Energie: Frost-Vorhersage in den USA
läßt Rohöl-Preise steigen
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 20.12.2004


Steigende Rohöl-Preise - steigende Treib-/Brennstoffpreise - Kleinwasserzuschläge auf den Binnenwasserstraßen - Maut-Gebühren. Jetzt die Tanks auffüllen oder abwarten?

Marktlage
Befürchtungen über ansteigende Spannungen im Nahen Osten und Eisstürme im Nordosten der USA ließen die Ölpreise am 17.12.2004 kräftig steigen. Für ein Barrel der Nordsee-Ölsorte Brent mußten in London am 17.12.2004 rund 1 Dollar je Barrel (159 Liter) mehr gezahlt werden als am Vortag. Auch die in New York gehandelte US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) lag für den Front-Termin rund 0,90 Dollar über der Vortagsnotierung.

Ganz offensichtlich hat die OPEC – die Organisation Erdöl produzierender Länder – ihre Möglichkeiten verloren, durch Produktionssteuerung und Korbpreis-Orientierung auf die Preisentwicklung nachhalting einwirken zu können. Für den 16.12.2004 wurde von der OPEC der sogenannte Korbpreis auf 36,84 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) festgelegt, das waren 2,92 US-Dollar mehr als am vorangegangenen Freitag.

Der sogenannte Korbpreis (Basket-Preis) der Organization of Petroleum Exporting Countries (OPEC) lag zuletzt mit 36,84 US-Dollar/Barrel (umgerechnet 17,29 Euro/100 L) trotz des Preisrückgangs der letzten Wochen noch deutlich über dem sogenannten Korbpreis. Zielsetzung der OPEC ist es, den Korbpreis innerhalb einer Preisspanne (Grafik: "Preisband") von 22 bis 28 US-$/Barrel zu halten. Bereits seit Anfang 2004 liegt der OPEC-Preis dauerhalt über dieser angestrebten Zielvorgabe. Innerhalb der OPEC gibt es daher Überlegungen, den Korbpreis auf durchschnittlich 30 US-$/Barrel anzugeben.

Der OPEC-Basket umfaßt sieben Rohöl-Sorten: Arab Light (Saudi-Arabien), Sahara Blend (Algerien), Minas (Indonesien), Fateh (Dubai), Tia Juana Light (Venezuela), Bonny Light (Nigeria) und Isthmus (Mexiko).

Fakten

  • Geopolitische Entwicklungen bestimmen Preise
    Der Rohölpreis hat sich innerhalb von etwa dreieinhalb Jahren fast verdreifacht. 2001 kostete ein Barrel Rohöl noch rund 20 US-Dollar – Im Oktober war der Preis an der New Yorker Terminbörse zeitweise bis auf 56 Dollar gestiegen. In der letzten Zeit wird immer deutlicher, daß vor allem die geopolitischen Entwicklungen (Naher Osten, Rußland, Afrika usw.) mit ihren erwarteten Auswirkungen auf die globale Energieversorgung zu einem marktbestimmenden Faktor geworden sind.
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  • Beschleunigter Rückgang der fossilen Energiereserven
    Die Zeitung Handelsblatt berichtet, daß der "Reserve-Life-Index" – dieser Index reflektiert die Lebensdauer der vorhandenen Ölreserven – von 271 Jahren im Jahr 1960 über 119 Jahre im Jahr 1979 auf nur noch 45 Jahre im Jahr 2003 gefallen ist. Dies stützt die These eines sich beschleunigenden Rückgangs von Energiereserven fossilen Ursprungs. Dieser Trend ist aus heutiger Sicht nicht umkehrbar."
    Hausse-Signal

  • Weltweit steigender Energiebedarf
    Der wirtschaftliche Aufschwung unter anderem in Indien und China hat zu einem enormen Energiehunger geführt, der derzeit vorrangig von der Industrie ausgeht. Mittelfristig ist jedoch mit einem größeren Wohlstand der Bevölkerung zu rechnen, deren Wunsch es ist, das Fahrrad mit dem Automobil zu tauschen.
    Hausse-Signal

  • OPEC erwartet rückläufige Preise
    Die OPEC befürchtet, daß sich angesichts eines Rohöl-Überangebotes Lagerbestände aufbauen könnten. Sie rechnet für den Jahresbeginn 2005 mit niedrigeren Ölpreisen. Daher hat die OPEC am 10.12.2004 beschlossen, zu ihrer offiziellen Förderquote von 27 Millionen Barrel täglich zurückzukehren. Mit Wirkung zum 1. Januar 2005 ist damit eine Kürzung der Erdölförderung um 1 Million Barrel pro Tag angekündigt. Das nächste OPEC-Treffen findet am 30.01.2005 in wien statt.
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Prognose
Spekulationen prägen die Energiemärkte inzwischen immer stärker. Die aktuelle Nachrichtenlage (Naher Osten, Rußland ...) steuert derzeit die Kursentwicklung stärker als die Daten zu Förderung, Produktion, Lagerbestand und Verbrauch.

Der Markt scheint größtenteils von einer Hausse-Stimmung auszugehen. Die großen Mineralölkonzerne warnen vor weiter steigenden Preisen bei Dieselkraftstoff in den nächsten Monaten. Nach den Einschätzungen des American Petroleum Institutes (API) und des US-Department of Energy (DOE) waren die US-Ölbestände zuletzt wieder leicht rückläufig bzw. unverändert. Etliche internationalen Analysehäuser gehen von weiter anziehenden Preisen aus.

Von dieser Markteinschätzung abweichend dürften die internationalen Preise nach Meinung der OPEC mittelfristig eher rückläufig sein. Auch viele Marktbeteiligte halten das derzeitige Preisniveau inzwischen für deutlich überzogen.

Nach meiner Einschätzung dürfte vor allem die weitere Entwicklung der US-Bestände für die Preisentwicklung richtungsweisend sein. Damit dürften die US-Wettervorhersagen in den kommenden Tagen den Preistrend bestimmen. Derzeit wird eine Kältewelle für den Norden der USA erwartet, die länger anhalten soll. Auch in Deutschland lassen die frostigen Temperaturen und die jüngste Preisentwicklung die Nachfrage und infolge die Preise ansteigen.

Ab Mitte Februar ist abschätzbar, wie hoch der Restbedarf für den zu Ende gehenden Winter ist und wie hoch die Restbestände sind. Erfahrungsgemäß geraten die Preise dann unter Preisdruck. Es könnte daher richtig sein, Zukäufe - sofern dies möglich ist - auf Ende Februar/Anfang März hinauszuschieben.

 
 
 
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