"Energie-Krise" trotz wachsender Lagerbestände
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 02.09.2005


Der Hurrikan Katrina hat zu erheblichen Störungen an den internationalen Energiemärkten geführt. Zwar hat sich der Ölpreis in den USA unter 70 Dollar stabilisiert, doch weltweit haben die Treib- und Brennstoffpreise weiter zugelegt.

Marktlage
Der neueste wöchentliche Lagerbestandsbericht des US-Energieministerium vom 31.08.2005 zeigt wie in Vorwochen einen Aufbau der Lagerbestände. Der Bericht hatte jedoch einen entscheidenden Schönheitsfehler: Die Daten bezogen sich auf die Woche vor dem Hurrikan Katrina und sind daher nur sehr bedingt aussagekräftig.

Das wahre Ausmaß der Beschädigungen der Öl-Infrastruktur dürfte sich erst im Bericht der kommenden Woche zeigen. Nach Angaben des "Minerals Management Service", einer Abteilung des US-Innenministeriums, waren am Mittwoch rund 92 % der amerikanischen Ölförderung und 83 % der Erdgasförderung im Golf von Mexiko lahmgelegt. Nach Mitteilung des Amerikanische Erdöl-Institut (API) hat der Hurrikan im Golf von Mexiko mindestens 58 Ölplattformen und Bohrinseln losgerissen. 30 dieser Plattformen und Bohrinseln seien vermißt gemeldet.

Die Situation wird vor allem am US-Markt immer extremer. Mehrere Erdölraffinerien sind ausgefallen und die Benzinversorgung der Autofahrer soll regional zusammengebrochen sein. Die USA haben sich mit der Bitte um Lieferung von Treib- und Brennstoffen an die Weltgemeinschaft gewandt und bei der Internationalen Energieagentur (IEA - 26 Mitgliedstaaten) einen Antrag auf eine teilweise Freigabe der Ölreserven gestellt. Die Bundesregierung ist bereit, einen Teil der nationalen Ölreserve freizugeben.

Seit Wochen kaufen die USA auch in Europa kräftig ein und schrauben damit das Preisniveau weiter in die Höhe. Aus europäischer Sicht wirkt sich zudem der Umstand nachteilig aus, daß der US-Dollar an Wert verliert, während der Euro teurer wird.

 

Nigeria - ein neuer Krisenherd?
Neue Gefahr droht aus dem wichtigen Ölförderland Nigeria, wo ein Generalstreik die Ölförderung lahmzulegen droht. Mit dem Arbeitskampf will eine Gewerkschaft gegen die von der Regierung angekündigten Benzinpreis-Erhöhungen protestieren.

 

Prognose
Eine Entspannung bei Ölprodukten wie auch am Markt für Heiz- und Treibstoffe ist nach meiner Einschätzung nicht in Sicht. Selbst eine (kurzfristig nicht realisierbare) Ausweitung der Erdöl-Förderkapazitäten oder eine Freigabe aus den Reservebeständen der einzelnen Nationen dürfte kaum Wirkung haben, da die internationalen Raffineriekapazitäten voll ausgelastet sind.

Das volle Ausmaß der Hurrikan-Schäden wird wahrscheinlich erst Ende nächster Woche feststehen. Die Instandsetzung der Ölplattformen, Pipelines, Raffinerien usw. im Katastrophengebiet hat gerade erst begonnen.

Ich bleibe daher bei meiner Einschätzung vom 25.08.2005: "...  dürften die Kurse auch in den kommenden Wochen bis in den Herbst hinein ihre Hausse-Tendenz fortsetzen. ...". Die Diesel- und Heizöl-Tanks zu füllen, dürfte das Portemonnaie erheblich belasten. Es könnte sich als richtig herausstellen, zunächst nur den unmittelbaren, drängenden Bedarf nachzutanken und - sobald die derzeitige "Panik" abklingt - die zu erwartende Preisrückgänge für Zukäufe zu nutzen.

 
 
 

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