Weizen weltweite knapper, Ernte in Rußland höher
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 20.12.2001


Völlig impulslos und mit einem sehr ruhigen Geschäftsverlauf verabschiedet sich der Getreidemarkt aus diesem Jahr. Zwar werden die in den letzten Wochen und Monaten vereinbarten Exportgeschäfte über die großen Seehäfen Hamburg, Rostock und Kiel flott abgewickelt, doch Neugeschäfte mit Drittländern kommen kaum zustande. findet umfangreiche Verladung von Brotweizen statt. Speziell beim Brotweizen ist derzeit die Nachfrage an den Exportmärkten eher gering.

Marktlage
Der Agrarhandel hat einen großen Teil des in der Ernte zugekauften Getreides vermarktet, so daß für den Anschlußbedarf der Verarbeiter Lagerware aus der Landwirtschaft nachgekauft werden muß. Die Verkaufsbereitschaft seitens der Landwirtschaft ist jedoch eher verhalten, da man auf deutliche Preissteigerungen im neuen Jahr hofft.

Fakten

  • In seiner Prognose vom 11.12.2001 geht das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) nach wie vor von einer deutlich kleineren weltweiten Weizenproduktion aus. Korrigiert wurden jedoch die Anfangsbestände aus 2000/01, so daß daß Gesamtangebot für 2001/02 jetzt mit 740 Mio. t (2000/01: 753 Mio. t) rund 4 Mio. t größer ausfällt, als noch vor einem Monat erwartet. Damit bestätigt das USDA die Einschätzung des Internationalen Getreiderates (siehe Beitrag vom 06.12.2001). Die Endbestände am Weizenmarkt dürften infolge auf den niedrigsten Stand seit 1996/97 absacken.


    Die amerikanischen Märkte reagierten auf diese Einschätzung zunächst mit einem leichten Rückgang der Kurse, konnten sich jedoch in den Folgetagen wieder erholen. An den europäischen Märkten blieben die Kurse jedoch unter Druck. Vor allem die Anhebung der Ernte in Rußland um 1 auf 45,5 Mio. t (2000/01. 34,5) suggeriert einen höheren Importdruck auf den EU-Markt.



  • Die Ernte in Marokko fiel nach letzten Erhebungen höher aus als erwartet, so daß der Importbedarf - der in den Vorjahren insb. mit EU-Weizen gedeckt wurde - vermutlich geringer ausfallen wird. China soll am 19.12.2001 rund 450.000 t Weizen am Weltmarkt gekauft haben, Japan 155.000 t am 18.12., während Südkorea offenbar noch in Verhandlungen steht und sich auch Ägypten am Markt zurückmeldet (Ende Ramadan). Der regere Handel gibt den internationalen Märkten Impule, ohne daß der EU-Markt davon profitieren konnte.

Prognose
Mit den Weihnachtsfeiertagen werden die Handelsaktivitäten weltweit weiter zum Erliegen kommen. Erst in der Woche ab dem 07.01.2002 ist wieder mit einer Belebung des Geschäftes zu rechnen. Grundsätzlich weist das Angebot-Nachfrage-Verhältnis auf international steigende Märkte hin. Inwieweit sich höhere Preise am Markt umsetzen lassen, wird nach meiner Meinung jedoch davon abhängen, wie rege der Export am Jahresanfang in Schwung kommt. Dies gilt umso mehr für die Exportregion EU-15.

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