Die Kurse an den Märkten für Rohöl sowie
Treib und Brennstoffe sind erneut angestiegen. Ursache waren
vor allem neue Prognosen über eine weltweit höhere
Ölnachfrage in diesem Jahr.
Marktlage
Befürchtungen über ansteigende Spannungen und nicht enden
wollende Terroranschläge auf Öleinrichtungen im Nahen
Osten, die politischen Spannungen zwischen Libanon und Syrien
wie auch die Absage Nordkoreas an eine weitere Teilnahme
an den multilateralen Atomgesprächen sind der Hintergrund
für die anhaltende Hausse-Tendenz am Rohöl-Markt.
Die eigentliche Ursache für den Ölpreisanstieg war jedoch
der Monatsbericht der Internationalen Energieagentur (IEA),
in welchem die weltweite Ölnachfrage im laufenden Jahr höher
einschätzt wird als bisher erwartet.
Die Versorgungsängste ließen die Rohöl-Preise
wieder kräftig steigen. Für ein Barrel der Nordsee-Ölsorte
Brent mußten in London am 17.02.2005 für den März-Termin
rund 2,30 Euro je Barrel (159 Liter) mehr gezahlt werden
als im Durchschnitt der Vorwoche. Auch die in New York gehandelte
US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) lag für den März-Termin
rund 1,40 Euro über dem Durchschnitt der Vorwoche.
In Deutschland bewegen sich die Heizöl-Preise
bei einer Liefermenge von 3.000 L derzeit zwischen
40-45 Cent/L.
Tendenziell laufen die verschiedenen Rohöl-Sorten
synchron. Der sogenannte Korbpreis (Basket-Preis) der Organization
of Petroleum Exporting Countries (OPEC) lagen am 15.02.2005
mit 41,84 US-Dollar/Barrel (umgerechnet 20,22 Euro/100
L) trotz des Preisrückgangs der letzten Wochen noch deutlich
über dem sogenannten Korbpreis. Zielsetzung der OPEC ist
es, den Korbpreis innerhalb einer Preisspanne (Grafik: "Preisband")
von 22 bis 28 US-$/Barrel zu halten. Bereits seit Anfang
2004 liegt der OPEC-Preis dauerhalt über dieser angestrebten
Zielvorgabe. Innerhalb der OPEC gibt es daher Überlegungen,
den Korbpreis auf durchschnittlich 30 US-$/Barrel anzugeben.
Der OPEC-Basket
umfaßt sieben Rohöl-Sorten einzelner Mitgliedsstaaten: Arab
Light (Saudi-Arabien), Sahara Blend (Algerien), Minas (Indonesien),
Fateh (Dubai), Tia Juana Light (Venezuela), Bonny Light
(Nigeria) und Isthmus (Mexiko). Bei Brent
Crude Oil (Brent, gehandelt an der IPE) handelt es
sich um Nordseeöl. Obwohl Brent ein deutlich geringeres
Handelsvolumen hat als andere Rohöl-Sorten, gilt es
als weltweit übergeordneter Maßstab am Rohölmarkt.
Bei West Texas Intermediate
(WTI, gehandelt an der NYMEX) handelt es sich um die maßgebliche
in den USA geförderte Rohöl-Variante).
Fakten
-
Steigende weltweite
Ölnachfrage
Die weltweite Ölnachfrage wird im laufenden Jahr nach
Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA)
wegen des Wirtschaftswachstums in China und Südostasien
höher ausfallen als bisher erwartet. In ihrem neuesten
Februar-Bericht zum Ölmarkt vom 10.02.2005 rechnet
die IEA mit einem Anstieg der Nachfrage um 1,52 Mio. Barrel
pro Tag auf 84 Mio. Barrel. Das sind 80 000 Barrel
mehr als bislang von der Agentur geschätzt.
Wie die IEA weiter mitteilte, dürfte die Nachfrage nach
OPEC-Öl im ersten Quartal erstmals seit zwei Jahren
das Angebot übersteigen. Die OPEC-Förderung sei im Januar
um 770.000 Mio. Barrel auf 28,8 Mio. Barrel
pro Tag gesunken. Damit lag die tägliche Fördermenge
um rund 300.000 Mio. Barrel pro Tag unter der erwarteten
Nachfrage nach OPEC-Öl, die die IEA für das erste Quartal
mit 29,1 Mio. Barrel pro tag kalkuliert.
