstoff, Maut) verteuern den überregionalen Vertrieb und damit die Ware Kartoffel zusätzlich.

 

Prognose
Die schlechten Marktpreise haben viele Erzeuger dazu veranlaßt, die Haupternte der Frühkartoffeln auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Inzwischen beginnt bereits die Ernte der späteren Kartoffeln, während die Frühkartoffeln noch in der Haupternte stecken. Auf die Abreife und Schalenfestigkeit wirkt sich der späte Rodezeitpunkt günstig aus, so daß inzwischen das Interesse der Packbetriebe an deutscher Ware deutlich zunimmt.

Mit dem Beginn der Ernte erster lagerfähiger Kartoffeln ist in den kommenden Wochen mit einem umfangreichen Angebot an deutscher Ware zu rechnen. Für die Preise dürfte daher der Spielraum nach oben äußerst begrenzt bleiben.

Leichte Entspannung bringt lediglich die Trockenheit in Südeuropa, deren Ernte erheblich niedriger ausfallen dürfte als in den Vorjahren. Nach meiner Einschätzung dürfte die damit zu erwartende niedrigere EU-Ernte das Angebot soweit verknappen, daß mit einer Stabilisierung des Preisniveau gerechnet werden kann.

 
 
 

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