Weizen: Preisargument "Qualität"
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 08.09.2005


Probleme mit Fallzahlen, Kleberqualität und Hektolitergewicht lassen sonnige Preisaussichten für gute bachfähige Qualitäten - insbesondere für E- und A-Weizen - erwarten.

Marktlage
Die Weizenernte 2005 wurde je nach Schätzung mit 23,5 bis 24 Mio.t beendet (Vorjahr 25,4 Mio.t). Bereits jetzt ist absehbar, daß die Qualitätsmängel vieler Partien (Fallzahl, Kleber, Hektolitergewicht) für anziehende Preise bei A-Aufmischweizen und E-Eliteweizen sorgen. Damit bestätigt sich die Prognose vom 05.08.2005: "... Sollte die unbeständige Wetterlage anhalten und die Fallzahlprobleme zunehmen, ist zu erwarten, daß hochwertige Qualitäten deutlich anziehen könnten. Bei schwachen Qualitäten, die nur noch über den Futtertrag oder die energetische Verwertung Absatz finden können, könnte der Preis einbrechen und damit auch das Preisniveau anderer Futtergetreide nach unten ziehen. ...".

Leichte Preisverbesserungen erzielte auch B-Brotweizen, während das hohe Angebot an C-Futterweizen zu deutlichen Preisabschlägen führte.

Hinter der Preisentwicklung steht jedoch ein nur geringes Handelsvolumen. Handel und Verarbeiter sind derzeit noch dabei, sich einen Überblick über die tatsächlichen Qualitäten der eingelagerten Ware zu machen. Unbestritten ist jedoch, daß die Versorgung aus der deutschen Ernte mit guten backfähigen Qualitäten knapp werden dürfte.

Produzenten und Handel warten die weitere Preisentwicklung ab. Vorrangig werden daher schwache oder mangelhafte Ware an den Markt gebracht. Mühlen und andere Verarbeiter sind jedoch primär an höherwertigen Partien interessiert. Die Folge: E- und A-Ware verzeichnet kräftige Preisaufschläge, Brotweizen notiert etwas stabiler und Futterweizen muß deutliche Preisabschläge in Kauf nehmen..

Auf Großhandelsebene notierte Brotweizen an der Produktenbörse Hamburg zur prompten Lieferung zuletzt bei 106,00 Euro/t netto franko, Futterweizen mit 102,00 Euro/t. An der Produktenbörse Mannheim wurde Eliteweizen mit 125-127 Euro/t, Aufmischweizen franko Mühle mit 112-115 Euro/t, Brotweizen mit 103-105 Euro/t und Futterweizen mit 88-90 Euro/t netto franko notiert. An der Produktenbörse Frankfurt lag Aufmischweizen bei 110-114 Euro/t, Brotweizen bei 100-104Euro/t und Futterweizen bei 88-90 Euro/t netto franko.

Die Stimmung an den Kassa-Märkten spiegel sich auch an den Warenterminmärkten wider. An den europäischen Warenterminbörsen konnten sich die Kurse für den Handel mit besseren Qualitäten leicht anziehen, während Futterweizen-Kontrakte unter Druck gerieten. An der WTB-Hannover notierte der Dezember-Termin für Weizen mit mindestens 11,5 % Protein mit zuletzt 109,00 Euro/t unverändert zum Durchschnitt der Vorwoche.

An der MATIF/Paris wurden die Kurse für Mahlweizen für den Termin September  2005 mit zuletzt 106,50 Euro/t rund 0,80 Euro/t über dem Durchnschnittskurs der Vorwoche festgesetzt. Nicht nur der Fronttermin, sondern auch die späteren Termine für die Ernte 2005 konnten Kursgewinne verbuchen.

 

Fakten

  • Preise seit Jahren rückläufig
    Seit Jahren sind die Weizenpreise tendenziell rückläufig. Betrachtet man den langjährigen Verlauf der Preisentwicklung, wird der starke Preisdruck deutlich, dem Weizen aller Qualitäten seit Jahren unterliegt. Lediglich das Dürrejahr 2003 bescherte über einige Monate "Traumpreise". Mit der Rekordernte 2004 beschleinigte sich der Absturz der Erzeugerpreise danach wieder. Der Start in die Saison 2005/06 fand abermals zu niedriger angesetzten Erzeugerpreisen statt.


