Die Krisen der Welt treiben die Energiepreise auf nie
gekannte Höhen. Jetzt sorgt die eskalierende Gewalt im Nahen Osten erneut
für explodierende Preise an den internationalen Märkten.
Marktlage
Weitet sich der neue Nahost-Konflikt zu einem Flächenbrand aus? Das ist die bisher
unbeantwortete Frage, die die Preise für Rohöl und raffinierte Weiterverarbeitungsprodukte
in die Höhe treibt.
Der Ölpreis der führenden Nordseesorte
Brent erreichte heute einen neuen Rekordstand. An der Londoner Rohstoffbörse sprang
der Preis für ein Barrel (rund 159 Liter) der Nordseesorte Brent am Vormittag
in der Spitze auf 78,18 $/Barrel (umgerechnet 38,80 Euro/100 L).
Damit haben die Rohölpreise eine neue Rekordmarke erreicht!
Auch
am US-Markt zogen die Kurse für die US-Sorte WTI auf 77,50 US-Dollar
(umgerechnet 38,50 Euro/100 L) an. Die alte Rekordmarke von 78,40 Dollar
ist damit weiter in Sichtweite. Hier wirkten auch der leichte Rückgang der
Rohöl- und Benzinbestände (Urlaubszeit in den USA) preistreibend. Dagegen
vergrößerten sich die Heizöl- und Diesel-Vorräte. Insgesamt
verzeichnen die USA jedoch im Vergleich zum Vorjahr höhere Bestände.
Auch der sogenannte Korbpreis der wichtigsten Ölsorten
der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) hat erneut einen
Kletterkurs gestartet. Der durchschnittliche Preis für ein Barrel lag am 13.07.2006
bei 70,38 US-Dollar je Barrel (umgerechnet 34,88 Euro/100 L) und
erreichte damit einen neuen Rekordstand.
Tendenziell laufen die verschiedenen Rohöl-Sorten
synchron. Zielsetzung der OPEC ist es, den Korbpreis innerhalb einer Preisspanne
von 22 bis 28 US-$/Barrel zu halten - ein Unterfangen, daß seit Jahren
nicht mehr realiesierbar ist. Bereits seit Anfang 2004 liegt der OPEC-Preis dauerhalt
über dieser angestrebten Zielvorgabe. Innerhalb der OPEC gibt es daher Überlegungen,
den Korbpreis anzuheben.
Der OPEC-Basket umfaßt sieben
Rohöl-Sorten einzelner Mitgliedsstaaten: Arab Light (Saudi-Arabien), Sahara Blend
(Algerien), Minas (Indonesien), Fateh (Dubai), Tia Juana Light (Venezuela), Bonny
Light (Nigeria) und Isthmus (Mexiko). Bei Brent Crude Oil (Brent, gehandelt an
der IPE) handelt es sich um Nordseeöl. Obwohl Brent ein deutlich geringeres Handelsvolumen
hat als andere Rohöl-Sorten, gilt es als weltweit übergeordneter Maßstab am Rohölmarkt.
Bei West Texas Intermediate (WTI, gehandelt an der NYMEX) handelt es sich um die
maßgebliche in den USA geförderte Rohöl-Variante).
Prognose
Der
Rohölpreis steuert nach Meinung vieler Analysten auf die Marke von 80 US-Dollar
je Barrel zu. Mittelfristig werden sogar Kurse von 100 US-Dollar je Barrel
prognostiziert. Derzeit sind es nicht die weltweiten Ölreserven, die die
Preise in die Höhe treiben. Der Nachfrage am Markt steht ein ausreichendes
Angebot gegenüber. Nach neuesten Studien reichen die Reseven sogar dank verbesserter
technischer Gewinnungsverfahren für einen erheblich längeren Zeitraum
als bisher erwartet.
Die Entwicklung der Krisen in den
Regionen der Hauptförderländer läßt die Kurse explodieren.
Mit dem eskalierenden Konflikt im Nahen Osten wurde eine weitere Lunte an den
Ölpreis gelegt. Zu befürchten sind nicht nur eine Verteuerung der Energiepreise,
sondern auch anziehende Preise bei Rohöl-basierten Produkten (Folien, PUR-Produkte,
Farben usw.).
Daher sollte nicht nur der Zukauf von Rohöl-basierten
Heiz- und Treibstoffen in Erwägung gezogen werden. Produkte, bei denen Rohöl
bzw. seine Raffinate als Produktionskomponente ein Rolle spielen, könnten
von weiteren Preissteigerungen ebenfalls betroffen sein.