Energie: Gasstreit und US-Winter lassen Kurse steigen
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 05.01.2006


Direkt nach Weihnachten ging es mit den Preisen am Rohölmarkt wieder aufwärts. Der Gasstreit zwischen Rußland und Ukraine brachte umfangreiche Spekulationsgeschäfte und steigende Kurse mit sich.

Marktlage
In den USA hat bitterkaltes Winterwetter zu kräftigen Preissteigerungen bei Heizöl und entsprechend auch bei Rohöl geführt. Damit stieg der Preis für die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) für den Februar-Termin auf 64,32 US-Dollar je Barrel (rund 159 Liter). Analysten schätzen, daß die Lagerbestände an Heizöl aufgrund des Wintereinbruchs in der vergangenen Woche um 1,9 Millionen Barrel oder 0,6 % drastisch gesunken sind.

Die führende Nordseesorte Brent lag gestern für den Februar-Termin bei knapp 61,68 US-Dollar je Barrel. Umgerechnet in Euro stieg in dieser Woche der Rohölpreis mit über 33 Euro/100 L wieder auf den höchsten Stand seit September letzten Jahres.

Auch der sogenannte Korbpreis der wichtigsten Ölsorten der Organization of Petroleum Exporting Countries (OPEC) ^hat erneut einen Kletterkurs gestartet. Der durchschnittliche Preis für ein Barrel lag am 04.01.2006 bei 56,38 US-Dollar je Barrel (umgerechnet 29,35 Euro/100 L) und damit 4,19 US-Dollar höher als im Durchschnitt der Vorwoche.

Tendenziell laufen die verschiedenen Rohöl-Sorten synchron. Zielsetzung der OPEC ist es, den Korbpreis innerhalb einer Preisspanne (Grafik: "Preisband") von 22 bis 28 US-$/Barrel zu halten. Bereits seit Anfang 2004 liegt der OPEC-Preis dauerhalt über dieser angestrebten Zielvorgabe. Innerhalb der OPEC gibt es daher Überlegungen, den Korbpreis anzuheben.

Der OPEC-Basket umfaßt sieben Rohöl-Sorten einzelner Mitgliedsstaaten: Arab Light (Saudi-Arabien), Sahara Blend (Algerien), Minas (Indonesien), Fateh (Dubai), Tia Juana Light (Venezuela), Bonny Light (Nigeria) und Isthmus (Mexiko). Bei Brent Crude Oil (Brent, gehandelt an der IPE) handelt es sich um Nordseeöl. Obwohl Brent ein deutlich geringeres Handelsvolumen hat als andere Rohöl-Sorten, gilt es als weltweit übergeordneter Maßstab am Rohölmarkt. Bei West Texas Intermediate (WTI, gehandelt an der NYMEX) handelt es sich um die maßgebliche in den USA geförderte Rohöl-Variante).

 

Fakten

  • Rasanter steigende Nachfrage - kontinuierlich steigende Preise
    Der Gasstreit zwischen Rußland und Ukraine hat die Energiemärkte in den letzten Tagen stark verunsichert. Die Androhung Rußland's der Ukraine "den Gashahn zuzudrehen", hat zu einem starken Anstieg der spekulativen Geschäfte geführt und damit den aktuellen Preisanstieg ausgelöst. Nach der Einigung zwischen Rußland und Ukraine über den künftigen Gaspreis bleibt die Preistendenz trotz leichter Preisrücknahmen dennoch nach oben gerichtet. Der Kälteeinbruch in den USA und der Abbau der Lagerbestände bietet neues Hausse-Potential. Zudem hat die OPEC angekündigt, ihre Fördermengen ab März wieder zu reduzieren. Nähere Informationen werden im Rahmen der nächsten OPEC-Konferenz Ende Januar erwartet. Trotz des aus Sicht von Euroland billigeren US-Dollars ziehen die Kurse mit dem nach den Feiertagen wieder lebhafteren Geschäftes weiter an.
    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Die Wetterprognosen gehen davon aus, daß die Kälte in den USA noch mindestens bis in die kommende Woche anhält. Da bedeutet, daß auch die Nachfrage nach Heizölin den USA hoch bleiben dürfte. Fazit: Die Energiepreise in den USA dürften weiter nach oben zeigen.

In der EU hat der sogenannte Gasstreit zu großer Verunsicherung bezüglich der Sicherung einer verläßlichen Energieversorgung geführt. Die Diskussion berührt inzwischen die gesamte Bandbreite der Energieträger: Inwieweit sind russische Energielieferungen kalkulierbar? Wie lange reichen die fossilen Reserven bei einer zugleich rasant steigenden weltweiten Nachfrage? Ist Atomenergie mit Blich auf nur noch 20-60 Jahre begrenzte Uranvorkommen eine Alternative? In welchem Umfang können erneuerbare Energien den wachsenden Energieverbrauch auffangen?

Die Verunsicherung dürfte auch in den kommenden Tagen für hohe und sogar noch steigende Preise sorgen. Lediglich der schwächere Kurs des US-Dollars bringt derzeit ein Baisse-Potential in die Preisfindung ein. Da die US-Vorraäte jedoch - im lanfristigen Trend betrachtet - eher steigen, könnte es sich als richtig erweisen, Zukäufe bis in die zweite Februar-Hälfte hinauszuzögern.

Für erneuerbare Energien eröffnen sich jetzt in der politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Diskussion neue Perspektiven.

 
 
 

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