Weizen: Endspurt in die Winterpause
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 05.12.2005


Wenige Wochen vor Weihnachten hat der Markt nochmals mit lebhafter Nachfrage durch Verarbeiter und Exporteure für einen Preisanstieg bei Weizen gesorgt. Überdurchschnittliche Qualitäten sind EU-weit gesucht und erzielen Aufschläge.

Marktlage
Die gute Nachfrage der Verarbeiter ließ die Weizenpreise für Standard-Brotweizen und Aufmisch-Qualitäten zuletzt nochmals ansteigen. Eine umfangreichere Nachfrage aus den Niederlanden nach Futterweizen zur Januar-Lieferung bringt jetzt auch Bewegung und höhere Preise in den Futtergetreidemarkt. Partien mit Qualitätsmängeln bleiben dagegen weitgehend unbeachtet, so daß die Preise schwach bleiben. Damit bestätigt sich die Erwartung der Prognose vom 03.11.2005.

Noch immer herrscht auf den Binnenwasserstraßen Niedrigwasser und LKW-Laderaum ist folglich knapp und teuer. Daher belebt sich auch der regionale Handel. Das Exportgeschäft läuft seit Wochen deutlich flotter, so daß in den Seehafen-nahen Regionen nur mit zusätzlichen Preisaufschlägen zusätzliche Ware mobilisiert werden kann. Mit Exporterstattungen, die die EU-Kommission zuletzt unverändert bei 5 Euro/t belassen hat, und etwas höheren Weltmarktpreisen fließt die Ware leichter in Drittländer ab.

Auf Großhandelsebene notierte Brotweizen an der Produktenbörse Hamburg zur prompten Lieferung zuletzt bei 109,00 Euro/t netto franko - 1 Euro höher als in der Vorwoche, Futterweizen mit 105,00 Euro/t - enefalls 1 Euro höher als in der Vorwoche. An der Produktenbörse Mannheim wurde Eliteweizen mit 128-130 Euro/t, Aufmischweizen franko Mühle mit 113-115 Euro/t, Brotweizen mit 105-107 Euro/t und Futterweizen mit 90-92 Euro/t netto franko unverändert zur Vorwoche notiert. An der Produktenbörse Frankfurt lag Eliteweizen bei 130 Euro/t, Aufmischweizen bei 114-118 Euro/t, Brotweizen bei 104-109 Euro/t und Futterweizen bei 95-98 Euro/t netto franko - und damit über den Vorwochenpreisen.

Anders als an den Kassa-Märkten kündigt sich an den Warenterminmärkten bereits die "Winterpause" an. An den europäischen Warenterminbörsen konnten sich die Kurse für den Handel mit besseren Qualitäten trotz umfangreicherer Umsätze nicht halten, lediglich Futterweizen-Kontrakte notierten etwas höher.

An der WTB-Hannover notierte der Dezember-Termin für Weizen mit mindestens 11,5 % Protein mit zuletzt 110 Euro/t sogar 50 Cent unter dem Durchschnitt der Vorwoche. An der MATIF/Paris wurden die Kurse für Mahlweizen für den Termin November  2005 mit zuletzt 109 Euro/t rund 90 Cent/t unter dem Durchnschnittskurs der Vorwoche festgesetzt. Spätere Termine mußten ebenfalls Kursverluste in Kauf nehmen. Futterweizen an der LIFFE/London konnte dagegen mit zuletzt 102,96 Euro/t um 15 Cent über dem Durchschnittspreis der Vorwoche notieren.

Auf internationaler Ebene ließen Prognosen, daß die weltweite Getreidenachfrage in den kommenden Jahren stärker steigen wird als das Angebot, die Kurse am Weltmarkt ansteigen und bescherten auch den Backqualitäten am heimischen Markt ein leichtes Preis-Plus.

Hintergrund sind Schätzungen, nach denen einer Welt-Produktionserwartung von 611 Mio.t (Vj.: 623) ein internationaler Verbrauch von 616 Mio.t (Vj.: 613) gegenübersteht. Das rechnerische Versorgungsdefizit beläuft sich folglich auf 5 Mio.t.

 

Fakten

  • Weltmarkt: Hoher Verbrauch läßt Endbestände schrumpfen
    Der Internationale Getreiderat (IGC) hat am 24.11.2005 seine Prognose des internationalen Weizen-Verbrauchs 2005/06 mit 616 Mio.t auf dem erwarteten hohen Niveau des Vormonates belassen. Damit würde der Verbrauch 3 Mio.t über dem Vorjahresverbauch liegen und infolge die Welt-Weizenproduktion um rund 5 Mio.t übersteigen. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) setzte in seiner November-Prognose vom 10.11.2005 die Produktionserwartungen mit knapp 611 Mio.t rund 3 Mio.t höher als im Oktober an - der Verbrauch wird auf rund 620 Mio.t geschätzt. Das rechnerische Produktionsdefizit liegt damit bei rund 9,5 Mio.t.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Welt
    Welt
    Haupt- exporteure
    1999/00
    585
    582
    202
    52
    2000/01
    582
    584
    201
    53
    2001/02
    581
    586
    198
    50
    2002/03
    566
    600
    165
    43
    2003/04
    555
    593
    127
    40
    2004/05
    623
    613
    137
    53
    2005/06 Prognose vom:

    28.09.2005

    609
    615
    132
    49

    27.10.2005

    609
    616
    130
    46
    24.11.2005
    611
    616
    131
    47
    Hauptexporteure: Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
    Quelle: IGC

    Der weltweite Verbrauch steigt infolge der wachsenden Weltbevölkerung weiter. Die erwarteten Endbestände reichen für einen Zeitraum von 2,5 Monaten aus. Für die kommenden Jahre wird damit gerechnet, daß die Nachfrage schneller steigen wird als die Produktion.
    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Zwei Hausse-Faktoren prägen derzeit den Markt:

Die stetige Nachfrage nach Standard- bzw. überdurchschnittlichen Qualitäten bei Back- und Aufmischweizen.

Die sinkenden weltweiten Endbestände infolge des wachsenden Verbrauchs.

Jetzt - wenige Wochen vor Weihnachten - werden die letzten Geschäfte zur Versorgung der Verarbeiter und Belieferung der Exporteure bis in den Januar hinein abgeschlossen. Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften sich die Märkte bereits in den kommenden Woche allmählich in die "Winterpause" verabschieden.

Die Erfahrung der vergangenen Jahre lehrt, daß die Märkte erst Mitte Januar langsam wieder "aufwachen". Das "Februar-Tief" am internationalen Markt läßt in den ersten zwei Monaten des Jahres häufig keine freudige Stimmung und infolge oftmals schächere Preise aufkommen.

Die Ausprägung dieses "Februar-Tiefs" wird darüber entscheiden, wie flott der Export von EU-Weizen in Drittländer laufen wird. Bei weiterhin zügigem Export ist mit einer spürbaren Verknappung von hochwertigen Weizenqualitäten in der gesamten EU zu rechnen. Während schlechtere und mangelhafte Partien nach meiner Einschätzung auch im kommenden Jahr wenig Preisspielraum nach oben habnen dürften, rechne ich für hochwertige Qualitäten mit einem dauerhaft hohen bzw. weiter anziehenden Preisniveau.

 
 
 
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