Energie: Die Lunte glimmt!
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 17.07.2006


Die Krisen der Welt treiben die Energiepreise auf nie gekannte Höhen. Jetzt sorgt die eskalierende Gewalt im Nahen Osten erneut für explodierende Preise an den internationalen Märkten.

Marktlage
Weitet sich der neue Nahost-Konflikt zu einem Flächenbrand aus? Das ist die bisher unbeantwortete Frage, die die Preise für Rohöl und raffinierte Weiterverarbeitungsprodukte in die Höhe treibt.

Der Ölpreis der führenden Nordseesorte Brent erreichte heute einen neuen Rekordstand. An der Londoner Rohstoffbörse sprang der Preis für ein Barrel (rund 159 Liter) der Nordseesorte Brent am Vormittag in der Spitze auf 78,18 $/Barrel (umgerechnet 38,80 Euro/100 L). Damit haben die Rohölpreise eine neue Rekordmarke erreicht!

Auch am US-Markt zogen die Kurse für die US-Sorte WTI auf 77,50 US-Dollar (umgerechnet 38,50 Euro/100 L) an. Die alte Rekordmarke von 78,40 Dollar ist damit weiter in Sichtweite. Hier wirkten auch der leichte Rückgang der Rohöl- und Benzinbestände (Urlaubszeit in den USA) preistreibend. Dagegen vergrößerten sich die Heizöl- und Diesel-Vorräte. Insgesamt verzeichnen die USA jedoch im Vergleich zum Vorjahr höhere Bestände.

Auch der sogenannte Korbpreis der wichtigsten Ölsorten der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) hat erneut einen Kletterkurs gestartet. Der durchschnittliche Preis für ein Barrel lag am 13.07.2006 bei 70,38 US-Dollar je Barrel (umgerechnet 34,88 Euro/100 L) und erreichte damit einen neuen Rekordstand.

Tendenziell laufen die verschiedenen Rohöl-Sorten synchron. Zielsetzung der OPEC ist es, den Korbpreis innerhalb einer Preisspanne von 22 bis 28 US-$/Barrel zu halten - ein Unterfangen, daß seit Jahren nicht mehr realiesierbar ist. Bereits seit Anfang 2004 liegt der OPEC-Preis dauerhalt über dieser angestrebten Zielvorgabe. Innerhalb der OPEC gibt es daher Überlegungen, den Korbpreis anzuheben.

Der OPEC-Basket umfaßt sieben Rohöl-Sorten einzelner Mitgliedsstaaten: Arab Light (Saudi-Arabien), Sahara Blend (Algerien), Minas (Indonesien), Fateh (Dubai), Tia Juana Light (Venezuela), Bonny Light (Nigeria) und Isthmus (Mexiko). Bei Brent Crude Oil (Brent, gehandelt an der IPE) handelt es sich um Nordseeöl. Obwohl Brent ein deutlich geringeres Handelsvolumen hat als andere Rohöl-Sorten, gilt es als weltweit übergeordneter Maßstab am Rohölmarkt. Bei West Texas Intermediate (WTI, gehandelt an der NYMEX) handelt es sich um die maßgebliche in den USA geförderte Rohöl-Variante).

 

Prognose
Der Rohölpreis steuert nach Meinung vieler Analysten auf die Marke von 80 US-Dollar je Barrel zu. Mittelfristig werden sogar Kurse von 100 US-Dollar je Barrel prognostiziert. Derzeit sind es nicht die weltweiten Ölreserven, die die Preise in die Höhe treiben. Der Nachfrage am Markt steht ein ausreichendes Angebot gegenüber. Nach neuesten Studien reichen die Reseven sogar dank verbesserter technischer Gewinnungsverfahren für einen erheblich längeren Zeitraum als bisher erwartet.

Die Entwicklung der Krisen in den Regionen der Hauptförderländer läßt die Kurse explodieren. Mit dem eskalierenden Konflikt im Nahen Osten wurde eine weitere Lunte an den Ölpreis gelegt. Zu befürchten sind nicht nur eine Verteuerung der Energiepreise, sondern auch anziehende Preise bei Rohöl-basierten Produkten (Folien, PUR-Produkte, Farben usw.).

Daher sollte nicht nur der Zukauf von Rohöl-basierten Heiz- und Treibstoffen in Erwägung gezogen werden. Produkte, bei denen Rohöl bzw. seine Raffinate als Produktionskomponente ein Rolle spielen, könnten von weiteren Preissteigerungen ebenfalls betroffen sein.

 
 
 

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