Weizen: Rekordproduktion 2004/05 läßt
den Preisen keine Chance
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 09.04.2005


Noch immer liegen unverkaufte Weizenberge in den Lägern der Produzenten und Händler. Träge plätschern die Geschäfte dahin und die Preise zeigen sich weitgehend bewegungslos.

Marktlage

Die zaghafen Ansätze einer Marktbelebung und leichter Preisaufschwünge sind verpufft, noch bevor der Trend am Markt richtig Fuß fassen konnte. Die Verarbeiter zeigen sich insgesamt gut versorgt und sind nur mit einer bescheidenen Nachfrage am Markt aktiv. Frustriert wenden sich immer mehr Verkäufer der Intervention zu.

Hinzu kommt, daß die rückläufige Kursentwicklung an den europäischen Warenterminbörsen die Stimmung zusätzlich getrübt hat. Nachdem Regenfälle in den letzten Tagen die Befürchtungen einer Trockenheit in Südwestfrankreich hinweggeschwemmt haben, sind die Preise für 2004er und 2005er Weizen an den EU-Warenterminmärkten regelrecht abgestürzt. Die leicht nach oben korrigierten weltweiten Produktionszahlen für 2004/05 haben auch an den internationalen Märkten die Kurse unter Druck gebracht.

Nachdem sich die Hoffnungen auf anziehende Preise zerschlagen haben, bieten Produzenten und Handel vermehrt alterntige Ware an, so daß der gesamte europäische Markt durch das größere Angebot zusätzlich negativ beeinflußt wird.

Der niedrige Dollarkurs hat zwar in der laufenden Vermarktungssaison zu höheren Weizen-Exporten geführt. Das Exportvolumen reichte bisher jedoch nicht für eine durchschlagende Entlastung des E(U-Weizenmarktes aus.

An unseren heimischen Kassa-Märkten können sich die Weizenpreise letztendlich nur behaupten. Der Handel kalkuliert seine Zukaufpreise auf Basis des Interverntionspreises. Die hohen Weizenberge auf denen viele Erzeuger und Händler noch immer sitzen bieten den Verarbeitern eine äußerst komfortable Lage für preisgünstige Zukäufe.

 

Seit dem Absturz der Weizenpreise kurz vor dem Erntebeginn 2004 treten die Kurse beinahe auf der Stelle. Die seitdem erfolgten Preisanhebungen bleiben marginal - egal ob es sich um Erzeuger-, Großhandels- oder Warenterminkurse handelt.

Auf Großhandelsebene notierte Brotweizen an der Produktenbörse Hamburg zur prompten Lieferung zuletzt bei 106,00 Euro/t netto franko. An der Produktenbörse Mannheim wurde der Brotweizen-Preis mit 102-103 Euro/t notiert. An der Produktenbörse Frankfurt lag Brotweizen beinahe unverändert bei 99-101 Euro/t.

Die schlechte Stimmung an den Kassa-Märkten macht sich auch an den Warenterminmärkten bemerkbar. An den europäischen Warenterminbörsen konnten sich die Kurse in den letzten Tagen wieder leicht stabilisieren. An der WTB-Hannover notierte der Mai-Termin mit zuletzt 104,50 Euro/t unverändert zum Durchschnitt der Vorwoche. An der MATIF/Paris wurden die Kurse für den Termin Mai 2005 mit zuletzt 101,00 Euro/t rund 2,60 Euro/t unter dem Durchnschnittskurs der Vorwoche festgesetzt.

Nicht nur der Fronttermin, sondern auch die späteren Termine für die Ernte 2005 sind in den letzten Monaten und Wochen weiter abgestürzt.

 

 

Fakten

  • Interventionsbestände wachsen weiter
    Die Interventionsbestände in Deutschland und in der EU schellen nach den geringen Einlagerungsmengen des Vorjahres wieder stark an. Der Export in Drittländer ist unter anderem aufgrund des ungünstigen Dollar-Euro-Umrechnungsverhältnisses zu gering, um den deutschen und EU-Markt ausreichend zu entlasten.

