Der Preis für Rohöl zieht nach der Schwächephase der letzten
Woche wieder spürbar an. Werden Treib- und Brennstoffe folgen?
Marktlage
Der Ölpreis zieht wieder kräftig an, nachdem Analysten ihre Preiserwartungen
angehoben haben. Die Notierungen der Rohöl-Leitsorte Brent (Nordsee-Öl)
zogen auch am Wochenanfang weiter leicht an. Der Januar-Termin wurde
zuletzt mit 45,42 Dollar je Barrel (rund 159 Liter) notiert.
Das Rekordhoch von Ende Oktober betrug 51,25 Dollar.
Das in New York gehandelte Öl der Sorte West Texas Intermediate
(WTI) sprang zeitweise wieder über die Marke von 50 Dollar
je Barrel, nachdem am Vortag der Dezmber-Termin noch mit 49,80 Dollar
festgestezt wurde. Das Rekordhoch von Ende Oktober betrug 55,67
Dollar.
Für den 26.11.2004 wurde von der Organisation Erdöl exportierender
Länder (OPEC) der sogenannte Korbpreis auf 38,89 US-Dollar
pro Barrel (159 Liter) festgelegt, das waren 1,27 US-Dollar
mehr als am vorangegangenen Freitag.
Der sogenannte Korbpreis (Basket-Preis) der Organization of Petroleum
Exporting Countries (OPEC) lag zuletzt mit 38,89 US-Dollar/Barrel
(umgerechnet 18,48 Euro/100 L) trotz des Preisrückgangs
der letzten Woche noch deutlich über dem sogenannten Korbpreis.
Zielsetzung der OPEC ist es, den Korbpreis innerhalb einer Preisspanne
(Grafik: "Preisband") von 22 bis 28 US-$/Barrel zu halten. Bereits
seit Anfang 2004 liegt der OPEC-Preis dauerhalt über dieser
angestrebten Zielvorgabe. Der OPEC-Basket umfaßt sieben Rohöl-Sorten:
Arab Light (Saudi-Arabien), Sahara Blend (Algerien), Minas (Indonesien),
Fateh (Dubai), Tia Juana Light (Venezuela), Bonny Light (Nigeria)
und Isthmus (Mexiko).
Fakten
- OPEC erwartet rückläufige Nachfrage ab Mitte 2005
Die Fördermengen bei Rohöl übersteigen derzeit
den realen Weltweiten Bedarf um lediglich 1 %. Die OPEC erwartet
- so eine jüngst veröffentlichte Studie -
ab Mitte 2005 einen deutlichen Rückgang der Nachfrage
und infoge auch rückläufige Preise. Daher wird innerhalb
der OPEC derzeit auch eine Reduzierung der Förderquoten diskutiert.
Vor allem Iran und Venezuela fordern, auf den jüngsten Preisverfall
am Ölmarkt zu reagieren. Dies dürfte daher ein wichtiger
Tagesordnungspunkt anläßlich der nächsten OPEC-Konferenz
am 10.12.2004 sein.
Tatsächlich haben sich die Erlöse der OPEC-Länder in den letzten
Wochen stark verringert, wenn man sie anhand des Korbes von sieben
Ölsorten errechnet und dabei auch noch die Abwertung des amerikanischen
Dollar gegenüber dem Euro berücksichtigt. Es bleibt jedoch zu
beachten, daß in diesem Korb Ölsorten enthalten sind, deren Schwefelgehalt
zum Teil erheblich über dem von der Sorten WTI und Brent liegt.
Baisse-Signal
- US-Ölbstände erholen sich
Die US-Ölbestandszahlen der Vorwoche zeigten deutliche Zuwächse.
Dennoch liegen die US-Heizölbestände noch immer 14 % unter
dem Vorjahresniveau und werden als kritisch beurteilt. Sobald
die winterlichen Temperaturen weiter absinken ist mit einer
stärkeren Nachfrage und anziehenden Preisen in den USA
und damit insgesamt auf der Nordhalbkugel zu rechnen.
Hausse-Signal während der Wintermonate
Prognose
Die internationalen Analysehäuser gehen vorerst - abweiched
von der Meinung der OPEC und der IEA - von leicht anziehenden
Preisen aus. Der Markt scheint größtenteils von einer
Hausse-Stimmung auszugehen. Daher ist zu erwarten, daß vor
allem die weitere Entwicklung der US-Heizölbestände für die
Entwicklung der Treib- und Brennstoffpreise in der EU richtungsweisend
sein wird. Mit dem Einsetzten längerandauernder Frostperoden
in den USA und in Europa sind nach meiner Einschätzung erneute
Preissteigerungen an unserem Markt zu erwarten.