Soja: Ende der Hausse-Phase in Sicht

S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 23.03.2005


Bis Mitte letzter Woche hielt die Rally am Sojamarkt an. Die rasanten Kursanstiege wurden durch Trockenheit und Ernteverluste in Südamerika ausgelöst. Regenfälle brachten die Wende.

Marktlage
Bereits seit Mitte Februar zogen die Sojakurse am führenden Börsenplatz in Chcago, USA rasant an. Prognosen über rückläufige Ernteerwartungen in Südamerika hatten die Hausse ausgelöst, da men jetzt doch mit erwas niedrigeren Endbeständen rechnete. Die Märzprognose vom 10.03.2005 mit deutlich zurückgenommenen Erwartungen bei den Endbeständen und Hiobsbotschaften über den Zustand der Sojabestände vor allem in Brasilien brachten die Notierungen auf die höchsten Werte seit September letzten Jahres.

Obwohl die Analysten nach wie vor von Rekordernten ausgehen und die Endbestände folglich Rekordniveau erreichen dürften, brachten die Meldungen über Trockenheit und asiatischen Rost und Südamerika den Markt kräftig in Wallung in die Preise kräftig in die Höhe. Die Grafik zeigt den engen Zusammenhang zwischen der Endbestands-Prognose und dem Preisverlauf.

 

Mitte letzter Woche brachten Regenfälle in Südbrasilien und einigen Anbauregionen in Argentienen die Wende. Schlagartig gaben die Kurse nach. Anfang der Woche setzte sich der Kursrückgang weiter fort, nachdem sich abzeichnet, daß die Ernte in Brasilien zügig voran geht.

An der Warenterminbörse CBOT, Chicago/USA fielen die Kurse für alle kommenden Fälligkeitstermine nach der Hausse der letzten Wochen erstmals wieder leicht zurück. Die Großhandelspreise an den europäischen (Tiefseehafen Rotterdam) und deutschen Märkten (Produktenbörsen) folgen dem Kursverlauf genauso wie die Endkundenpreise (Agrarpreise Hessen).

 

Fakten

  • Brasilien: Rekordernte und dennoch Rekordpreise
    Die brasilianische Soja-Produktion 2004/05 wird nach einer Prognose der National Supply Company (Conab) aktuell auf 53,119 Mio.t geschätzt und läge damit rund 6,7 % über dem Ernteergebnis von 2003/04, die 49,77 Mio.t erreichte. Im Dezember lag die Prognose noch bei 61,4 Mio.t. Andere Prognosen nennen Ernteerwartungen von 51,946 bzw. 53,9 Mio.t. Die Rekordernte basiert auf einer deutlichen Ausdehnung der Anbaufläche.

    Bis zum Ende der vergangenen Woche wurden in Brasilien rund 36 % der Sojaernte eingebracht. Zum selben Zeitpunkt des Vorjahres waren es lediglich 31 %. Lediglich in einzelnen Regionen im Süden und mittleren Westen scheint die Trockenkeit zu erheblichen Bestandsschäden und Ertragsausfällen geführt zu haben. Inwieweit die Trockenheit zu Schäden am Erntegut geführt hat, wird sich erst noch herausstellen.

    Die Sojapreise erklommen neue Rekordhöhen. In den vergangenen vier Wochen erzielten Anbauer in der Region São Paulo Preisanstiege von 34,8 %. Nach Mitteilung des Landwirtschaftsministeriums in São Paulo kam es bei allen notierten Produkten zu einem Preisanstieg von 5,1 % in den letzten vier Wochen. Der Preisgipfel ist vor dem Hintergrund rückläufige internationaler Notierung jetzt erreicht. Seit Wochenanfang kippt der Markt.
    Baisse-Tendenz

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  • Argentinen erwartet neue Ernterekorde
    Auch in Argentinen wird eine Rekordernte erwartet. Das dortige Landwirtschaftsministerium spricht von 37,5 Mio.t in der Saison 2004/05, nachdem Regenfälle die Wachstumsbedingungen vor allem für später ausgesäte Bestände deutlich verbessert haben. Im vergangenen Jahr erreichte die Ernte aufgrund ungünstiger Witterung nur 31,5 Mio.t. Mit 12,2 Mio. ha wurde die Soja-Anbaufläche 2004/05 zwar um 2,1 % eingeschränkt, insgesamt werden die Ernteaussichten jedoch als günstiger als im Vorjahr gewertet.
    Baisse-Tendenz

     

  • Weltweite Rekordernten lassen die Sojaberge anwachsen
    Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner neuesten Prognose vom 10.03.2005 die Sojabohnen-Ernte 2004/05 in den USA mit 85,5 Mio.t auf Rekordhöhe geschätzt . Die Weltproduktion wird mit 224 Mio.t ebenfalls auf Rekordniveau gesehen.

