Weizen: Preisbasis stellt NaWaRo-Weizen
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 05.08.2005


Im Gefolge der steigenden Rohöl- und Energiepreisen gibt es keine Produktionsüberschüsse auf dem Acker mehr. Erntemengen, die nicht in die menschliche Ernährung oder in den Futtertrog wandern, finden in der energetischen Verwertung Absatz ... und eine Preisuntergrenze.

Marktlage
Getreideberge, Kartoffelüberschüsse oder nicht absetzbare Ölsaaten-Rekordernten dürften in Kürze der Vergangenheit angehören. Die energetische Verwertung von organischer Substanz, die sich in Energie oder Energieträger umsetzen läßt, steckt zwar in weiten Bereichen noch in den Kinderschuhen, doch sie boomt.

Damit entwickelt sich am unteren Ende der Preisskala für Feldfrüchte ein NaWaRo-Segment, daß den unteren Preisbereich für das jeweilige Anbauprodukt darstellt. Häufig bietet die Verarbeitungsindustrie Termingeschäfte und Kontrakte an, um ihren Rohstoffbedarf zu sichern.

Seit Jahren Bekannt ist der Anbau von NaWaRo-Raps.

Neu ist der Anbau von Getreide zur Ethanolherstellung in Deutschland. So bietet die Südzucker Bioethanol GmbH, Ochsenfurt derzeit ein- oder zweijährige Anbauverträge für Weizen zur Bioethanolherstellung an. Südzucker bietet für einjährige Verträge 80 Euro/t ex Ernte, bei zweijährigen Verträgen einen Zuschlag von mindestens 2,50 Euro/t sowie je nach Parität mögliche Zuschläge.

Fakten

  • Welt-Weizenernte niedriger als der Verbrauch
    Die weltweite Weizenproduktion 2005/06 soll rund 5 Mio t kleiner ausfallen als der weltweite Verbrauch. Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) rechnet in seiner aktuellen Prognose mit einer Erntemenge von knapp 613 Mio. t (Vj: 625). Der Verbrauch soll dagegen bei rund 618 Mio. t Weizen liegen, so daß die weltweiten Reserven in der kommenden Saison um rund 5 Mio. t schrumpfen könnten.

    Auch der Internationale Getreiderat (IGC) geht in seiner neuesten Prognose vom 28.07.2005 für 2005/06 mit 608 Mio.t von einer kleineren Welternte als im Vorjahr (624 Mio.t) aus. Der Verbrauch soll mit 613 Mio.t auf dem Vorjahresniveau verharren. Resultat: Die Endbestände schrumpfen wieder um 5 Mio.t auf 133 Mio.t.


    Hausse-Tendenz

 

  • EU-25: Dürre in Südeuropa läßt die Weizenernte schrumpfen
    Für die EU-25 rechnet die EU-Kommission damit, daß die Ertragseinbußen bei Weichweizen bei -5,2 % gegenüber 2004 (124,4 Mio.t) liegen. Damit läge die EU-Produktion jedoch noch immer ca. 5 % über dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre.

 

  • Polen: Kleinere Ernte
    In Polen wird nach Angaben der nationalen Statistikbehörde eine Winterweizenernte in Höhe von 7,8 Mio.t erwartet, das wären 8 % weniger als mit der Rekordernte 2004 eingebracht werden konnte. Dagegen rechnet man bei Sommerweizen mit einer höheren Ernte als im Vorjahr: Die Produktion könnte sich um 9 % auf 1,6 Mio.t erhöhen.

 

Prognose
Eine niedrigere EU-Ernte und infolge ein Abbau der Bestände läßt Hoffnungen auf bessere Preise keimen. Sollte die unbeständige Wetterlage anhalten und die Fallzahlprobleme zunehmen, ist zu erwarten, daß hochwertige Qualitäten deutlich anziehen könnten. Bei schwachen Qualitäten, die nur noch über den Futtertrag oder die energetische Verwertung Absatz finden können, könnte der Preis einbrechen und damit auch das Preisniveau anderer Futtergetreide nach unten ziehen. Abzuwarten bleibt, wie sich Witterung und Weizenqualität entwickeln werden.

Für wirklich durchschlagende Preisimpulse ist aus heutiger Sicht eine starke Belebung des Exportgeschäftes erforderlich. Doch die Konkurrenz am internationalen Weizenmarkt dürfte auch in der Saison 2005/06 - trotz einer günstigeren Euro-Dollar-Parität - schwierig bleiben. Fazit: Nach meiner Einschätzung sind in den kommenden Wochen bessere Preise, jedoch kein Gipfelsturm der Kurse in Aussicht.

 
 
 
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