     

    Baisse-Tendenz

 

  • Export-Erstattungen reduziert
    Der zuständige EU-Verwaltungsausschuß hat den Beihilfesatz für den Export von Weizen in Drittländer am 31.03.2005 von bisher 10 Euro/t auf nur noch 3,9 Euro/t abgesenkt. Erst am 03.03.2005 hatte die EU-Kommission die Exporterstattungen um 2 Euro auf 10 Euro/t angehoben.Begründet wurde die Maßnahme mit dem zuletzt wieder stärkeren Kurs des US-Dollars gegenüber dem Euro. Ob es aufgrund des zur Zeit schwächeren Kursverlauf des Euros möglich sein wird, Weizen vom freien Markt der EU in Drittländer zu vermarkten, bleibt abzuwarten. Wie es beim Export weiter geht, hängt vorrangig von den Entscheidungen in Brüssel ab.
    Baisse-Tendenz

 

  • Prognose der weltweiten Weizenernte 2004/05 nochmals erhöht
    Erneut hat der Internationale Getreiderat (IGC) am 31.03.2005 seine Prognose der internationalen Weizenproduktion 2004/05 nach oben korrigiert. Sie soll jetzt nochmals um 2 Mio.t höher ausfallen als noch im Februar erwartet. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) setzte in seiner März-Prognose vom 10.03.2005 doe Produktionserwartungen mit knapp 624 Mio.t ebenfalls rund 1,6 Mio.t höher als im Febrauar an.

    Nach diesen Prognosen würde die globale Weizenproduktion um 12 bis 13 % (68 bzw. 71 Mio.t) über der Vorjahresernte liegen.

    Vertraut man der neuen Schätzungen des IGC würde die weltweite Weizenernte 2004/05 den prognostizierten Verbrauch von 610 Mio.t um rund 13 Mio.t übersteigen. Damit übertrifft die Produktion zum ersten Mal seit sechs Jahren den weltweiten Verbrauch, so daß es zu einem Bestandsaufbau kommt. Nicht nur weltweit, sondern auch bei den Hauptexporteuren wird jetzt ein deutlicher Bestandsaufbau erwartet.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Welt
    Welt
    Haupt- exporteure
    1999/00
    585
    582
    202
    52
    2000/01
    582
    584
    201
    53
    2001/02
    581
    586
    198
    50
    2002/03
    566
    600
    164
    39
    2003/04
    555
    594
    124
    39
    2004/05 Prognose vom:

    30.09.2004

    615
    606
    138
    50

    25.11.2004

    618
    606
    138
    50
    27.01.2005
    621
    608
    137
    49
    31.03.2005
    623
    610
    137
    50
    Hauptexporteure: Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
    Quelle: USDA

    Der weltweite Verbrauch bleibt nach wie vor auf einem hohen Niveau. Die erwarteten Endbestände reichen jetzt wieder für einen Zeitraum von 3 Monaten aus. Das Wachstum der Weltbevölkerung läßt auch in den nächsten Jahren einen steigenden Verbrauch erwarten.

     

    Die Grafik zeigt die enge Bindung des Kursverlaufes an den Warenterminmärkten an die fundamentalen Daten, in diesem Fall an die Entwicklung der Endbestände bei Futtergetreide und Weizen.
    Baisse-Signal

 

Prognose
Nachdem die Intervention in den vergangenen Wochen als Absatzweg an Bedeutung gewonnen hat, spielt der Interventionspreis als Kalkulationsbasis ein entscheidene Rolle. Die Rücknahme der Exporterstattungen lähmt auch die Hoffnung auf umfangreichere Exporte. Kurz gesagt, Der Markt traut dem Preisverlauf in dem kommenden Monaten kaum noch durchschlagende Preissteigerungen zu. Als einzig positives Signal für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit von EU-Weizen kann der schwächere Kursverlauf des Euro gewertet werden.

Fazit: Die Stimmung am Markt ist äußerst trübe und für die Ernte 2004 scheint die Saison so gut wie gelaufen zu sein. Nach meiner Einschätzung deutet jedoch einiges darauf hin, daß die Weizen-Ernte 2005 preislich etwas besser bewertet werden wird.
 
 
 
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