    Baisse-Tendenz

 

  • Weizen-Interventionsbestände auf Rekordhöhe
    Die Interventionsbestände in Deutschland und in der EU liegen nach der Rekordernte 2004/05 wieder auf sehr hohem Niveau. Die Weizen-Interventionsbestände haben neue Rekordhöhen erreicht und müssen aus der Intervention wieder verkauft werden. Die hohen Bestände begrenzen folglich die Preisphantasien für Standard-Backqualitäten.

     

    Baisse-Tendenz

 

  • Welt-Weizenernte 2005/06 nochmals erhöht
    Erneut hat der Internationale Getreiderat (IGC) am 24.08.2005 seine Prognose der internationalen Weizenproduktion 2004/05 nach oben korrigiert. Sie soll jetzt nochmals um 2 Mio.t höher ausfallen als noch im Juli erwartet. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) setzte in seiner August-Prognose vom 12.08.2005 die Produktionserwartungen mit knapp 610 Mio.t dagegen rund 2 Mio.t niedriger als im Juli an.

    Nach diesen Prognosen würde die globale Weizenproduktion um rund 2 % (13 bzw. 14 Mio.t) unter der Vorjahresernte liegen.

    Vertraut man der neuen Schätzungen des IGC würde die weltweite Weizenernte 2005/06 den prognostizierten Verbrauch von 613 Mio.t um rund 3 Mio.t unterscheiten. Damit liegt die Produktion erneut den weltweiten Verbrauch, so daß es zu einem Bestandsabbau kommt. Nicht nur weltweit, sondern auch bei den Hauptexporteuren wird jetzt ein Bestandsabbau erwartet.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Welt
    Welt
    Haupt- exporteure
    1999/00
    585
    582
    202
    52
    2000/01
    582
    584
    201
    53
    2001/02
    581
    586
    198
    50
    2002/03
    566
    600
    165
    43
    2003/04
    555
    593
    127
    40
    2004/05
    623
    613
    137
    53
    2005/06 Prognose vom:

    25.05.2005

    604
    607
    132
    52

    29.06.2005

    604
    608
    133
    52
    27.07.2005
    608
    613
    133
    52
    24.08.2005
    610
    613
    134
    51
    Hauptexporteure: Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
    Quelle: IGC

    Der weltweite Verbrauch bleibt nach wie vor auf einem hohen Niveau. Die erwarteten Endbestände reichen jetzt wieder für einen Zeitraum von 2,5 Monaten aus. Das Wachstum der Weltbevölkerung läßt auch in den nächsten Jahren einen steigenden Verbrauch erwarten.

      Hausse-Signal

 

  • EU-Weizen-Export
    Der Export in Drittländer ist noch nicht richtig in Schwung gekommen. Der im Verhältnis zum US-Dollar sehr feste Kurs des Euro belastet den Export. Zudem hat sich der Wettbewerb am Weltmarkt durch preisatraktive Offerten anderer Anbauregionen verschärft. Dennoch beließ die EU die Ausfuhrerstattung für Freimarktware unverändert bei 4 Euro/t. Wie man hört, soll am hiesigen Markt russischer Weizen franko Mühle gegen Kaution zu 100 Euro/t angeboten worden sein.
    Hausse-Signal

 

Prognose
Die Preisaussichten in der Vermarktungssaison 2005/06 haben sich die für gute backfähige Qualitäten erheblich besser entwickelt, als zu Beginn der Ernte erwartet. Vor allem für E- und A-Qualitäten sind auch in den kommenden Wochen Aufschläge zu erwarten. B-Weizen dürfte einen festen Preisverlauf ansteuern. Probleme am Markt hat vor allem Futterweizen, der aufgrund des hohen Angebotes in Deutschland auf Exporte in andere EU-Länder wie auch in Drittländer angewiesen ist.

Bis Ende des Monats sind die Mühlen und Futtermittelwerke noch aus der Ernte heraus versorgt. Für spätere Termine dürfte der Anschlußbedarf bereits gegen Ende September durch eine stärkere Nachfrage spürbar werden und - nach meiner Einschätzung - für weitere Preisaufschläge sorgen. Da auch europaweit Aufmischqualitäten gesucht sind, sollten gute backfähige Qualitäten in den Lägern vorerst die weitere Preisentwicklung abwarten.

Verkäufer sichern derzeit ihre Geschäfte mit den Verarbeitern häufig durch Vorab-Analysen ab, da die Ware beim Handel häuig erst aufbereitet werden muß. Mit Blick auf die teueren Frachtkosten (Treibstoff, Maut) und die Qualitätsdefizite (FZ, Kleber, HL) sollten Verkäufe sorgfältig vorbereitet (Aufbereitung, Analysen) und durch Rückstellmuster abgesichert werden.

 
 
 
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