Direkt nach Weihnachten ging es mit den Preisen am Rohölmarkt
wieder aufwärts. Der Gasstreit zwischen Rußland und Ukraine brachte
umfangreiche Spekulationsgeschäfte und steigende Kurse mit sich.
Marktlage
In
den USA hat bitterkaltes Winterwetter zu kräftigen Preissteigerungen bei
Heizöl und entsprechend auch bei Rohöl geführt. Damit stieg der
Preis für die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) für den Februar-Termin
auf 64,32 US-Dollar je Barrel (rund 159 Liter). Analysten schätzen,
daß die Lagerbestände an Heizöl aufgrund des Wintereinbruchs in der
vergangenen Woche um 1,9 Millionen Barrel oder 0,6 % drastisch
gesunken sind.
Die führende Nordseesorte Brent lag gestern
für den Februar-Termin bei knapp 61,68 US-Dollar je Barrel. Umgerechnet in
Euro stieg in dieser Woche der Rohölpreis mit über 33 Euro/100 L
wieder auf den höchsten Stand seit September letzten Jahres.
Auch der sogenannte Korbpreis der wichtigsten Ölsorten der Organization of Petroleum
Exporting Countries (OPEC) ^hat erneut einen Kletterkurs gestartet. Der durchschnittliche
Preis für ein Barrel lag am 04.01.2006 bei 56,38 US-Dollar je Barrel (umgerechnet
29,35 Euro/100 L) und damit 4,19 US-Dollar höher als im Durchschnitt
der Vorwoche.
Tendenziell laufen die verschiedenen Rohöl-Sorten
synchron. Zielsetzung der OPEC ist es, den Korbpreis innerhalb einer Preisspanne
(Grafik: "Preisband") von 22 bis 28 US-$/Barrel zu halten. Bereits seit Anfang
2004 liegt der OPEC-Preis dauerhalt über dieser angestrebten Zielvorgabe. Innerhalb
der OPEC gibt es daher Überlegungen, den Korbpreis anzuheben.
Der
OPEC-Basket umfaßt sieben Rohöl-Sorten einzelner Mitgliedsstaaten: Arab Light
(Saudi-Arabien), Sahara Blend (Algerien), Minas (Indonesien), Fateh (Dubai), Tia
Juana Light (Venezuela), Bonny Light (Nigeria) und Isthmus (Mexiko). Bei Brent
Crude Oil (Brent, gehandelt an der IPE) handelt es sich um Nordseeöl. Obwohl Brent
ein deutlich geringeres Handelsvolumen hat als andere Rohöl-Sorten, gilt es als
weltweit übergeordneter Maßstab am Rohölmarkt. Bei West Texas Intermediate (WTI,
gehandelt an der NYMEX) handelt es sich um die maßgebliche in den USA geförderte
Rohöl-Variante).
Fakten
- Rasanter steigende Nachfrage
- kontinuierlich steigende Preise
Der Gasstreit zwischen Rußland
und Ukraine hat die Energiemärkte in den letzten Tagen stark verunsichert.
Die Androhung Rußland's der Ukraine "den Gashahn zuzudrehen",
hat zu einem starken Anstieg der spekulativen Geschäfte geführt und
damit den aktuellen Preisanstieg ausgelöst. Nach der Einigung zwischen Rußland
und Ukraine über den künftigen Gaspreis bleibt die Preistendenz trotz
leichter Preisrücknahmen dennoch nach oben gerichtet. Der Kälteeinbruch
in den USA und der Abbau der Lagerbestände bietet neues Hausse-Potential.
Zudem hat die OPEC angekündigt, ihre Fördermengen ab März wieder
zu reduzieren. Nähere Informationen werden im Rahmen der nächsten OPEC-Konferenz
Ende Januar erwartet. Trotz des aus Sicht von Euroland billigeren US-Dollars ziehen
die Kurse mit dem nach den Feiertagen wieder lebhafteren Geschäftes weiter
an.
Hausse-Tendenz
Prognose
Die Wetterprognosen gehen davon aus, daß die Kälte in den USA noch
mindestens bis in die kommende Woche anhält. Da bedeutet, daß auch
die Nachfrage nach Heizölin den USA hoch bleiben dürfte. Fazit: Die Energiepreise
in den USA dürften weiter nach oben zeigen.
In der
EU hat der sogenannte Gasstreit zu großer Verunsicherung bezüglich
der Sicherung einer verläßlichen Energieversorgung geführt. Die
Diskussion berührt inzwischen die gesamte Bandbreite der Energieträger:
Inwieweit sind russische Energielieferungen kalkulierbar? Wie lange reichen die
fossilen Reserven bei einer zugleich rasant steigenden weltweiten Nachfrage? Ist
Atomenergie mit Blich auf nur noch 20-60 Jahre begrenzte Uranvorkommen eine
Alternative? In welchem Umfang können erneuerbare Energien den wachsenden
Energieverbrauch auffangen?
Die Verunsicherung dürfte
auch in den kommenden Tagen für hohe und sogar noch steigende Preise sorgen.
Lediglich der schwächere Kurs des US-Dollars bringt derzeit ein Baisse-Potential
in die Preisfindung ein. Da die US-Vorraäte jedoch - im lanfristigen
Trend betrachtet - eher steigen, könnte es sich als richtig erweisen,
Zukäufe bis in die zweite Februar-Hälfte hinauszuzögern.
Für
erneuerbare Energien eröffnen sich jetzt in der politischen, ökonomischen
und gesellschaftlichen Diskussion neue Perspektiven.