Die ÎEA erwartet keinesfalls, daß die Ölnachfrage
im zweiten Quartal stark sinken könnte. Hierbei verweist
sie auf den erwarteten Lagerrückgang im ersten Quartal
und die hohe Nachfrage nach OPEC-Öl.
Hausse-Tendenz
-
Winter
auf der Nordhalbkugel läßt die Vorräte
schrumpfen
Gegenwärtig kommt auch der Entwicklung der Ölvorräte
eine besondere Bedeutung zu. Hintergrund ist die Sorge
über Versorgungsengpässe mit Brennstoff. Zwar gilt das
Angebot an Rohöl als ausreichend, im Winter richtet
sich das Interesse jedoch vorrangig auf die Heizölversorgung
in den USA. Die Preisentwicklung spiegelt daher stark
die Wetterentwicklung in den US-Heizölregionen wider.
Infolge der mangelhaften Raffineriekapazitäten sind
die Heizölvorräte in den USA auch in dieser Heizsaison
gering, so daß bei hohen Minusgraden die Heizölversorgung
gefährdet ist.
Während die Bestandszahlen in den USA bei Rohöl
und Benzin deutliche Zuwächse aufweisen, nehmen
die Vorräte zur Zeit bei Heizöl erneut aufgrund
des Frostwetters ab. Die Kälte in Westeuropa führt
ebenfalls zu einem steigenden Verbrauch an Heizöl.
Hausse-Tendenz
-
Wachtumsmarkt
China
Auch in den kommenden Jahren rechnen Marktexperten mit
steigenden Preisen, da der Ölbedarf rasant wachsen wird.
Neue Märkte wie China verursachen eine zusätzliche Verknappung
des Ölangebots. China benötigt für sein beeindruckendes
Wirtschaftswachstum viel Energie, darunter auch Öl.
Zudem wächst im Reich der Mitte der Autoabsatz beträchtlich
und dementsprechend auch der Benzinbedarf. Durch seine
Verschwendung ist China - die mittlerweile sechstgrößte
Wirtschaft der Erde - zum zweitgrößten Ölverbraucher
aufgestiegen. Zudem rechnet die Internationale Energieagentur
(IEA) damit, daß China in diesem Jahr mit dem
Aufbau einer strategischen Ölreserve beginnen wird.
Hausse-Tendenz
-
Gerüchte:
Kürzung oder Aufstockung der Förderquote bei
der OPEC?
Mitte der Woche stiegen die Preise nachdem Gerüchte
in Umfauf kamen, die vor einer anstehenden Kürzung der
OPEC-Förderquote warnten. Dementis aus OPEC-Kreisen
und die aktuelle Versorgungslage haben die Lage inzwischen
wieder leicht beruhigt. Saudi-Arabien signalisiert,
seine Förderung eventuell ausdehnen zu wollen.
Vor allem an den US-Märkten gingen die Preise danach
wieder leicht zurück, doch die Nervosität bleibt,
zumal auch der US-Dollar erneut an Wert verliert.
Hausse-Tendenz
Prognose
Der Markt ist von Nervosität geprägt.
Die Lage im Nahen Osten und die anhaltenden Spekulationen
über einen Ausbau oder eine Einschränkung der
OPEC-Förderquote verunsichern die Marktbeteiligten.
Die knappe internationale Versorgungslage bei Heizöl
und die hohe Nachfrage bei der herrschenden Kältewelle
in den USA und in Westeuropa treiben die Kurse in die Höhe.
Sobald die Kältewelle zu Ende geht
und die ersten "lauen Frühjahrslüfte"
wehen, rechne ich mit einer Trendwende. Nach meiner Einschätzung
dürften dann die Preise wieder deutlich rückläufig
sein, zumal der Hauptverbraucher USA seine Rohöl-,
Diesel- und Benzin-Bestände derzeit kräftig ausbaut.
Längerfristig erwarte ich dennoch
eine Preisentwicklung auf hohen Niveau, da die Weltkonjunktur
und damit die Nachfrage wieder zunehmend in Schwung kommen,
Länder wie China und Indien einen ungebremsten Energiehunger
aufweisen, die natürlichen Erdölreserven auf nur
noch 45 Jahre eingeschätzt werden und die geopolitischen
Konflikte im Nahen Osten und in anderen Teilen der Welt
andauern.
Kurzfristig wird der Ölpreis nach meiner
Einschätzung zwar immer wieder auf dem Rückzug sein,
doch langfristig kann von Entspannung überhaupt keine Rede
sein.