    Sojabohnen - Erzeugung und Endbestände
    in Mio.t
     
    Welt
    USA
    Brasilien
    Argentinien
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    2000/01
    175,1
    30,6
    75,1
    6,7
    39,0
    8,4
    27,8
    7,9
    2001/02
    184,9
    32,2
    78,7
    5,7
    43,5
    11,1
    30,0
    10,2
    2002/03
    197,1
    40,7
    75,0
    4,9
    52,0
    15,9
    35,5
    12,5
    2003/04
    188,8
    37,5
    66,8
    3,1
    52,6
    16,8
    33,0
    12,7
    2004/05 - Prognose
    09.02.2005
    228,6
    61,4
    85,5
    12,0
    63,0
    23,7
    39,0
    18,1
    10.03.2005
    224,1
    56,0
    85,5
    11,2
    59,0
    20,9
    39,0
    17,1
    Quelle: USDA

    Auch bei den Export- und Verarbeitungszahlen wird für die Saison 2004/05 eine Steigerung erwartet, die jedoch rund 6,5 Mio.t unter dem Produktions-Plus liegt. Größter Importeur von US-Sojabohnen ist mit weitem Abstand die VR China. Bisher haben die USA über 23 Mio.t Sojabohnen exportiert, davon 10,5 Mio.t nach China.

    Die Grafik zeigt den deutlichen Anstieg der Sojaproduktion in den vergangenen Jahrzehnten. Der Anteil der südamerikanischen Anbaustaaten wurde in den 90er Jahren immer weiter ausgebaut. Nach dem Produktionseinbruch in den USA 2003/04 konnten die US-Farmer ihren Anteil an der Produktion wieder ausdehnen und ihren Anteil an den internationalen Exporten wieder auf 45,6 % steigern (Vorjahr: 43,4 %).

     

    Nach dem Abbau der weltweiten Sojabestände auf 37,5 Mio.t in der Saison 2003/04 erwartet das USDA für 2004/05 einen Wiederaufbau der Bestände auf 56 Mio.t weltweit.
    Baisse-Tendenz

 

  • Asiatischer Rost: Panikmache oder echte Gefahr
    Für die Produzenten in Nord- und Südamerika wird Sojarost und seine Gefahren immer mehr zum diskutierten Thema. Sojarost (Asiatischer Rost - Phakopsora pachyrhizi) ist ein äußerst agressiver Pilz, an dem Sojapflanzen zunächst in den tropischen und subtropischen Regionen Asiens und Australiens erkrankten.

    In den letzten Jahren hat sich die Pilzkrankheit weltweit immer weiter ausgebreitet und kommt inzwischen auch in mehreren Regionen Afrikas vor. Im Jahr 2001 trat Sojarost erstmals in Südamerika auf. Inzwischen erstreckt sich das Auftreten auf Argentinien, Brasilien und Paraguay.

    Inzwischen hat der Sporenflug auch die USA erreicht. Aus einigen südöstlichen Staaten der USA (Virginia, Missisippi) wird erstmalig über ein Auftreten der Krankheit berichtet.

    Der Infektionsverlauf ist außerordentlich schnell, zumal der Pilz in verschiedenen Varietäten auftritt. Die Feldverluste können je nach Infektionszeitpunkt mit Raten zwischen 10-80 % sehr hoch liegen. Eine effektive Bekämpfung ist durch den rechtzeitigen Einsatz von Fungiziden möglich.

    Für die diesjährige Soja-Saison werden aus den USA Befürchtungen hinsichtlich einer weiteren Ausbreitung der Rostsporen (Wind) in auch weit entfernete Anbaugebiete geäußerst. Anders als 2001 in Brasilien werden die US-Farmer jedoch nicht mit dem Auftreten der neuen Krankheit überrascht. In den USA wird das Auftreten der Krankheit sorgfältig beobachtet, die Produzenten sind gut vorbereitet und wissen, mit welchen Pflanzenbehandlungsmitteln auf das Auftreten der Krankheit reagiert werden kann. US-Farmer halten Panik daher nicht für angebracht. Man hält das Thema für deutlich überbewertet.
    real nur geringe Auswirkungen, faktisch jedoch eine Frage der Marktreaktion

 

Prognose
Die Ernte in Südamerika hat begonnen. Doch noch immer treten die USA beinahe als Alleinanbieter am Weltmarkt auf. Aus Südamirika kommen nur noch vereinzelt Schiffsladungen mit "Restposten" in Europa an. Die ersten Schiffe mit neuerntiger Ware werden in den europäischen Häfen Mitte April erwartet.

Obwohl alle statistische Daten die Erwartung einer neuerlichen Rekordernte in Südamerika stützen, bleibt der Markt - trotz leichter Preisabschläge - relativ fest. Das auch nach den Regenfällen in Südamerika noch immer hohe Preisniveau spiegel das durch die USA bestimmte, knappe Angebot wider. Mit dem Beginn der Schiffsverladungen in Brasilien dürfte sich nach meiner Einschätzung der Markt drehen und die Sojapreose in's Rutschen kommen.

Bis dahin dürften noch die US-Exporte die Preisentwicklung am Weltmarkt vorgeben.

Auf negative Nachrichten (Wetter, Krankheiten ...) aus den südamerikanischen Anbaugebieten dürften die Märkte bis dahin äußerst sensibel als reagieren, so daß stärkere Kursschwankungen in den kommenden Wochen nicht auszuschließen sind.

 
 
 
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